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Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)

Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)

Titel: Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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Minuten lang den Schnabel halten?
    »Es gibt regelmäßige Reflexionen oder diffuse Reflexionen, auch Remissionen genannt, die entstehen, wenn die Rauhigkeiten der Grenzfläche …«
    »Sehr gut, Schüler Bender, setzen! Aber eigentlich wollte ich nur wissen, ob man auf dem Meer wirklich schneller braun wird als am Pool.«
    »Auf jeden Fall kriegst du schneller einen Sonnenbrand«, behauptete Tobias, »was glaubst du denn, weshalb ich mein T-Shirt anbehalte?«
    Die letzten Fischerboote, aus denen Eingeborene ihre kleinen Netze ins Meer warfen, hatten sie hinter sich gelassen und steuerten jetzt auf das Riff zu. »Da kommt man nur bei Flut durch, hat Piet gesagt, und auch nicht überall. Die Stellen muß man genau kennen.« Aufmerksam beobachtete Tobias die Strömung, während Tinchen mit gemischten Gefühlen auf die mächtige Dünung hinter dem Riff schaute. Brecher klatschten gegen ein noch nicht sichtbares Hindernis, und die ersten Wassertropfen spritzten über das Vordeck.
    »Regnet’s etwa?« Irritiert öffnete Florian die Augen. »Ui, gleich wird’s aber ganz schön schaukeln«, meinte er vergnügt, »bis jetzt war die Fahrt auch ziemlich langweilig.«
    Vorsichtshalber zog sich Tinchen in die Kabine zurück. Da hingen die Rettungsringe, und man konnte ja nie wissen … Auf einer der beiden gepolsterten Bänke lag der schnarchende Bernie, den Kopf auf eine leere Bierflasche gebettet. Anton saß neben ihm und las eine fünf Tage alte BILD-Zeitung. »Det macht der immer so. Der wird erst wieda munter, wenn wat am Haken hängt. Aba denn is er topfit. Letztetmal ham wa sojar’n Hai an de Angel jehabt, bloß is det Luder nach ’ne Viertelstunde Ziehen wieda abjehaun. Willste ’n Bier?« Einladend öffnete er seine Tasche, die schon längst nicht mehr so gewölbt aussah wie vorhin.
    Tinchen wollte kein Bier. Sie ließ sich von Nelson, der von seinem berühmten Namensvetter vermutlich gar nichts wußte und auch keine Ähnlichkeit mit ihm hatte, eine Cola geben. Dann schlenderte sie zum Heck des Schiffs, wo Mahmud die sechs Angeln mit Köderfischen bestückte.
    »Be careful in the sun!« warnte Piet von der Brücke herunter. »Haven’t you a hat?«
    Nein, ihren Blümchenhut hatte Tinchen nicht mitgenommen, er war ihr in dieser Umgebung unpassend erschienen; jedenfalls hatte sie in keinem der amerikanischen Fernsehfilme eine Frau gesehen, die auf einem Sportboot einen Strohhut trug. Zum Glück war Piet im Umgang mit ahnungslosen Greenhorns geschult und entsprechend vorbereitet. Er reichte Tinchen eine weiße Baseballmütze herunter, die sie ausnehmend gut kleidete, nur leider ein bißchen zu groß war und ihr immer wieder über die Augen rutschte.
    Von der Küste war nichts mehr zu sehen, rundherum nur noch Wasser. Und Wellen, die langgezogen heranrollten, das Schiff anhoben und es sanft wieder zurückfallen ließen. Genau wie Tinchens Magen. »Nie ins Schiff gucken, immer bloß aufs Wasser«, hatte Frau Antonie, die immerhin schon eine Überfahrt nach Helgoland bei Windstärke sieben bestanden hatte, empfohlen. Also guckte Tinchen angestrengt aufs Wasser, was auf die Dauer ziemlich langweilig war, denn es gab nichts zu sehen. Keine fliegenden Fische, keine Delphine, keine Haiflosse, nicht mal eine Meeresschildkröte oder was sonst so in diesen Breitengraden herumzuschwimmen hatte.
    Tobias fotografierte. Schiff von vorne und Schiff von hinten, Schiff von schräg mit angeschnittener Brücke, Schiff von oben mit Blick auf die Angeln, Besatzung bei der Arbeit und Passagiere beim Schlafen. Nur Piet wollte nicht mit aufs Bild. Er sähe auf allen Fotos immer aus wie ein Gangster, und das sei nicht gut fürs Image.
    »Birds! Birds!« Mit beiden Armen deutete Mahmud in die Richtung, wo ein paar Möwen dicht über der Wasseroberfläche kreisten. »Where are birds, there are fishes«, erklärte Mahmud, als er Tinchens fragende Miene sah. Entweder stimmte seine Behauptung nicht, oder die Möwen waren kurzsichtig, jedenfalls war keine müde Schwanzflosse zu sehen, als das Boot die fragliche Stelle erreicht hatte. Wahrscheinlich aus Angst vor Rache hatten die Vögel das Weite gesucht und sich erst in der Ferne wieder gesammelt. Das Boot preschte hinterher. Am Bug standen die beiden Schwarzen, angestrengt ins Wasser starrend, hinter ihnen Tobias und Florian, die zwar nicht wußten, nach welchen Anzeichen sie suchen sollten, es aber trotzdem taten.
    Nichts war zu sehen. Über zwei Stunden kreuzten sie nun schon in dem sicheren

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