Hühner Voodoo (German Edition)
hinzuweisen, dass sie sich im Blumenladen doch mal umhören könnte, ob jemand von einer Wohnung wisse, die zu vermieten war. Britta hatte keinen Widerstand geleistet, sondern genickt. Sie war immer noch bester Laune. Ihr Traumprinz war tatsächlich wiedergekommen, das Ganze schien sich sehr gut zu entwickeln.
«Er besucht mich täglich im Laden», hatte sie geschwärmt.
Gwendolyn hatte gelächelt und gemeint: «Wie schön für dich. Aber finde zumindest heraus, ob er verheiratet ist.»
Britta hatte Gwendolyn erschrocken angesehen. «Ach, du meine Güte, daran hab ich noch gar nicht gedacht. Du hast recht. Er kommt immer nur in der Mittagspause. Und er hat mich noch nicht nach einem Date gefragt. Aber er hat auch noch keinen Annäherungsversuch gestartet. Ist das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen?» Ohne Gwendolyns Antwort abzuwarten, fuhr sie fort: «Ich werde mal vorschlagen, dass wir uns abends treffen. Wenn er sagt, das geht nicht, bedeutet es, dass er verheiratet ist.»
«Kindchen, mach es nicht so kompliziert. Frag ihn einfach, ob er verheiratet ist.»
«Was? Wie sieht denn das aus?»
«Es sieht genauso aus, wie es ist: Du hast keine Lust, deine Zeit mit einem verheirateten Mann zu verschwenden.»
«Aber dann denkt er doch, ich hab Interesse an ihm.»
«Hast du doch.»
«Ja, aber das muss er doch nicht wissen.»
Gwendolyn hatte den Mund geöffnet und wieder geschlossen. Nein, diese Diskussion wollte sie nicht fortführen.
Sie hörte, wie Ronny Bernadettes Zimmer verließ, und sah ihn durch das Wartezimmer Richtung Ausgangstür gehen. In der Hand hielt er ein Stück Marmorkuchen, von dem er gerade abbiss. Als er Gwendolyn sah, hob er die Hand mit dem Kuchen zum Gruß in die Höhe, dann fiel die Tür hinter ihm ins Schloss.
Bernadette kam zu ihr ins Zimmer, Gwendolyn sah sie verblüfft an.
«Du hast ihm Kuchen gegeben?»
«Ja, das war bereits sein drittes Stück. Er findet meinen Marmorkuchen richtig gut.»
«Wieso fütterst du deine Kunden mit Kuchen?»
«Tu ich normalerweise nicht. Aber ich hatte mich so auf ein Stück Kuchen gefreut, und es wäre unhöflich gewesen, ihn länger warten zu lassen oder vor ihm zu essen, ohne ihm etwas anzubieten. Also hab ich den Kuchen mit in mein Zimmer genommen und ihm ein Stück angeboten. Er war begeistert. Er hat gefragt, ob ich für seinen Imbiss Kuchen backen will. Ich hab ja gesagt.»
«Du backst ab jetzt Kuchen für Ronnys Imbissbude?»
«Ja. Ist das nicht toll?»
Gwendolyn sah Bernadette an. Marmorkuchen für eine Imbissbude? Hm. Auch eine Geschäftsidee. Ausbaufähig? Lukrativ? Eher nicht. Dennoch würde sie mal dezent nachfragen müssen, ob denn auch eine finanzielle Vereinbarung getroffen wurde. Falls nicht, würde sie das mit Ronny aushandeln.
«Was kam bei den Nackensteaks raus?»
«Nackensteaks? Davon hat er nichts gesagt.»
«Das war der Grund, weshalb er gekommen war. Hast du überhaupt Hühner Voodoo gemacht?»
«Nein. Irgendwie kamen wir gar nicht dazu. Über den Kuchen und die Idee, dass ich den ab jetzt für ihn backe, haben wir das wohl ganz vergessen.»
Da Gwendolyn das Honorar für die Sitzung bereits zu Beginn kassiert hatte, war es ihr egal. Bernadettes Blick fiel auf die Chronik.
«Hör mal, Gwendolyn, ich denke, wir sollten Herrn Ackermann das Buch wieder zurückgeben.»
«Nein, ich brauche es für meine Behandlungen.»
«Dieses Buch? Wieso denn?»
«Weil ich so tue, als sei es ein Voodoo-Weisheitsbuch. Ich bin für die Theorie zuständig, du für die Praxis. Das kommt gut an.»
«Aber dafür kannst du doch auch ein anderes Buch nehmen. Ich hab wirklich ein schlechtes Gewissen, weil wir es immer noch haben. Wir sollten es ihm vorbeibringen.»
Bernadette lag ihr schon länger in den Ohren wegen der Chronik. Und der Gedanke, dass sie von Frederick doch noch Honorar kassieren könnte, kehrte immer wieder und von Mal zu Mal drängender zurück. Sie könnte das Geld gut brauchen. Sie überlegte. Sie müsste ja nur die Chronik zurückbringen, ihn über den Fluch in Kenntnis setzen, sie würde das Geld kassieren – und gut ist. Damit wäre das Kapitel Ackermann abgeschlossen.
«Okay. Aber dann besorgst du mir ein anderes Buch. Aber es muss groß und dick sein und alt aussehen.»
Bernadette überlegte. «Wie wäre es mit einem Band einer Brockhaus-Enzyklopädie? Ich habe da eine Jubiläumsausgabe.» Wie auswendig gelernt fügte sie hinzu: «Handgearbeiteter, grüner Ledereinband mit reich verziertem Rücken, in Gold
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