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Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)

Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)

Titel: Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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hier wirklich Tiere herkommen?« Diese Behauptung erschien Tinchen äußerst zweifelhaft, wußte sie doch, daß Nachtjäger helles Licht scheuten und sich erst recht nicht blicken lassen würden, sobald sie den Geruch von Menschen witterten.
    »Wahrscheinlich sind die Viecher schon so domestiziert, daß sie das alles nicht mehr stört«, sagte Florian. »Wozu sollen sie noch jagen, wenn sie ihr Futter hier gratis serviert kriegen?«
    »Seid mal ruhig«, flüsterte Julia, »ich glaube, da kommt was angeschlichen.«
    Es raschelte tatsächlich. »Könnte ein Schakal sein.« Angestrengt blickte Florian ins Dunkel, wo hinter einem Grasbüschel ein grünes Augenpaar leuchtete. Plötzlich bewegten sich die Augen, ein Körper schob sich geduckt vorwärts, und dann sprang die getigerte Hauskatze auf den Köder zu.
    »Von wegen Schakal!« sagte Julia verächtlich.
    Florian verteidigte seine zoologischen Kenntnisse. »Es hätte immerhin einer sein können.«
    Sie warteten weiter. Zehn Minuten, zwanzig Minuten – nichts. Und dann, als sie zu frieren begannen und schon gehen wollten, näherte sich etwas Größeres. »Das ist eine Hyäne«, behauptete Tinchen, »ich habe ganz deutlich die Tupfen gesehen.«
    »Vielleicht waren es Streifen, und es gibt doch Tiecher in Kenia.«
    »Sei jetzt mal ruhig, Flori, und mach die Zigarette aus! Wenn die hier oben Licht sieht, kommt sie nicht.«
    Sie kam aber doch, und es war tatsächlich eine Hyäne. Bis auf zwei Meter hatte sie sich an den Futterplatz herangeschlichen, da öffnete sich weiter oben die Tür der Dschungelbar und spie einen Schwall bierseliger Sangesbrüder aus. »So ein Tag, so wunderschön wie heute …«
    Die Hyäne fand das nicht und floh. Sie kam auch nicht mehr wieder, obwohl der gemischte Chor bald verschwunden war und nun Ruhe herrschte. »Es muß sich wohl um ein sehr musikalisches Tier gehandelt haben«, sagte Tinchen, als sie nach vergeblichem Warten wieder hügelabwärts stolperten. »Hoffentlich sind die im Park weniger menschenscheu.«
    Florian hob die Hand zum Schwur. »Ich verspreche hoch und heilig, daß ich morgen ganz bestimmt nicht singen werde.«

Kapitel 14
    I n so ziemlich allen afrikanischen Hotels scheint es die gleiche barbarische Methode des morgendlichen Weckens zu geben: Beinahe-Tür-einschlagen, freundliches Grinsen im schwarzen Gesicht und der hingehaltene Kugelschreiber, mit dem man seine Flucht aus dem Bett zu quittieren hat.
    Es war noch dunkel, als Tinchen halb verschlafen ihren Kringel auf das Papier malte, und sehr viel heller war es immer noch nicht, als sie zusammen mit Florian durch das stille Hotelgelände zum Haupthaus ging. Sie waren auch die ersten im Speisesaal.
    »Komm, Flori, laß uns mal auf die Terrasse gehen, vielleicht kriegen wir noch den Sonnenaufgang mit.« Ein herbeieilender Boy war ihnen beim Öffnen der Schiebetür behilflich.
    Und da war er plötzlich, der Berg. Zum Greifen nah. »Mein Gott, Florian, ist der schön.« Untenherum lag er noch im Nebel, doch die weiße Spitze hob sich bereits deutlich von dem zunehmend blauer werdenden Himmel ab. »Auf Postkarten habe ich ihn schon gesehen und zigmal im Fernsehen, aber in natura ist er einfach überwältigend. Guck mal, jetzt kommt die dunkle Hälfte zum Vorschein. Und die Geier sind auch schon wieder da. Ob Hemingway hier gesessen hat, als er seinen ›Schnee am Kilimandscharo‹ schrieb?«
    »Hat er nicht. Da gab es die Lodge nämlich noch gar nicht. Guten Morgen übrigens.« Schon wieder dieser Lackaffe, dachte Florian wütend, kann er einen denn nicht mal in Ruhe dieses herrliche Panorama genießen lassen? Der sieht’s schließlich jeden Tag, wir bloß einmal.
    »Guten Morgen«, sagte Tinchen fröhlich. »Ich hab mir den Berg nicht so phantastisch vorgestellt. Kann man da eigentlich rauf? Bis unten zum Fuß ist es doch bloß ein Spaziergang.«
    Herr Hauser lächelte. »Wenn Sie einen Vierzigkilometermarsch als Spaziergang bezeichnen, kommt es hin. In der Savanne lassen sich Entfernungen nur schwer abschätzen, da täuscht man sich immer wieder. Aber wenn Sie den Kilimandscharo tatsächlich besteigen wollen, müssen Sie es von der anderen Seite aus tun. Die wenigsten wissen, daß er gar nicht in Kenia liegt, sondern in Tansania.«
    »Waren Sie schon mal oben?«
    Erschrocken wehrte er ab. »O nein. Ich finde ihn von unten imponierend genug.« Er sah auf seine Uhr. »Sie sollten jetzt frühstücken, in einer knappen halben Stunde fahren die Wagen los. Ich wünsche

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