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Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)

Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)

Titel: Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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deutschen Sprache nicht so ganz vertraut sein dürfte, und er verbesserte sich schnell. »Hey, boy, are you crazy?«
    Erleichtert klappte der Askari sein Messer zusammen. »No, Papa, this is only your wake-up-call. It is half past six.«
    Florian hatte nur das Wort Papa verstanden. In seliger Unkenntnis der Tatsache, daß bei den Angestellten Mama und Papa soviel wie Frau und Mann bedeutet, raufte er sich die Haare. »Tine, der Kerl behauptet doch tatsächlich, ich wäre sein Vater.«
    Da der Bademantel unerreichbar für sie über der Stuhllehne hing, hatte Tinchen sich in ihr Laken gewickelt. Wie ein Gespenst sah sie aus mit den verwurstelten Haaren und den Resten von Sunblockern im Gesicht. Dem Askari quollen die Augen aus dem Kopf, er machte auf dem Absatz kehrt und rannte los.
    Lachend schloß Florian die Tür. »Jetzt läuft er bestimmt zu seinem Medizinmann und läßt sich ein Amulett gegen den bösen Geist geben. Was wollte der Kerl eigentlich? Ich meine natürlich außer der Anerkennung meiner Vaterschaft.«
    »Er hat uns geweckt.«
    »Das ist ihm ja auch gelungen.« Mit einem Blick auf die Uhr stellte Florian fest, daß es kurz nach halb sieben war, die Dämmerung gerade hereinbrach, und zu dieser unchristlich frühen Zeit pflegte er im Urlaub nie aufzustehen. Also legte er sich wieder hin.
    »Die Fische warten!« gurgelte Tinchen aus dem Bad.
    »Himmel, das hab ich total vergessen!« Mit einem Satz war er aus dem Bett, und mit dem zweiten stand er schon unter der Dusche. »Hast du deine Pille geschluckt?«
    Verblüfft sah Tinchen auf. »Dafür hast du dich das letztemal vor siebzehn Jahren interessiert. Außerdem nehme ich die immer abends.«
    »Tine, Tine, woran du aber auch gleich denkst!« Er drehte den Wasserhahn zu und schloß seine Frau liebevoll in die triefenden Arme.
    »Iiihh, du Frosch, trockne dich doch erst mal ab!«
    Es klopfte schon wieder. »Come in«, rief Florian.
    »Wehe!« Tinchen schob ihren Nackedei aus dem Bad, warf ein Handtuch hinterher und schloß nachdrücklich die Tür.
    »You must sign«, sagte eine zitternde Stimme, die von ziemlich weit herzukommen schien.
    »Was muß ich?« Schnell schlang Florian das Handtuch um die Hüften und öffnete. Am Fuß der Terrasse stand fluchtbereit der Askari und hielt Florian einen Zettel nebst Kugelschreiber entgegen. »Please, sign.«
    »Unterschreiben? Ja, was denn bloß?« Unschlüssig betrachtete er den Zettel, auf dem lediglich sein Name sowie die Nummer des Bungalows standen. »Tine, komm mal raus! Ich glaube, jetzt soll ich dem Burschen hier meine angebliche Vaterschaft auch noch schriftlich bescheinigen. Wo haben sie den denn bloß laufenlassen?«
    Der Irrtum klärte sich schnell. Der Askari benötigte lediglich ein Bestätigung, daß er Mama und Papa pünktlich aus dem Schlaf gescheucht hatte, denn es sei schon vorgekommen, daß Mama und Papa wieder eingeschlafen seien, die Abfahrt des Schiffs verpaßt und hinterher behauptet hätten, sie seien überhaupt nicht geweckt worden.
    Urlauber pflegen selten vor acht Uhr im Speisesaal zu erscheinen, und wer sogar um sieben auftaucht, stört. Nur mißmutig bequemte sich einer der beiden zum Frühdienst eingeteilten Kellner an den Tisch. »Coffee or tea?«
    »Two coffee please and one cup of tea«, orderte Tinchen, denn soeben war Tobias um die Ecke gebogen. Er steuerte geradewegs das Büfett an, wo er seinen Teller mit Müsliflokken belud, die Milch suchte, keine fand und kurz entschlossen Grapefruitsaft drüberkippte. Das fertige Produkt sah aus wie Fango. »Petri Heil! Seid ihr auch so sanft geweckt worden? Ich dachte, da schlägt jemand die ganze Bude zusammen.« In Ermangelung eines Eßlöffels, der nicht zum regulären Frühstücksgedeck gehörte und von den Kellnern jedesmal erst unter erheblichem Zögern herausgerückt wurde, benutzte Tobias den Teelöffel. Besorgt sah Florian zu. »Schaffst du das in zwanzig Minuten?«
    »Ich schon. Fragt sich nur, ob ihr bis dahin fertig seid. Oder sollte euch entgangen sein, daß Veronal den Frühdienst schiebt? Das ist der Korpulente mit dem Blick wie die Welthungerhilfe und dem ungeheuren Speed. Dem kannste beim Laufen die Schuhe besohlen!«
    Wie auf Bestellung schlurfte der Kellner heran, zwei Kännchen Kaffee in der einen Hand, das Marmeladendöschen in der anderen. Den Tee hatte er vergessen und den Schlüssel zum Besteckschrank nicht dabei. Er würde ihn aber gleich holen.
    »Dann brauche ich ihn nicht mehr«, sagte Tobias trocken.
    Die

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