Hühner Voodoo (German Edition)
steckte das Geld ein.
Er hatte das Büchlein in die Hand genommen und aufgeblättert. Gwendolyn ging zur Tür.
«Ach, Frau Madison, Moment noch bitte. Haben Sie bei Ihren Recherchen irgendeinen Hinweis darauf gefunden, dass ich mich nicht verlieben darf? Keine Beziehung haben darf?»
«Nein. Es ist nur von Heiraten die Rede. Und es ist auch kein persönlicher Fluch. Sie haben nichts falsch gemacht. Es ist nicht Ihre Schuld. Außerdem hatten Sie ja Beziehungen. Es ging immer nur schief, wenn Sie Ihrer Freundin einen Heiratsantrag gemacht haben, oder? Also, lassen Sie das in Zukunft.»
«Nicht heiraten. Keinen Antrag machen. Das ist alles?»
«Also ich kann es nicht garantieren, aber so sieht es aus.»
Er sah Gwendolyn an. «Danke für Ihre Hilfe, Frau Madison.»
Gwendolyn ging, war aber nicht ganz so happy, wie sie es mit dem Geld in der Handtasche eigentlich hätte sein sollen.
Frederick war auf dem Weg zum Blumenladen, um Britta für ihr gemeinsames Abendessen abzuholen. Von Zeit zu Zeit blieb er stehen und machte ein paar beruhigende Atemübungen. Er hatte die Aufzeichnungen seines Vorfahren Heinrich gelesen. Absurd. Verrückt. Dennoch: Um auf Nummer sicher zu gehen, würde er sich an das halten, was Luna Madison ihm empfohlen hatte und was nach Lektüre des Büchleins naheliegend war – nicht heiraten. Die Recherchearbeit, die sie geleistet hatte, beeindruckte ihn. Vielleicht hatte er sie unterschätzt. Sie hatte sein Problem zwar nicht gelöst, aber eine Erklärung dafür gefunden. Das half ihm bedingt weiter.
Erleichtert war er darüber, dass er eine Beziehung haben konnte, ohne die potenzielle Freundin zu gefährden. Er musste sich nur konzentrieren, dass er Britta nicht aus Versehen fragte, ob sie ihn heiraten wolle. Britta? Hatte er eben daran gedacht, Britta zu heiraten? Ja. Stopp. Langsam. Davon waren sie weit entfernt. Britta wusste ja noch nicht einmal, dass er Bestattungsunternehmer war. Und das war ja üblicherweise bereits der Deal Breaker.
Britta stand vor dem Laden. Sie ging auf ihn zu und begrüßte ihn mit einem Kuss auf die Wange. Er hütete sich davor, das als persönliche Wertschätzung zu interpretieren. Diese Küsschen-Küsschen-Begrüßungen waren derart inflationär geworden, dass es ihn nicht wundern würde, wenn man demnächst seinen Briefträger oder den Paketboten so begrüßen würde.
«Wo ist Antonio’s ? Laufen wir?»
«Nein, es ist zu weit.»
«Bist du mit dem Wagen da?»
«Wir nehmen uns ein Taxi.»
So viel hatte er inzwischen gelernt: Man fährt seine Dates nicht mit einem Leichenwagen durch die Gegend. Er hatte darüber nachgedacht, sich einen Zweitwagen anzuschaffen. Aber seine Rechnung hatte ergeben, dass es wesentlich günstiger war, sich in solchen Fällen ein Taxi zu nehmen.
Als sie im Taxi saßen, fragte er Britta: «Wo wohnst du eigentlich?»
«Bei meiner Tante. Vorübergehend. Ich bin auf der Suche nach einer Wohnung. Du weißt nicht zufällig eine?»
Frederick durchzuckte ein wilder Gedanke. Sollte er? Wieso nicht.
«Ich … also … es gibt da eine Zwei-Zimmer-Wohnung, so um die 70 Quadratmeter, in einem sehr schönen alten Barockgebäude. Aufwendig renoviert, Vollbad, Balkon, Einbauküche. Die Küche ist sehr groß, man kann bequem einen Esstisch für vier Personen reinstellen.»
«Klingt sehr gut. Wo ist der Haken?»
«Welcher Haken?»
«Es gibt meist einen Haken bei Sachen, die gut klingen.»
Den gab es tatsächlich in diesem Fall. Die Wohnung, von der Frederick sprach, war in seinem Bestattungsinstitut. Im ersten Stock, gleich neben seiner Wohnung. Die Schwester seines Vaters hatte dort gelebt, bis sie ins Seniorenheim zog. Als Begründung für ihren Umzug gab sie an: «In meinem Alter sollte man sich nicht ständig mit Toten umgeben. Das drückt aufs Gemüt.»
Seither war die Wohnung unbewohnt, weil Frederick sich keine Chancen ausrechnete, dass jemand gerne in einem Bestattungsinstitut wohnen wollte. Er selbst benötigte die Räume nicht. Er wohnte nach wie vor in der Wohnung, in der er aufgewachsen war, eine Fünf-Zimmer-Wohnung, die fast das gesamte erste Stockwerk einnahm.
Jetzt kam die entscheidende Probe.
«Es gibt tatsächlich einen Haken.»
«Welchen?»
«Die Wohnung liegt in einem Haus …»
«Das halte ich für einen Vorteil und keinen Haken.»
«Aber in diesem Haus ist in der unteren Etage ein Geschäft.»
«Das macht doch nichts.»
«Es ist ein Bestattungsinstitut.»
«Okay. Und wo ist der Haken?»
Frederick sah sie
Weitere Kostenlose Bücher