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Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)

Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)

Titel: Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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stehend nebeneinander – Koffer waren nun mal nicht biegsam wie das Abschleppseil und widerstanden jedem Versuch, sie in Hohlräume zu pressen. Er stapelte auf, stapelte ab, stapelte um, Tinchens Koffer in Schwiegervaters Auto, Karstens Koffer in seinen Kadett, aber damit hatte er nur ein neues Problem geschaffen, denn jetzt ging Omas Reisetasche nicht mehr rein. Was er brauchte, war ein Möbelwagen!
    »Möchte bloß wissen, was die alles mitschleppen«, knurrte er halblaut vor sich hin, ließ alles stehen und liegen und schlurfte zum Aufwärmen ins Haus. »Wenn wir den ganzen Krempel mitnehmen wollen, müssen mindestens zwei Personen zu Hause bleiben. Ihr könnt ja schon mal anfangen zu knobeln.«
    »Ich stelle mir gerade die vielen Bierkästen vor, die man laut Prospekt in Papas Kofferraum unterbringen kann, also werden doch wohl die paar lumpigen Gepäckstücke reinpassen.« Karsten ging die ganze Sache mathematisch an. Er ermittelte die Kubikmeterzahl des Gesamtgepäcks, dividierte sie durch das Volumen der beiden Kofferräume und kam zu dem Ergebnis, daß sogar noch Platz genug blieb für Reservekanister und Verbandskasten. Entschlossen machte er sich an die Arbeit.
    Wenigstens brauchte er keine halbe Stunde. Es dauerte nur ein paar Minuten, dann war er wieder da. »Wann geht der nächste Zug nach Frankfurt?«
    »Ich hab ’ne bessere Idee«, sagte Tobias. »Fährt dein Freund Gerlach nicht einen Kombi?«
    Gebrüllt vor Lachen hatte Florian, als Gerlach zum erstenmal mit seinem Schlachtschiff auf den Parkplatz gefahren und prompt gegen den Hydranten geknallt war, weil das neue Auto um einiges länger war als der alte Wagen, doch seitdem er regelmäßig zum Angeln ins Sauerland fuhr und jedesmal eine komplette Überlebensausrüstung mitschleppte, hatte Gerlach seinen Käfer gegen einen Kombi eingetauscht.
    »Sonnabends ist der doch nie zu Hause.«
    »Um diese Zeit schon, weil er jetzt erst langsam wieder nüchtern wird«, widersprach Tinchen. »Ruf mal an, mehr als nein sagen kann er nicht.«
    »Eben. Deshalb ist es auch besser, wenn du ihn fragst. Bei dir wird er eher weich.«
    Am anderen Ende der Telefonstrippe meldete sich der Anrufbeantworter. »Auflegen und gleich noch mal wählen«, empfahl Florian, »spätestens beim vierten Bimmeln geht er selber ran.«
    Gerlach kapitulierte schon nach dem dritten Mal. »Welcher Wahnsinnige wagt es, jetzt schon …«
    »Der Wahnsinnige bin ich«, sagte Tinchen schüchtern, »und bin in einer ganz ekligen Zwangslage. Wenn du nicht hilfst, ist alles im Eimer.«
    Kaum ein Mann kann der flehenden Stimme einer Frau widerstehen, schon gar nicht, wenn sie vor lauter Schluchzen nur unzusammenhängende Sätze herausbringt. Als Gerlach den Hörer auflegte, war er davon überzeugt, daß Florian bereits auf dem Weg zum Flughafen war und aus noch nicht geklärten Gründen seine Frau zu Hause gelassen hatte. Ob versehentlich oder mit Absicht, blieb vorläufig dahingestellt. Auf jeden Fall würde er, Gerlach, diesem hinterhältigen Kerl einen Strich durch die Rechnung machen. Ohne Tinchen würde Florian nicht nach Kenia fliegen (obwohl er sie natürlich viel lieber hierbehalten und über Florians Fluchtversuch hinweggetröstet hätte)! Gar nicht verdient hatte der Schuft dieses prachtvolle Geschöpf, und wenn er selbst nicht so ein hoffnungsloser Idiot gewesen wäre, hätte er ihr damals schon einen Heiratsantrag gemacht, lange bevor Florian dazwischengekommen war. Aber hatte er denn ahnen können, daß dieser Windhund so hartnäckig sein würde? Sogar bis nach Italien war er ihr nachgefahren. Und dann war es natürlich zu spät gewesen. Einen Fetzen Tüll hatte er, Gerlach, sich noch ans Auto binden und den Trauzeugen spielen dürfen, was beinahe schon an Masochismus gegrenzt hatte. Seitdem beobachtete er das Bendersche Familienleben mit Argusaugen. Ganz hatte er die Hoffnung nicht aufgegeben, schließlich waren manche Ehen noch nach der Silberhochzeit geschieden worden.
    »Er wird kommen!« Aus dem Wohnzimmer, wo sie ihren herzerweichenden Monolog heruntergespult hatte, zog Tinchen die Schnur hinter sich her und stellte den Apparat wieder auf den Dielentisch. »Allerdings wäre es angebracht, wenn das Haus bis dahin einen etwas verlasseneren Eindruck machen würde. Ganz genau weiß ich nicht, was Peter hier vorzufinden erwartet, auf keinen Fall jedoch eine Familientagung.«
    »Was um alles in der Welt hast du ihm denn erzählt?«
    »Der Zweck heiligt die Mittel, Flori, aber du

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