Hühner Voodoo (German Edition)
nicht mehr auf der Liste», rief ihm Britta fröhlich entgegen.
«Aber nicht doch. Ganz im Gegenteil. Heute Mittag führe ich dich zum Essen aus. Curry King.»
Britta verzog leicht das Gesicht.
Er hatte es für witzig gehalten, sie in eine Imbissbude einzuladen. Außerdem wollte er nicht den Eindruck erwecken, es sei ein Date. Er hatte Angst, sie zu verschrecken. Es sollte locker klingen, daher Imbissbude. Aber das war wohl keine gute Idee.
«Wir können auch zum Japaner gehen», schlug er sofort vor.
«Nein.»
Verflixt. Es war zu früh, er hätte ihr einfach wie immer etwas mitbringen sollen. Sie fand es wohl zu aufdringlich.
«Ich kann auch was holen», ruderte er zurück. Etwas leiser fügte er hinzu: «Du musst nicht mit mir essen gehen, wenn du nicht möchtest.»
Sie sah ihn überrascht an.
«Nein. Das ist es nicht. Ich würde gerne mit dir essen gehen. Aber wie wäre es mit Abendessen?»
«Abendessen?»
«Ja. Abends muss ich auch was essen.»
Offensichtlich hatte er ein ziemlich verblüfftes Gesicht gemacht, denn Britta beteuerte: «Nichts Teures. Curry King ist auch okay. Obwohl ich, ehrlich gesagt, gerne beim Essen sitze und nicht stehe.»
Frederick war sehr erleichtert. Alles okay. Gott sei Dank. «Ich kann einen Klappstuhl für dich mitbringen.»
Britta lachte. «Ja, dann ist alles in Ordnung. Klappstuhl. Mehr brauch ich nicht zum Glücklichsein.»
Frederick lachte ebenfalls. «Wie wäre es mit Antonio ?»
«Ein Freund von dir oder ein italienisches Restaurant?»
«Letzteres.»
«Klingt lecker.»
«Gut. Soll ich dich nach der Arbeit abholen?»
«Ich muss mich noch umziehen.» Dann sah sie an sich hinunter. Sie trug ein kurzes Cocktailkleid, mitternachtsblau. «Nein, muss ich nicht.»
«Mir ist schon aufgefallen, dass du stets super gekleidet bist. Ist das nicht unpraktisch?»
«Allerdings. Sehr sogar.»
«Und wieso tust du es dann?»
«Weil ich gut aussehen will.»
Frederick nickte. Bei der exklusiven Kundschaft des Ladens war das wohl angebracht. Er lächelte, sie lächelte zurück. Ihr Lächeln verursachte wieder diese Nervosität bei ihm. Er sollte gehen.
«Also dann, bis heute Abend.»
«Halt.»
«Was ist?»
«Na, was ist denn jetzt mit dem Essen?»
«Italiener heute Abend hatten wir doch gesagt.»
«Nein, ich meine jetzt. Gilt das Curry-King-Angebot noch?»
«Oh. Ähm, ja. Ich dachte, du wolltest nicht.»
«Ich wollte nicht, weil ich den Laden nicht verlassen kann. Ich bin doch alleine. Aber auf eine Currywurst hätte ich schon Lust.»
Ach, das erklärte ihre ablehnende Reaktion eben. Das hätte sie ja auch gleich sagen können. Aber stattdessen hatte sie nach einem Abendessen gefragt. Hm. Sie schien ebenfalls gerne Zeit mit ihm zu verbringen. Diese Erkenntnis machte ihn noch ein bisschen nervöser. Aber er hatte noch Verstand genug anzubieten: «Ich kann eine holen gehen.»
«Das wär super. Mit Pommes.»
Blitzschnell verließ er den Laden.
Seine Nerven flatterten.
«Sehen wir doch einmal nach, was das Buch der Voodoo-Weisheit in Ihrem Fall empfiehlt», sagte Gwendolyn mit wichtiger Miene, setzte eine Lesebrille auf, die sie gar nicht brauchte, von der sie jedoch annahm, dass sie damit akademischer aussah, und begann in der Ackermann’schen Familienchronik zu blättern. Sie hatte sich zum wichtigsten Utensil in Gwendolyns Behandlungsmethoden entwickelt. Das opulente Werk war dekorativ auf ihrem Schreibtisch in ihrem Behandlungszimmer platziert. Das Hühner-Voodoo-Business lief ganz ordentlich an, sie hatten zwar nicht viele, aber regelmäßige Kunden.
Ihre erste vorschriftsmäßig angemeldete Patientin war eine junge Dame. Sie hatte angerufen und einen Termin ausgemacht. Als sie kam, stellte sich heraus, dass sie keine Dame war, sondern eine üppige Blondine mit Namen Candy, die Beratung suchte, weil sie nicht sicher war, ob sie ihren Job im Nagelstudio aufgeben und das Angebot eines Agenten annehmen sollte, der sie als Model ganz groß rausbringen wollte. Gwendolyn riet von einem Branchenwechsel ab, empfahl aber sicherheitshalber noch das Hühner-Voodoo-Orakel zu befragen. Bernadette kam zum selben Ergebnis. Candy war zwar sehr enttäuscht, fügte sich aber dem Urteil. Zwei Tage später stand sie strahlend wieder vor der Tür, bedankte sich überschwänglich, und da der Agent wegen Zuhälterei verhaftet worden war, beschloss sie, fortan keine Entscheidungen mehr zu treffen, ohne vorher Luna Madisons Hühner Voodoo zu befragen.
Candy hatte einen großen
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