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Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)

Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)

Titel: Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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stören.«
    Schnell drückte Tinchen die Nachbarin auf den Stuhl zurück. Sie hatte den Wagen vorfahren sehen. »Trinken Sie ruhig aus, bis das Gepäck verladen ist, bleibt noch genug Zeit.«
    »Hallo, Tina«, sagte Gerlach munter, »bist du endlich vernünftig geworden und hast Flo …« Er hatte Frau Knapp entdeckt. »Guten Tag. Äh, was ich sagen wollte, hast du Florian schon vorweggeschickt?«
    »Ja, er ist bei meinen Eltern mitgefahren und läßt schon mal einchecken.«
    »Ohne Gepäck?«
    »Na ja, weißt du … wir haben nämlich nicht alles ins Auto gekriegt!« So, jetzt war es heraus.
    »Und ich alter Esel habe gedacht …« Was er gedacht hatte, verschwieg er und brachte es auch während der ganzen Fahrt nicht mehr zur Sprache. Er hatte zunächst mal wieder alle Hoffnung aufgegeben, aber seitdem ging’s ihm besser.

    Vor dem Terminal saß Tinchen auf dem großen Koffer, die Beine quer über den nächstkleineren gelegt, eine Hand am Griff der Reisetasche und bewachte das um sie herum gestapelte Gepäck. Nachdem Gerlach keinen Parkplatz gefunden und schließlich irgendwo in zweiter Position angehalten hatte, immer mit Blick auf die emsige Knöllchenschreiberin drei Autos weiter vorne, hatten sie in Windeseile alles ausgeladen und übereinandergetürmt.
    »Ich hole einen Gepäckkarren«, hatte Tobias gesagt und war losgelaufen.
    »Wir brauchen aber zwei«, hatte Julia gesagt und war hinterhergerannt.
    »Tut mir leid, ich kann hier nicht stehenbleiben«, hatte Gerlach gesagt und war abgefahren. Irgendwas hatte er noch aus dem Fenster gerufen, genau hatte Tinchen das nicht verstanden, aber es hatte so ähnlich gelungen wie »Guten Flug, Gott sei mit euch – und euer Gepäck auch.« Was hatte er bloß damit gemeint?
    Jetzt hockte sie seit fast zehn Minuten auf diesem Kofferberg wie bestellt und nicht abgeholt und fühlte sich den mitleidigen Blicken der Vorbeieilenden hilflos ausgesetzt. Sie mußte ja auch wirklich albern aussehen in ihrem Jogginganzug, zitternd vor Kälte, mit Turnschuhen an den Füßen und rotgefrorenen Händen, die auch vom noch so vielen Pusten nicht wärmer wurden.
    »Laßt bloß die Mäntel zu Hause«, hatte Karsten gesagt, »die sind nur unnötiger Ballast. Im Auto ist es warm, im Flugzeug auch, und das letzte, was ihr in Kenia braucht, sind Winterklamotten.«
    »Sprechen Sie Deutsch?«
    Erschrocken sah Tinchen hoch. Vor ihr stand eine ältere Dame mit einem Pekinesen an der Leine. Tinchen beneidete den Hund. Er trug ein Pelzmäntelchen.
    »Können Sie mich verstehen?«
    Tinchen nickte.
    »Sie sollten erst einmal in die Sozialstation gehen, da kümmert man sich um die Aussiedler. Hier draußen in der Kälte können Sie nicht sitzenbleiben. Soll ich jemanden holen, der Ihnen hilft?«
    »N-nein, danke«, stotterte Tinchen, »ich warte auf meinen Mann, der sucht einen Gepäckwagen.« Schnell drehte sie einen Kofferanhänger um, auf dessen Rückseite der Leopardenkopf prangte, Symbol des Kenia-Touristik-Klubs und auf allen Schriftstücken abgebildet, sogar auf dem Flugzeugrumpf, wie Karsten behauptet hatte. »Wir fahren nämlich in Urlaub.«
    »So?« sagte die Dame, während sie Tinchen von oben bis unten musterte und keinen Zweifel daran ließ, daß Jogginganzüge bestenfalls am Urlaubsort ihre Berechtigung hatten, nicht jedoch vor einem Flughafengebäude. »Dann entschuldigen Sie, ich hatte es nur gut gemeint.« Aber Tinchen hörte noch, wie sie im Weitergehen vor sich hin murmelte: »Kaum zu glauben, wer sich heutzutage alles Fernreisen leisten kann.«
    Wenn sie nur schon da wären! Was hätte Tinchen nicht alles für fünf Minuten Tropensonne gegeben, doch hier gab es nur grauen Himmel und Windböen. Na schön, dann würde sie sich eben eine Lungenentzündung holen, spätestens nach einer Woche unter Palmen sterben und die trauernde Familie ihren Selbstvorwürfen überlassen. Ob man in Afrika überhaupt einen Zinksarg für ihre Leiche auftreiben könnte? Sie war gerade dabei, den vermutlichen Erlös aus dem Verkauf des Hauses und die ungefähren Kosten für eine Chartermaschine zwecks Rücktransport ihrer sterblichen Überreste gegeneinander aufzurechnen, als Tobias endlich mit einem Kofferkuli auftauchte. Den zweiten zog Julia hinter sich her.
    »’tschuldige, Mutti, daß es so lange gedauert hat, aber die Karren muß man hier mit einer Wünschelrute suchen. Hast du dich sehr gelangweilt?«
    Sie versuchte aufzustehen, sank aber sofort wieder zurück. »Julia, heb mal meine Beine

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