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Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)

Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)

Titel: Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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runter, ich glaube, die sind angefroren.«
    Während sie schlotternd durch die automatische Tür ins Warme schwankte, luden die Kinder das Gepäck auf. »Irgendwas fehlt!« Noch einmal zählte Julia die einzelnen Stücke durch. »Vier Koffer, zwei Reisetaschen, zweimal Handgepäck … wieso bloß zweimal? Wo ist mein kleiner Rucksack?«
    »Vermutlich auf dem Weg zurück nach Düsseldorf«, feixte ihr Bruder. »Was haste denn da drin? Etwa deine ganzen Schönheitsutensilien?«
    »Nee, bloß die Schulbücher.«
    Einen Augenblick lang war Tobias sprachlos. »Das darf doch einfach nicht wahr sein!« brachte er schließlich heraus. »Auf die Idee hätte ich auch kommen sollen!«
    »Was meinst du denn?«
    »Ich Kamel packe den ganzen Schulkram unten in den Koffer, und du stopfst ihn einfach in den Rucksack, den du dann prompt im Auto liegenläßt. Hut ab, Jule, so viel Taktik hätte ich dir gar nicht zugetraut.«
    »Ich hab den Rucksack wirklich nicht mit Absicht vergessen.«
    »Das kannste der Parkuhr erzählen!« Doch dann sah er ihr ratloses Gesicht. »Jetzt glaub ich beinahe, du sagst die Wahrheit. Menschenskind, sei doch froh, daß du den ganzen Mist für eine Weile los bist. Und wenn du anfängst, unter Entzugserscheinungen zu leiden, dann sag es mir. Ich gebe dir gerne was von meinem Schiller ab.«
    Vor dem Schalter der Kenya-Touristik-Airlines staute sich eine Menschenmenge, die immer noch größer wurde. Ziemlich weit vorn entdeckte Tinchen ihre Mannen, steuerte geradewegs auf sie zu und kippte ihnen die gesamte Ladung ihres Kofferkulis vor die Füße. Mit einem Satz nach hinten versuchte Florian sich vor der Lawine zu retten, stolperte über Karstens Füße und landete unsanft auf der Segeltuchtasche seines Nachbarn. Es knackte verdächtig. »Sag mal, Tine, bist du verrückt geworden? Ich hätte mir das Bein brechen können!«
    »Det wär ja halb so schlimm jewesen, aba ick fürchte, nu sind meine janzen Lidschatten kaputtgegangen.«
    Irritiert sah Florian zu dem kleinen Männchen hoch, das seine Tasche unter Florians Allerwertesten hervorzerrte. Es bot wirklich einen etwas merkwürdigen Anblick mit seinen geblümten Bermudashorts und dem T-Shirt, das die schon reichlich verwaschene Aufschrift »Hakuna matata« trug. Emsig durchwühlte das Männchen seine Tasche und öffnete nacheinander lauter Kästchen. »Na, hab ick’s nich jesagt? Zwee Spiegel sind im Eimer, und det Silber is ooch inne Mitte durchjebrochen. Det jibt wieder een Nashorn wenijer.« Vorwurfsvoll sah er Florian an. »Ick hab det Zeuch als Tauschobjekte jekooft. Vor ’n paar Jahren konnten Se für’n ollet Oberhemd oder ’ne Viermarkfuffziguhr von Quelle noch eenen richtijen Massai-Schild kriejen, aba die Zeiten sind vorbei. Jetzt muß man die Brüder über ihre Weiber ködern, und die stehn total uff Schminke. Ick hab ma jedenfalls jenüjend einjedeckt.«
    »S-sehr interessant«, stotterte Florian, der nichts verstanden hatte. »Natürlich werde ich Ihnen den Schaden ersetzen.«
    »Lassen Se det man jut sein, Se könn mir ja mal zu ’n Halleluja-Bier inne Buschbar einladen. An ihre Kofferschilder hab ick nämlich jesehn, det Se ooch in det Palmenhotel kommen, da loofen wir uns sowieso übern Weg. Ick kenne se ja nu schon alle, die janzen Schuppen von den KTK, immer die Küste ruff und runter, aba nu fahr ich schon seit vier Jahren in detselbe. Hat so ’ne familienfreundliche Atmosphäre. War’n Se schon mal da?«
    »Nein.«
    »Wird Ihnen jefall’n.«
    Davon war Florian gar nicht mehr so überzeugt. Männliche Gäste, die Lidschatten benutzten, waren ihm nicht geheuer. Er rappelte sich endlich wieder auf und wandte sich hilfesuchend an seinen Schwager. »Wovon redet dieser Mensch eigentlich?«
    »Von den deutsch-kenianischen Handelsbeziehungen. Einzelheiten erkläre ich dir später, der Schalter wird nämlich aufgemacht.«
    Während Karsten zentimeterweise die Koffer vorwärtsschob und Florian ihm dabei im Weg stand, schlenderte Julia mit Tobias die Menschenschlange entlang auf der Suche nach Gleichaltrigen.
    »Sieht ziemlich öde aus, find’ste nicht? Vorwiegend Mittelalter bis Spätherbst.«
    »Ich würde eher sagen Altersheim bis scheintot. Sieh mal, da drüben sitzt sogar Uroma im Rollstuhl. Was will die denn mit der Bratpfanne?«
    »Keine Ahnung, vielleicht geht sie auf Safari. Aber hast du den da vorne schon gesehen?« Tobias zeigte auf ein bärtiges Skelett in Overall und Jesuslatschen, das gerade seinen Seesack aufs Gepäckband

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