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Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)

Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)

Titel: Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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sogar, höchstens fünfzehn Grad, schätzte Tobias. Und sein Pullover lag im Bungalow hinter der von Julia verrammelten Tür. Keine Chance, in absehbarer Zeit hineinzukommen. Fröstelnd stapfte er auf und ab. Er untersuchte gerade das Fenster auf Einstiegsmöglichkeiten, als nebenan die Tür aufging. »Was machst du denn da? Schlüssel verloren?« fragte Tinchen.
    »Nein, Rausschmiß.«
    »Du solltest dir etwas Warmes überziehen, Junge, es ist empfindlich kühl hier oben.«
    »Was glaubst du wohl, weshalb ich noch mal rein will«, knurrte er. Schließlich mußten beide einsehen, daß Julia ihr Klopfen entweder wirklich nicht hörte oder ganz einfach nicht hören wollte. »Am besten gehen wir gleich ins Haupthaus, da wird es wärmer sein«, entschied Tinchen, nachdem auch Florian zu ihnen gestoßen war. Ein bißchen zweifelnd musterte sie seinen Aufzug: Jeans, kariertes Hemd mit Schal im Ausschnitt, darüber eine Jeansjacke und unten herum die uralten Wanderstiefel, deren Existenz sie schon längst vergessen hatte. »Die Safari beginnt erst morgen früh!«
    »Nachher werden wir an der Futterstelle wilde Tiere sehen, und dementsprechend habe ich mich angezogen«, begründete Florian seine etwas sehr sportliche Aufmachung. »Und außerdem habe ich gar nichts anderes mit.«
    Sogar der Speisesaal war rund. In der Mitte befand sich ein riesiger offener Kamin mit einem angenehm knisternden Feuer, und drum herum war das kalte Büfett aufgebaut. Rote Decken zierten die langen Eßtische, dazu passende Servietten ragten wie Spieße nach oben, und der Blumenschmuck war weitaus üppiger als das Arrangement neulich zu Florians Geburtstag.
    »Ist das alles etwa nur unseretwegen inszeniert worden?«
    »Nein, meine Dame, so sieht es hier immer aus.«
    Erschrocken drehte sich Tinchen um. Hinter ihr stand ein gutaussehender Mann in korrektem dunkelblauen Anzug mit weißem Hemd und Krawatte. »Wir haben ja ständig wechselnde Gäste und sind bemüht, ihnen den kurzen Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten. Vielleicht entschließt sich ja doch der eine oder andere, das nächstemal nicht an die Küste zu fahren, sondern hierherzukommen. Das Klima jedenfalls ist bei uns wesentlich angenehmer. Und gesünder.«
    »Sagen wir mal, es erinnert mächtig an zu Hause.« Tobias hatte sich neben den Kamin gestellt, wo er allmählich wieder auftaute.
    »Nur abends und nachts, tagsüber ist es genauso heiß wie am Meer. Ich garantiere Ihnen, daß Sie heute nacht ausgezeichnet schlafen werden. Auch ohne Klimaanlage.« Dann stellte er sich vor. Hauser heiße er, sei Deutscher und seit zwei Jahren Manager dieser Lodge. »Wenn Sie Lust haben, führe ich Sie ein bißchen herum.«
    Und ob Tinchen Lust hatte! Weniger aus Interesse an der Hotelanlage, sondern weil ihr dieser Herr Hauser ausnehmend gut gefiel. Kein Wunder, wenn man seit zwei Wochen nur Männer in unzulänglicher Bekleidung und in den verschiedensten Stadien des Sonnenbrands gesehen hatte.
    Mürrisch stiefelte Florian hinter den beiden her. Nachdem sie von der Bar bis zur mit bequemen Polstermöbeln ausgestatteten Lounge alles besichtigt und pflichtschuldig bewundert hatten, öffnete Herr Hauser eine gläserne Schiebetür. »Und hier ist unsere Terrasse mit Blick auf den Kilimandscharo.«
    Groß war sie, dekoriert mit Blumenkästen und Pflanzenkübeln, beschattet von Schirmakazien und Fächerpalmen. Nur den Kilimandscharo suchte Tinchen vergebens. Na ja, es war ja schon dunkel, wer weiß, wie weit weg dieser Berg lag, morgen früh würde sie ihn sicher sehen können, und die Geier auf der Schirmakazie schauten ja auch schon sehr afrikanisch aus. An der Küste gab es keine, da hüpften nur so kleine bunte Piepmätze herum, die Nektarvögel hießen, und Stelzenläufer, die bei Ebbe am Strand nach Muscheln suchten.
    Ein Boy erschien mit Drinks, ein zweiter näherte sich mit unterwürfiger Miene. Ob der Bwana mal eben an die Rezeption kommen könnte. Der Bwana entschuldigte sich bei seinen Begleitern und enteilte.
    »Gelackter Affe«, knurrte Florian hinterher. Inzwischen kam er sich in seiner Wildwestkostümierung doch ein bißchen albern vor, zumal die meisten anderen Gäste durchweg zivilisierter gekleidet waren. Wenigstens seine Bergstiefel sollte er wechseln, obwohl drei Jahre alte Turnschuhe auch nicht gerade als Gipfel der Eleganz gelten konnten.
    Auf dem Weg zum Bungalow kam ihm Julia entgegen. Mit einer Taschenlampe leuchtete sie jedes Gebüsch und jeden Zentimeter Weg ab, bevor

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