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Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)

Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)

Titel: Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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letzten Tage vor der Abreise. Manchmal war er mitten in der Nacht wach geworden, weil Tinchen die Lampe angeknipst und irgendwelche Notizen gemacht hatte, Insektenspray zum Beispiel oder Fusselbürste. Die Liste wurde immer länger, und ein Ende war offenbar nicht abzusehen. »Tine, wir wandern nicht aus, wir fahren in Urlaub!«
    »Eben! Weißt du noch, wie wir vor zwei Jahren in diesem türkischen Kaff keine weiße Schuhcreme auftreiben konnten?«
    »Ja. Dafür haben wir die braune nicht gebraucht, die du eingepackt hattest, weil nämlich keiner von uns braune Schuhe mitgenommen hatte.«
    Am schlimmsten jedoch war die Einkaufstour gewesen, zu der sich Florian hatte breitschlagen lassen, nachdem seine Frau in sechs Versandhauskatalogen nichts Passendes gefunden und seine Tochter nach flüchtigem Durchblättern die gesamte Kollektion als »echt ätzend« abgetan hatte. »Am besten gehen wir in das Geschäft auf der Berliner Allee, da kriegt man auch im Winter alles, was man im Sommer braucht. Die haben nur Kundschaft mit Ferienhäusern auf den Bahamas und so.«
    Die Wartezeit, während der seine beiden Damen unermüdlich Röcke und Shorts anprobierten, wurde Florian durch eine Tasse Kaffee und einen Kognak verkürzt. Man war schließlich ein renommiertes Haus und hatte derartige Extras schon in den Preisen berücksichtigt. Das wurde ihm klar, als Julia in einem hellblauen Minibikini aus der Kabine trat. »Der ist echt geil, was? Kostet noch nicht mal hundert Mark.«
    Das allerdings stimmte. Auf dem Preisschild stand DM 98,95. »Was denn, so viel Geld für so wenig anzuziehen?« Ungläubig starrte er auf die beiden schmalen Stoffstreifen. »Früher trugen die Frauen Badeanzüge bis zu den Knöcheln, dann bis zu den Knien, dann bis zu den Hüften, und jetzt bin ich mir nicht sicher, ob du den hier überhaupt bis zum Strand tragen wirst.« Insgeheim mußte er jedoch zugeben, daß diese Winzigkeit Julias schlanke Figur äußerst vorteilhaft zur Geltung brachte. Väterlicher Stolz schwang mit, als er nach kurzem Zögern sagte: »Na schön, Kleines, genehmigt. Aber bei den anderen Sachen machst du’s ein bißchen billiger, ja?«
    Schuhe kaufen wollte Julia lieber allein, deshalb war sie auch schon weg, als Tinchen endlich ihre Auswahl getroffen und Florians Geduld auf eine harte Probe gestellt hatte. Wohl nur deshalb war seine Reaktion zu verstehen, als sie ihm in der Wäscheabteilung den kleinsten aller vorhandenen Slips zur Begutachtung hinhielt und wissen wollte: »Gefällt er dir?« und er spontan antwortete: »Mir schon, aber ich fürchte, dein Mann wird damit nicht einverstanden sein.«
    Das maliziöse Lächeln der Verkäuferin und Tinchens wütender Blick entschädigten ihn dann doch ein bißchen für den aufreibenden und vor allem teuren Nachmittag. Eine Erholungspause in der Konditorei lehnte Tinchen aber ab.
    »Immer noch böse?« fragte er zerknirscht.
    »Quatsch, ich hab nur bei der neuen Hose den obersten Knopf nicht ganz zugekriegt. Meinst du, ich schaffe das in fünf Tagen?«

    »Wenn wir nicht bald abfahren, verpassen wir noch das Flugzeug«, jammerte Frau Antonie und durchwühlte zum fünften Mal ihre Handtasche nach Reisepaß und Ticket, obwohl sie schon viermal festgestellt hatte, daß beides ordnungsgemäß im Seitenfach mit dem Reißverschluß steckte. Genau wie die Kopfschmerztabletten und das Kölnisch Wasser und die kleine Nagelfeile, weil man gerade unterwegs immer irgendwo hängenbleibt. Eine erneute Kontrolle ergab allerdings das Fehlen der Schlaftabletten. »Ach du lieber Gott, die habe ich bestimmt im Bad liegenlassen. Ernst, kannst du dich erinnern, ob ich meine grüne Schachtel eingepackt habe?« Während sie hektisch weitersuchte, nahm Frau Antonies Gesicht die Färbung einer überreifen Tomate an.
    »Bis auf Hühneraugenpflaster und Hustensaft war die Hausapotheke heute morgen leer.«
    »Vielleicht habe ich die Tabletten ja auch auf dem Nachttisch vergessen. Gestern abend mußte ich eine nehmen, sonst hätte ich die ganze Nacht kein Auge zugemacht. Bestimmt liegen sie jetzt dort. Was mache ich denn bloß ohne? Ernestine, hast du welche?«
    Tinchen winkte ab. »Schlaftabletten besitze ich nicht, brauch ich auch nicht, ich bin mit einer verheiratet.« Sie schob die Küchengardine zur Seite und zeigte aus dem Fenster. »Seit einer halben Stunde räumt er die Koffer ein. Und was hat er geschafft? Gar nichts!«
    Alles hatte Florian schon probiert, senkrecht hochkant, liegend übereinander,

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