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Hüftkreisen mit Nancy

Hüftkreisen mit Nancy

Titel: Hüftkreisen mit Nancy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Schwarz
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sie. Ihr Körper tat immer beizeiten, was er sollte. Ich würde mich da sonst wie im Ausdruck verheddern.
    «Er hat gesagt, er könne dich fürs Erste nicht mehr weiterbeschäftigen wegen deiner Probleme.»
    «Ach das», kommentierte ich flau.
    «Wegen deiner Sexprobleme!», stieß sie hervor und wandte erschüttert den Kopf ab. «Er hat gesagt, die Kolleginnen würden sich weigern, mit dir zu arbeiten, weil du dir immer vorstellst, wie du in sie eindringst.»
    Das war der Beweis! Chef – der wiedergeborene Stalin. Der gütige Erzschurke. Im Gewand der Besorgnis ließ sich jede Lüge verstecken. Kolleginnen! Eindringen! Mir pumpte das Blut in gewaltigen Kolbenhüben durch den Kopf. Dorit wandte sich mir langsam wieder zu, diesmal als Schmerzensreiche. «Sag mir, warum du uns das antust!»
    «Ich tue euch nichts an», sagte ich, «das ist alles etwas komplexer.»
    «Ist denn Oralverkehr wirklich so wichtig?», sprach Dorit den einzigen wirklich relevanten sexuellen Disput unserer Beziehung an, in der Hoffnung, hier die Quelle allen Verderbens zu finden und, wenn es denn sein musste, zu stopfen. Die Oralverkehranfrage, von mir eines Sonntags beim Mittagessenkochen freimütig vorgebracht (ich hatte in der Zeitung gelesen, man solle ruhig mal mit seinem Partner sprechen, wenn es im Bett etwas trockenbrotmäßig zuginge), warnämlich abschlägig beschieden worden. Dorit hatte mir eine gerade geputzte Mohrrübe in die Hand gedrückt und gesagt, die solle ich mal eine Minute im Mund behalten. Aber ohne Zähne. Ich fragte noch, ob eine Gurke nicht realistischer sei, aber Dorit sagte, nein. Beleidigt gab ich Dorit die Mohrrübe zurück, und sie drückte sie mitleidlos in den Zerkleinerer. Meine Vorhaltung, dass ich mich schließlich auch hin und wieder dergestalt an ihr zu schaffen machen würde, hatte sie mit geheuchelter Enttäuschung beantwortet. «Ich wusste nicht, dass du das aus Berechnung tust. Ich dachte, es wäre Liebe!»
    Aber jetzt war sie auf dem falschen Dampfer. «Dorit», sagte ich, «da sind ein paar Sachen zusammengekommen. Aber ich krieg das wieder hin.»
    «Warum hast du nicht mit mir darüber gesprochen? Weißt du, wie ich mich gefühlt habe, das alles zufällig von einem Fremden zu erfahren? Die ganze Stadt wusste es wahrscheinlich schon, nur ich nicht.»
    «Du glaubst ihm offenbar jedes Wort.»
    «Du hast eine junge Frau überfallen. Vor Zeugen. In einem Antifa-Café. Oder hat er sich das alles ausgedacht?»
    «Ich bezweifle, dass dich meine Version überzeugen würde.»
    Was ich ihr nicht sagte, war, dass ich selbst meine Version auch nicht sonderlich überzeugend fand. Die Wirklichkeit hat ja gewisse Plausibilitätskriterien zu erfüllen, aber sie tut uns nicht immer den Gefallen. Eine simple, versöhnliche, gewöhnliche Lüge ist da manchmal besser.
    «Wie soll ich ihm nicht glauben? Du sagst mir nichts, tust so, als wäre alles in Ordnung, gehst jeden Morgen aus dem Haus. Das spricht, verzeih mir, nicht gerade für Ehrlichkeit.Wo gehst du eigentlich hin? In den Park, vor die Kaufhalle zu den anderen   …» Sie stoppte noch rechtzeitig vor dem Wort «Versagern».
    «Ich gehe in ein Fitness-Studio. Ich habe eine preiswerte Vormittagskarte.»
    «In ein Fitness-Studio? Um deine Sexprobleme zu lösen? Wäre ein Therapeut da nicht die bessere Wahl?»
    «Noch einmal, Dorit: Es war nicht so, wie du denkst. Du musst mir vertrauen.»
    «Ich habe dir so lange vertraut   …»
    Das stimmte zwar nicht, sie hatte mir nie richtig vertraut, aber offenbar hatte Dorit Gefallen daran gefunden, mit einem Monster ihre Fernsehabende zu verbringen. Den Krimi vor und hinter der Mattscheibe. Sie schwieg länger, dann legte sie ihre Hand auf meine. «Bist du noch der Mann, den ich zu kennen glaube?»
    «Die Meldestelle sagt ja», sagte ich, worauf Dorit mich lange durchdringend ansah und dann fassungslos den Kopf schüttelte.
    Im Fernsehen wedelte jetzt ein Antiquitätenhändler mit einem affigen blaugelben Seidentuch im Hemdausschnitt durch eine großbürgerlich mahagonigetäfelte Szene und heuchelte der Kommissarin – einer gefeierten Schauspielerin jenseits der fünfzig, von der nur im Zusammenhang mit ihrer unglaublichen Jugendlichkeit gesprochen werden durfte – sein Unverständnis über die plötzliche «Weltreise» seiner sonst so gewissenhaften Sekretärin ins Gesicht. Im Hintergrund stand steif seine hagere Gattin in einem der Tageszeit unangemessenen Jacquardblazer oder Kurzmantel, der ihren Reichtum

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