Hühner Voodoo (German Edition)
grünen Bohnen und Baguette. Sie richtete es auf einem Teller nett an und begann zu essen. Als sie nach dem Essen die Hühnerknochen in den Abfall warf, kam ihr die Idee.
Bernadette Kunz. Hühner Voodoo. Perfekt!
Aber außer ihrem Namen hatte sie keine weitere Information über sie.
Gwendolyn griff zum Telefon und rief kurzerhand beim Einwohnermeldeamt an.
«Tach auch, Sibylle Körner hier vom Finanzamt West. Ich brauch Amtshilfe, Frau Kollegin. Hab Ärger mit meinem Chef gekriegt, weil ich da was verbockt hab. Ich finde eine gewisse Bernadette Kunz nicht mehr in meinem System. Der Steuerbescheid ist zurückgekommen. Humboldtstraße 13 hab ich hier stehen. Könnten Sie mal bitte überprüfen, ob Sie vielleicht eine andere Adresse hat? Muss ein älterer Jahrgang sein, hoffe, Sie haben nicht allzu viele Bernadette Kunz.»
Gwendolyn musste eine Weile warten und wurde schließlich belohnt.
«Wie war das? Im Haingarten 87. Ganz sicher? Das ist die einzige Bernadette Kunz? Und die Adresse hat sich seit Jahrzehnten nicht geändert? Hm. Na gut, das wird sie sein. Danke Ihnen sehr. Und wenn ich mal was für Sie tun kann, rufen Sie mich an.»
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DREI
Bernadette Kunz wohnte in einer Reihenhaussiedlung, die in den 50er Jahren entstanden war. Und auch noch so aussah. Gwendolyn fand die Hausnummer, auf dem Klingelschild stand «Kunz», sie klingelte, und als geöffnet wurde, stellte sie erfreut fest, dass sie tatsächlich die richtige Adresse hatte.
«Ich wusste es!», rief Bernadette erfreut.
Gwendolyn zuckte leicht zusammen. «Was bitte?»
«Ich wusste, dass ich heute noch Besuch bekomme. Meine Knochen haben es ganz eindeutig gesagt.»
Gwendolyn hatte durchaus schon gehört, dass die Knochen älterer Leute einen Wetterumschwung ankündigen. Aber Besuch? Hm.
Gwendolyn lächelte leicht. «Nun ja, dann muss ich mich wohl nicht dafür entschuldigen, dass ich unangemeldet komme.»
«Nein. Auf mein Hühner Voodoo ist Verlass.»
Ach, die Knochen meinte sie. Gwendolyn untersagte ihrer rechten Augenbraue, sich spöttisch hochzuziehen, und strahlte Bernadette an: «Faszinierend.»
«Kommen Sie doch herein.»
Gwendolyn spielte die Gekränkte: « Sie ? Aber Bernadette, ich dachte, wir duzen uns!»
Bernadette war etwas verblüfft. «Wirklich?»
«Also, hör mal, wir beide haben gemeinsam die Polizei überlistet. So etwas verbindet. Ich bin übrigens Gwendolyn.» Sie lächelte. «Ich wollte mich erkundigen, wie es dir geht.»
«Das ist aber nett. Komm, ich mach uns einen Kaffee!»
Gwendolyn folgte Bernadette in die Küche, in der ein kleiner Esstisch mit drei Stühlen stand. Während Bernadette sich daranmachte, aus der Mode gekommenen altmodischen Filterkaffee aufzubrühen, nahm Gwendolyn am Küchentisch Platz und wartete auf den geeigneten Moment, um Bernadette auf die Notwendigkeit eines Büros für ihr Hühner Voodoo hinzuweisen. Bernadette sollte allerdings von sich aus die Sprache darauf bringen. Das wäre eleganter.
Doch zunächst brachte Bernadette die Sprache auf etwas anderes: «Woher wusstest du denn, wo ich wohne?»
«Aber das hast du mir doch erzählt.»
Bernadette hielt beim Abmessen des Kaffeepulvers inne und sah Gwendolyn erstaunt an. «Bist du sicher?»
«Aber ja, sonst wäre ich ja wohl nicht hier.» Um dieses Thema nicht weiter zu vertiefen, preschte sie nun doch vor: «Wie läuft denn dein Geschäft?»
«Na ja, ich pausiere gerade. Muss mich wahrscheinlich wirklich mal um so eine Reisekarte oder Gewerbekarte kümmern.» Bernadette wandte sich wieder dem Kaffee zu. «Ach Gottchen, jetzt weiß ich nicht mehr, wie viel Löffel ich reingetan hatte.»
«Vier», sagte Gwendolyn. «Ja. Sehr lästig, dieser Behördenkram.»
Bernadette holte zwei Kuchenteller aus dem Schrank, stellte sie neben einen Marmorkuchen und machte sich daran, ein Stück von dem Kuchen abzuschneiden. «Ich liebe Marmorkuchen. Ich backe jeden Tag einen. Möchtest du Kuchen zu deinem Kaffee?»
«Nein, danke.»
«Kann ich dann dein Stück haben?»
«Ähm, also … ja, sicher.»
«Danke.» Bernadette lud sich zwei Stücke auf ihren Teller und trug ihn zum Tisch. Dann wählte sie sorgsam zwei Sammeltassen aus und stellte sie daneben. Der Wasserkessel pfiff, Bernadette goss das kochende Wasser langsam in den Filter. Tröpfchen für Tröpfchen füllte sich die Kanne. Nachdem der Kaffee durchgelaufen war, nahm sie den Filter ab, setzte den Deckel auf die Kanne und befestigte einen Tropfenfänger mit einem
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