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Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)

Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)

Titel: Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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der Schule an, weil die blöde Hagmeier so prüde ist. Die hätte vor hundert Jahren leben müssen, als die Luft noch rein war und der Sex schmutzig. Unter normale Menschen kann ich mich mit diesem Panzer jedenfalls nicht wagen.«
    Aus der horizontalen Lage hatte sich Florian in die vertikale begeben. Jetzt stopfte er das Kopfkissen hinter seinen Rükken und lehnte sich dagegen. Es stand ihm zweifellos eine längere Debatte bevor. »Willst du damit andeuten, daß du mal wieder einen ganzen Schrank voll nichts anzuziehen hast?«
    »Natürlich nicht, aber ich kann doch nicht bei dreißig Grad im Schatten in Kordhosen und Flanellblusen herumrennen.«
    »Julia hat recht«, mischte sich Tinchen ein, »für dieses Tropenklima hat sie wirklich nicht die richtigen Sachen. Ich übrigens auch nicht.«
    Seine Weihnachtsgratifikation, die er eigentlich als Taschengeld eingeplant hatte, sah er bereits in Bikinihöschen und Polohemden verschwinden. Und als Tobias den Kopf durch die Tür steckte und das überfällige Frühstück reklamierte, brachte Florian nur noch ein müdes Lächeln zustande. »Wer denkt hier schon ans Essen, wenn es um die Frage geht, wie oft man sich im Urlaub umziehen muß. Wie viele Hemden und Hosen brauchst du denn noch?«
    »Gar keine. Vielleicht ’ne neue Badehose, meine ist am Arsch schon ziemlich mürbe.«
    »Tobias!!!«
    »Na schön, meine Badebekleidung weist in der Gesäßgegend einige poröse Stellen auf. Ist das korrekt formuliert, Mutti?« Er setzte sich auf die Bettkante und schlug das mitgebrachte Buch auf. »Medizinischer Ratgeber« las Tinchen erstaunt. »Was willst du denn damit?« Immerhin handelte es sich bei diesem Wälzer um ein Hochzeitsgeschenk von Tante Gertrud, war über zwanzig Jahre alt und keineswegs mehr auf dem neuesten Stand.
    »Ich wollte nachsehen, ob die asiatische Grippe länger dauert als die französische, aber hier steht von beiden nichts drin. Was gibt es denn sonst noch Ansteckendes mit drei Wochen Bettruhe? Scharlach vielleicht?«
    »Dagegen bist du geimpft.«
    »Das weiß doch Schweinebacke nicht.«
    »Wer ist Schweinebacke?«
    »Unser Direx. Ihr glaubt doch wohl nicht im Ernst, daß der uns außerplanmäßig Ferien bewilligt? Die gibt es nur in Sonderfällen, und drei Wochen lang kann man schlecht seinen Onkel beerdigen oder zu ’ner Hochzeit fahren. Da muß uns schon was anderes einfallen.«
    »Ist bereits alles geregelt.« Ausführlich schilderte Florian seine Unterredung mit Schweinebacke. »Nach anderthalb Stunden hatte ich es endlich geschafft«, schloß er triumphierend.
    »Wann is’n das gewesen?« Tobias wollte das einfach nicht glauben.
    »Anfang Oktober.«
    »Ach so. Da haste aber Glück gehabt, zwei Wochen später wäre nichts mehr gelaufen. Da hatte ich nämlich die Mathearbeit vergeigt.«
    »Junge, Junge, dein Abi geht doch den Bach runter.«
    »Überhaupt nicht«, versicherte Tobias treuherzig, »ich hab mir das auf den Punkt genau ausgerechnet. Und wenn ich die Bioklausur auf Recyclingpapier schreibe, kriege ich von unserem Ökofreak mindestens drei Punkte extra, die habe ich dann noch als Reserve. Gibt’s nun endlich Frühstück?«
    Sie hatten sich gerade um den Küchentisch geschart, als das Telefon klingelte. »Das ist bestimmt Oma«, vermutete Julia, »hoffentlich sagt sie ab.«
    Denselben Wunsch hatte Florian, nur hielt er es aus pädagogischen Gründen für besser, ihn nicht laut zu äußern.
    »Nein, Mutti«, sagte Tinchen am Telefon, und »Ja, natürlich, Mutti« und »Laß das nur, Mutti, das erledigen wir«, und »Gewiß, Mutti, aber darüber können wir auch nächste Woche noch reden«, und »Selbstverständlich, Mutti, das geht schon in Ordnung«, und als sie endlich den Hörer aufgelegt hatte, sank sie entnervt auf den nächsten Stuhl. »Sie kommt doch mit!«
    »Das is ’n Ei!« war alles, was Julia herausbrachte.
    »Habt ihr noch eins übrig?« Die verschlafene Stimme gehörte Karsten, der in Tinchens rosa Bademantel am Türrahmen lehnte und griesgrämig die Runde überblickte.
    »Du siehst aus wie ’n Teller Eintopf«, stellte Tobias mitleidlos fest.
    »Mir ist auch gar nicht gut. Ich konnte mich nicht mal rasieren, weil der Apparat in meinem Kopf so weh getan hat. Vielleicht geht es mir besser, wenn ich was gegessen habe.«
    Julia holte Eier aus dem Kühlschrank. »Wie willst du sie haben, gerührt oder gespiegelt?«
    »Am besten roh mit zwei Aspirin«, empfahl Florian.

    Noch Wochen später erinnerte er sich mit Schaudern an die

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