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Hühner Voodoo (German Edition)

Hühner Voodoo (German Edition)

Titel: Hühner Voodoo (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hortense Ullrich
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kleinen Schmetterling an Deckel und Ausguss. Gwendolyn hatte das Gefühl, an einer Zeitreise zurück in die 50er Jahre teilzunehmen. Schließlich stellte Bernadette die Kaffeekanne auf den Tisch und nahm ebenfalls Platz.
    «Was denn, kein Kaffeekannenwärmer?», fragte Gwendolyn ironisch.
    «Aber natürlich, wo hab ich bloß meinen Kopf.» Bernadette sprang auf und entnahm einer Schublade ein gepolstertes, mützenähnliches Teil, liebevoll bestickt mit Blumen und Schmetterlingen, das sie über die Kaffeekanne stülpte.
    Gwendolyn seufzte leicht. Dann fixierte sie Bernadette, bemühte sich um ein vertrauenerweckendes Lächeln und machte sich daran, die Chancen ihres gemeinsamen Geschäftes zu erkunden.
    «Soll ich dir dabei behilflich sein, so eine Reisegewerbekarte zu bekommen?»
    «Würdest du das tun?»
    «Aber sicher.»
    «Prima, danke.»
    «Gern.» Dann zog sie die Augenbrauen zusammen.
    «Was ist?», fragte Bernadette.
    «Ich hab gerade überlegt: Was machst du eigentlich, wenn es regnet? Oder im Winter, wenn es kalt ist? Du kannst dein Hühner Voodoo ja eigentlich nur bei gutem Wetter betreiben. Aber wenn echte Depressionen einsetzen, also etwa im November, und Leute wirklich deine Hilfe und deinen Rat brauchen, dann kannst du dich nicht in die Fußgängerzone setzen.»
    «Oh. Das hab ich noch gar nicht bedacht.»
    Gwendolyn nickte. «Siehst du. Und dann wäre es doch eigentlich schade um das Geld, das du dem Ordnungsamt für die Erteilung und Ausstellung einer Reisegewerbekarte zahlen musst.»
    «Ach? Das kostet was?»
    «Allerdings.»
    Bernadette sprang nicht so richtig darauf an, sie nahm es als gegeben hin. Gwendolyn musste nachhelfen.
    «Weißt du, für das Geld könntest du dir vielleicht sogar ein kleines Büro mieten.»
    «Oh, ich brauche kein Büro. Ich mach ja keine Schreibarbeit.»
    «Nein, ich meine eine Praxis. Eine Hühner-Voodoo-Praxis. Dann könnten deine Kunden – oder nennst du sie Patienten …?»
    «Ich nenne sie Menschen.»
    «Also, dann können deine Menschen zu jeder Jahreszeit und bei jeder Witterung zu dir kommen. Wäre das nicht schön?»
    «Ja. Du hast völlig recht. Das wäre perfekt.»
    Aber Bernadette fragte immer noch nicht, ob sie vielleicht zufällig leerstehende Praxisräume wüsste.
    «Könntest du denn die Miete für eine Praxis bezahlen?»
    «Ja, ja, das ist kein Problem. Ich hab mein Leben lang gearbeitet, Geld verdient und es nie ausgegeben. Hab ja immer bei meinen Eltern gelebt.»
    Gwendolyn war sehr beruhigt. «Soll ich mich denn mal um Räume für dich kümmern?»
    «Würdest du das tun?»
    «Sicher, wieso nicht.»
    «Hast du denn Zeit dafür?»
    «Ich nehme mir die Zeit.»
    «Bist du eigentlich verheiratet?»
    «Zurzeit nicht. Früher schon. Heiraten ist eins meiner Hobbys. Ich hatte vier Ehemänner.»
    «Nacheinander?»
    Gwendolyn grinste: «Aber nein. Gleichzeitig natürlich, damit sie miteinander Skat spielen können.»
    «Ist das denn erlaubt?»
    «Skat spielen?»
    «Nein, ich meine …»
    Gwendolyn winkte ab. «Ich weiß, was du meinst. Natürlich nicht gleichzeitig. Ich hab bloß einen Scherz gemacht.»
    «Und wieso … also, viermal, das ist … sind deine Ehemänner alle … gestorben?»
    «Nein, nur der letzte. Von den anderen dreien habe ich mich scheiden lassen.»
    «Drei Scheidungen!», rief Bernadette. «Du Ärmste.»
    Gwendolyn zuckte die Schultern.
    «Was war das Problem bei deinem ersten Mann?», fragte Bernadette
    «Seine Mutter.»
    «Ach?»
    «Wir hatten sehr jung und ohne Einverständnis seiner Mutter geheiratet. Sie war entsetzt, hatte andere Pläne mit ihrem Sohn und auch bereits eine passende Partie für ihn gewählt. Sie verlangte von ihm, sich zwischen mir und den Familienmillionen zu entscheiden.»
    «Und was hat er getan?»
    «Na, was wohl?!»
    Bernadette sah Gwendolyn gespannt an, Gwendolyn hob an zu antworten, da rief Bernadette: «Nein, warte, sag nichts, lass mich raten: Er hat sich für das Geld entschieden.»
    Gwendolyn lobte Bernadette nicht für diese gedankliche Detektivarbeit, sondern sagte nur: «Und ich habe eine ausgesprochen großzügige Abfindung bekommen, damit ich in die Scheidung einwillige.»
    «Und was kam bei deinem zweiten Mann dazwischen?»
    «Ehemann Nummer drei», lächelte Gwendolyn. «Nummer zwei war sehr nett, sehr höflich, sehr kultiviert, aber sterbenslangweilig. Es war mehr eine Vernunftehe, ich dachte, ich probiere es mal aus. Aber als ich dann Nummer drei sah, war ich auf der Stelle Hals über Kopf verliebt.

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