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Huebsch in alle Ewigkeit Roman

Titel: Huebsch in alle Ewigkeit Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Flint
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dem Gewühl nicht, man muss sich im Rhythmus der Musik bewegen, sonst hat man keine Chance durchzukommen. Wir tanzen einmal durch den Raum, um zu gucken, wer alles da ist. Ich merke, wie einige Jungs uns begierig anglotzen. Tja, Pech gehabt, denke ich, ich bin schon vergeben. Leider ist mein Torero nirgendwo zu sehen, also ziehe ich Vivian wieder in die Nähe des Eingangs. Ich bin so aufgeregt! Kribbelig. Wie ein Schulmädchen. Dieses Flimmern im Bauch vor einer langen Partynacht, in der alles möglich ist, ist heute genau wie früher einfach das Allerbeste. Besonders wenn man nicht nur hofft , jemand Nettes kennenzulernen, sondern man mit einem umwerfenden Mann verabredet ist, von dem man weiß , dass er einen auch mag. Und an Karneval ist bekanntlich die Hemmschwelle für alle möglichen zwischenmenschlichen Annäherungen deutlich heruntergesetzt. Alleine die Aussicht darauf, mit meinem Torero zu knutschen, versetzt mich in Hochstimmung. Gegen eine gute Knutscherei kann jede andere Droge einpacken! Und was danach noch alles kommen kann …!
    »Da simmer dabei, dat is pri-hi-ma, Viva Colonia!«, singen wir. Sandra ist wieder zu uns gestoßen und bemüht sich mitzumachen, obwohl sie keine Ahnung hat vom kölschen Liedgut. Aber es ist ja nicht so, dass die
Refrains übermäßig hohe geistige Anforderungen stellen. Selbst Sandra ist ziemlich schnell in der Lage, »Viva Colonia« mitzugrölen. Dann allerdings kommt im Refrain die Textzeile »Wir glauben an den lieben Gott« vor. Damit haben Vivian und ich natürlich unsere Probleme. Deswegen schreien wir an der Stelle immer ganz laut: »Wir glauben an den lieben Laaaa! und ham auch immer Durst.«
    Sandra guckt uns komisch an. »Was singt ihr denn da?«
    »Wie bitte?«, rufe ich.
    »Wieso singt ihr nie Gott?«
    Ich zucke zusammen. »Ha ha«, mache ich und bin froh, dass ein neues Lied anfängt. »Heidewitzka, Herr Kapitän, im Müllemer Bötche fahre mer so jään!«, johle ich und reihe mich in die Polonäse ein. Vivian ist hinter mir. Gerade als wir wieder an der Tür vorbeitanzen, kommt ein großer Batman rein.
    »Ahhh«, schreie ich und springe entsetzt zur Seite. Ich habe die Regenpfützenaugen sofort erkannt. Unter der Gummimaske steckt der Vampirkiller höchstpersönlich! Kasimir Ture lächelt uns zu, aber wir tun so, als würde die Menge uns mitziehen. In Tresennähe klinken wir uns aus der Polonäse aus und beobachten den unheimlichen Batman, der neben der Tür Position bezogen hat. Seine spitzen Fledermausohren überragen das Getümmel aus Schlumpfkappen, Sultansturbanen, Pumucklperücken und Schweinsmützen um ein ganzes Stück. »Was macht der denn hier?«, frage ich.
    »Keine Ahnung«, sagt Vivian. »Nicht dass er gemerkt
hat, dass wir ihm auf die Schliche gekommen sind?« Mir wird mulmig.
    Der Batman schiebt sich durch die Menge auf uns zu. Seine Augen funkeln durch die Löcher in der schwarzen Maske. Ich sehe, wie er Vivian mustert. Wenigstens hat er keine Machete dabei, mit der er uns auf der Stelle köpfen könnte. Als er bei uns angekommen ist, sagt er ganz freundlich: »Hallo, die Damen.« Dann tritt er zur Seite und gibt den Blick frei auf eine kleine, dünne schwarzgelb gestreifte Biene. Auf dem Rücken hat sie zwei Flügel aus schwarzem Stoff und auf dem Kopf ein Haarband, an dem zwei gelbe puschelige Fühler befestigt sind. Das muss wohl die Königin sein. Sie sieht aus wie zwölf, und man wartet nur darauf, dass sie »Kamelle!« schreit. Unglaublich, dass sie so brutal sein soll. Vivian macht einen Knicks vor ihr, und ich tue es ihr nach. Carla nickt uns huldvoll zu. Dann nimmt sie die Menge ins Visier.
    »Verzeihung, dass ich so reinplatze in diesen … wie nannten Sie es… Mädelsabend«, sagt Ture zu Vivian, »aber als Sicherheitsminister konnte ich die Königin natürlich nicht alleine gehen lassen.«
    »Natürlich nicht«, antwortet Vivian nur und schaut ihn nicht an. Ture wendet sich ab und stellt sich wie ein Schrank neben die Königin.
    Sandra quetscht sich zu uns durch. »Mann, haut doch nicht immer ab«, poltert sie beschwipst und zieht eine Lady-Shave-Schnute. »Ich hätte nicht übel Lust, die Poli…« Ich ramme ihr meinen Ellenbogen in die Seite. »Aua«, schreit Sandra. »Was fällt dir ein?«
    »Entschuldigung«, sage ich freundlich-streng, »aber
heute wollen wir uns doch alle vertragen, oder?« Das würde uns jetzt gerade noch fehlen, dass Sandra der Vampirkönigin verrät, dass sie um unsere wahre Identität weiß und uns von

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