Hühner Voodoo (German Edition)
ungläubig an. Hatte sie ihn nicht verstanden?
«Ein Bestattungsinstitut», wiederholte er.
Sie nickte und sah ihn weiter fragend an.
Er erklärte es deutlicher. «Du würdest sozusagen in einem Bestattungsinstitut wohnen.»
«Ja, hab ich verstanden. Aber du wolltest mir sagen, was der Haken an der Sache ist.»
«Das ist der Haken. Das Bestattungsinstitut ist der Haken.»
«Aber wieso? Muss ich da mitarbeiten? Oder muss ich durch die Leichenhalle, wenn ich in meine Wohnung will? Darf ich nur im Sarg schlafen?»
«Nein, du kannst dein eigenes Bett mitbringen. Und es gibt einen Extraeingang für die Wohnungen im ersten Stock.»
«Na also.»
Frederick konnte es nicht fassen: «Findest du das nicht schlimm? Das ist doch eklig. Gruselig. Abstoßend.»
Britta rückte leicht von ihm ab und sah ihn tadelnd an. «Also, du solltest mal an deiner Einstellung zu solchen Dingen arbeiten. Sterben ist eine natürliche Sache und Leute zu beerdigen, ist ein ganz normales Business. Irgendjemand muss es ja tun, schließlich gibt es eine gesetzlich vorgeschriebene Bestattungspflicht.»
Frederick sah Britta geschockt an.
«Ich bin Bestattungsunternehmer», brach es aus ihm heraus.
Gespannt hielt er die Luft an. Was nun?
Das Taxi hielt an, sie waren da.
«Ach was!», rief Britta. «Dann ist das dein Unternehmen, von dem du eben gesprochen hast?»
«Ja.»
«Und du wohnst auch dort?»
«Ja. In der Wohnung nebenan.»
«Hey, dann wären wir ja Nachbarn.»
Das war’s. Er war verliebt. Als er aus dem Taxi stieg, wusste er: Britta war die perfekte Frau für ihn. Er würde sie heiraten! Sie oder keine.
NEIN!
Verflixt.
Auf keinen Fall.
Okay. Ganz ruhig bleiben. Musste kein Problem sein. Vielleicht wollte Britta gar nicht heiraten. Aber einer harmonischen Beziehung stand zumindest nichts im Wege.
Sie betraten das Restaurant.
Britta wählte Scaloppine al limona, Kalbsschnitzel in Limonensoße. Sie hatte eigentlich vorgehabt, Fredericks Geldbeutel zu schonen und eine Pizza zu bestellen, aber wenn er ein eigenes Unternehmen hatte, wäre wohl ein schöner Hauptgang drin. Sie hatte Hunger auf eine richtige warme Mahlzeit. Gwendolyn schien nur Reste in ihrem Kühlschrank aufzubewahren; was sie etwas wunderte, denn Gwendolyn kochte nie. Irgendwie organisierte sie Essensreste. Die allerdings selten zueinander passten. Und da Britta über deren Herkunft Zweifel hegte, hielt sie sich essenstechnisch etwas zurück. Daher war eine Einladung zum Abendessen für sie ein Highlight.
Sie war bester Laune. Frederick gefiel ihr ausgesprochen gut. Wieso eigentlich?
Er sah toll aus. Er war sehr höflich und aufmerksam. Hatte tadellose Manieren, war charmant, gebildet, wirkte aufrichtig. Er war auf angenehme Art und Weise zurückhaltend. Er war ein wenig zu nervös, aber da sie hoffte, das hinge mit ihr zusammen, freute sie sich darüber. Wenn er gerade mal nicht nervös war, zeigte er Humor. Gute Gründe, von jemandem begeistert zu sein. Ach was, sie musste gar nicht analysieren, wieso sie ihn gut fand, unterm Strich war es einfach so, dass sie sich Hals über Kopf in ihn verliebt hatte. Die Chemie stimmte. Es fühlte sich richtig an.
Nachdem er ihr gesagt hatte, dass er Bestattungsunternehmer sei, blühte er richtig auf. Was hatte er erwartet? Dass sie schreiend davonlaufen würde, wenn er ihr sagte, womit er sein Geld verdiente?
«Du wohnst also bei deiner Tante. Wieso?»
«War Teil eines Fluchtplans.»
Frederick sah etwas besorgt aus.
Sie lachte: «Keine Sorge, hab keine Bank überfallen oder so. Ich hatte einfach die Nase voll. Meine letzte Beziehung hat ein sehr …, sagen wir mal: unschönes Ende gefunden. Ich wollte einfach nur weg aus der Stadt. Hab meinen Job gekündigt, meinen Koffer gepackt und bin zu meiner Tante gezogen. Hier starte ich jetzt neu.»
«Das klingt sehr optimistisch.»
«Sicher. Ich meine, ich kann doch nicht immer Pech mit Männern haben. Irgendwann muss ich doch den Richtigen treffen.»
«Wieso glaubst du so unerschütterlich daran?»
«Na, weil ich davon ausgehe, dass das Leben es gut meint. Mit mir und allen anderen. Grundsätzlich. Und wenn Dinge nicht so laufen, wie man es geplant oder erwartet hat, bedeutet das, dass man entweder härter kämpfen muss oder aufgeben und einen anderen Weg gehen soll.»
Frederick lachte. «Tolle Theorie. Und wie weißt du, welche von beiden Optionen die richtige ist?»
«Versuch und Irrtum.»
«Du bist wirklich eine Optimistin.»
«Allerdings! Wie soll ich denn
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