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Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)

Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)

Titel: Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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Ihnen einen schönen Tag und – falls wir uns nicht mehr sehen – einen guten Rückflug.«
    »Danke«, knurrte Florian. Er hatte schon befürchtet, dieser geschniegelte Knilch würde ihm den Morgenkaffee durch seine Anwesenheit vergällen. Aber so, wie der sich gab, hatte er bereits gefrühstückt. Wie konnte man bloß morgens um halb sieben schon so ausgeschlafen aussehen?
    Julia trödelte heran. »Morgn. Mir ist kalt.«
    »Zieh dir doch etwas Wärmeres an«, sagte Tinchen.
    »Hab nichts mit.«
    »Dann kann ich dir auch nicht helfen. Wo bleibt Tobias?«
    »Kommt gleich.«
    Er erschien als letzter. Mit gesenktem Kopf schlich er durch die Tür. Er hob ihn auch nicht, als er nach einem Streifzug am Büfett vorbei mit vollgehäuftem Teller zum Tisch kam. »Morgen allerseits.« Schweigend löffelte er sein Müsli, schweigend stopfte er Toast in sich hinein, und schweigend klaute er seinem Vater eine Zigarette aus der Packung. »Is was?« fragte der.
    »Nö«, kam es zurück.
    Nun lassen sich Zigaretten äußerst schwer anzünden, wenn man mit seinem Gesicht fast auf dem Tischtuch hängt. Notgedrungen mußte Tobias seinen Kopf heben, und jetzt konnten es alle sehen: Er hatte ein wunderschönes blaues Auge. Und eine Schramme auf der Stirn.
    »Du liebe Zeit, wie ist denn das passiert?« rief Tinchen erschrocken.
    »Der Kerl konnte Karate.«
    »Welcher Kerl?«
    Nur die Ankündigung, daß die Landrover startklar seien und man jetzt bitte einsteigen möge, enthob Tobias der Notwendigkeit, sein Veilchen zu erklären. Doch kaum saßen sie im Wagen, bohrte Tinchen nach. »Hast du dich etwa geprügelt?«
    »Dazu bin ich gar nicht erst gekommen, der war viel schneller als ich.«
    »Wer?«
    »Na, dieser bärtige Neandertaler mit seinem Erdnußsyndrom. Erst war er den ganzen Abend nicht zu sehen, und plötzlich taucht er hinter uns auf, als wir gerade auf einer Bank so ein bißchen geschmust haben.«
    »Das haste nu von deinem bakteriellen Rumgeschlotze!« Eine gewisse Schadenfreude konnte Julia nicht unterdrükken. »Es war doch klar, daß der Latschenheini und diese blöde Schnepfe zusammengehören.«
    »Das hätte sie ihm aber auch sagen können«, verteidigte Tinchen ihren Sohn. »Und da hat er zugeschlagen? Einfach so?«
    »Erst hat er gesagt, hau ab! Und als ich nicht gleich wollte, hatte ich seinen Fuß im Gesicht.«
    »Iiiiihhhhh«, machte Julia.
    »Gar nicht iiihhh. Stell dir bloß vor, der hätte auch noch Schuhe angehabt.«
    Von der Unterhaltung hatten die beiden Italiener wohl doch etwas verstanden, und das lädierte Auge war ihnen auch nicht entgangen. Der kleine Dicke blinzelte Tobias verständnisvoll zu. »Amore, äh?«
    »Si.« Und dann demonstrierte er gestenreich, wie er zu seiner allmählich ins Violette übergehenden Blessur gekommen war. Hinterher waren die beiden überzeugt, Tobias habe seinen Nebenbuhler krankenhausreif gedroschen und selbst nur diese geringfügige Verletzung davongetragen.
    »Bravissimo«, kam es unisono. Dann stellten sie sich vor. Rinaldo hieß der Kleine mit dem rosa Hütchen, das er auch jetzt wieder trug, und Ricardo der andere. Ein cantante sei er, erklärte Babyface, in grande opera in Verona, Milano e in Inghliterra, Covent Garden, capire?
    Doch, Tinchen hatte verstanden. Nur hatte sie noch nie etwas von einem Opernsänger namens Rinaldo Coppi gehört. Aber je länger sich die beiden unterhielten, desto schneller gewöhnte sie sich wieder an den Klang dieser Sprache, die sie immerhin mal recht gut beherrscht hatte. Bald fielen ihr immer mehr Vokabeln ein, und vielleicht würde sie sich mit diesen beiden komischen Vögeln sogar unterhalten können.
    Im Augenblick war ihr noch nicht danach. Sie fror entsetzlich, trotz der Jeans und trotz der Strickjacke, die sie bis zum Hals zugeknöpft hatte. Die Sonne stand einfach noch nicht hoch genug, um die während der Nacht abgekühlte Luft zu erwärmen. Hinzu kamen das offene Dach und das halsbrecherische Tempo, mit dem der Fahrer die Sandpiste entlangbretterte. Ganz tief in den Sitz duckte sich Tinchen, und trotzdem klapperte sie mit den Zähnen. »Können wir nicht etwas langsamer fahren?«
    Konnten sie nicht. Der Fahrer – er hieß ausnahmsweise nicht Moses, sondern Mloleve – wollte den Anschluß nicht verpassen. Acht Safariwagen waren gestartet, die jetzt in gebührendem Abstand hintereinander herfuhren, jeder in eine Staubwolke gehüllt, und erst stoppten, als sie den Eingang zum Park erreicht hatten. Nur eine Holzbude, besetzt von

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