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Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)

Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)

Titel: Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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ihren Namen in eine Ecke und trabte ab.
    Jetzt war Tinchen an der Reihe, und wieder begann das gleiche Ritual: Tresortür auf, Kuvert raus, Tresortür zu …
    »In dem Verein hier fehlt ’n Unternehmensberater«, sagte Kasulke, der als vierter in der Reihe stand und sich wenig Chancen ausrechnete, noch vor Schalterschluß zu seinem Geld zu kommen. »So hat det doch keene Zukunft. Wat soll überhaupt der Quatsch mit det Jitter hier vorne, wenn sie hinten die Türe zum Hof sperrangelweit ufflassen? Jestern ham se erst det Hausschwein rausjagen müssen, ehe sie den Schalter uffjemacht ham.«
    »An die Kasse sollte man wirklich einen Europäer setzen, der Schwarze hier ist doch völlig überfordert. Wahrscheinlich ist er noch vor einem Jahr nackt im Busch herumgelaufen, und jetzt vertraut man ihm unsere Wertsachen an.«
    Empört drehte sich Tinchen um. Natürlich Frau Schulze, wer denn sonst! Heizölgroßhändlersgattin aus Castrop-Rauxel und Schrecken des gesamten Hotelpersonals. »Wenn unser türkisches Dienstmädchen mir solche lauwarme Suppe servieren würde, könnte sie sofort ihren Koffer packen!« hatte sie einmal lauthals im Speisesaal verkündet und sichtlich bedauert, nicht auch hier zu so drakonischen Maßnahmen berechtigt zu sein. »Kellner nennen sich diese Leute? Denen sollte man erst einmal beibringen, wie ein anständig gedeckter Tisch auszusehen hat. Für kultivierte Menschen ist das doch eine Zumutung!« Dann hatte der kultivierte Mensch nachdrücklich sein Wasserglas von der rechten Seite des Gedecks auf die linke gestellt und mit aufgestütztem Ellbogen die Suppe gelöffelt. Ehemann Paul, spindeldürr und sowieso schon einen Kopf kleiner als seine Frau, war während dieser Tirade noch kleiner geworden und immer weiter unter den Tisch gerutscht. »Paul, benimm dich!« hatte seine Gattin gerufen und nun endlich auch diejenigen auf sich aufmerksam gemacht, die bisher von Frau Schulze noch nichts mitgekriegt hatten.
    Schon am ersten Abend, als sie in einem glitzernden Hosenanzug den Speisesaal betreten hatte, hatte Karsten festgestellt: »Von weitem sieht sie ganz schön dämlich aus, aber wenn sie näher kommt, merkst du, daß du dich nicht geirrt hast.«
    Tinchen sammelte gerade ihre Shillinge ein, als das abendliche Trommelkonzert einsetzte. Im Nu hatte sich die Warteschlange aufgelöst. Geld tauschen konnte man auch noch morgen, aber wer weiß, ob die Steaks für alle reichten und die Dicke aus Österreich nicht wieder drei Folienkartoffeln auf einmal nahm.
    Nur Kasulke war stehengeblieben. »Det war doch ebent ’ne jlatte Frechheit von diese uffjetakelte Zimtzicke, finden Se nich? Ick hab ja ooch jemeckert, aba det war nich so ernst jemeint. Is doch logisch, det der Schwarze nich so jeübt is wie ’n Deutscher vonne Commerzbank, aba ick hab immer jekriegt, wat ick wollte. Ick weeß ooch jar nich, wat die dusslije Kuh in unser Familjenhotel will. Ewig meckert se bloß, allet is ihr zu primitiv – warum is se nich ins Interconti jejangen? Det is zwar dreimal so teuer wie hier, aber da könnte se sich schon zum Feifoklocktie ihre Klunker um den Hals hängen und nich erst abends. Finde ick sowieso nich richtig, hier mit ’n halben Juwelierladen anzurücken. So dämlich sind die Schwarzen ooch nich, det se nich wissen, wat sowat kostet, und wenn man sich denn so überlegt, det so ’n armet Schwein von Kellner umjerechnet man jrade hundertfuffzich Mark im Monat verdient … Ham Se det jewußt?«
    Nein, das hatte Tinchen nicht gewußt. Es hatte sie zwar erstaunt, daß die Mamba ein wöchentliches Trinkgeld von zehn Shilling pro Tisch für durchaus angemessen hielt, aber gleich am ersten Abend hatte Frau Antonie einen größeren Schein liegenlassen, und nun wunderte es Tinchen gar nicht mehr, daß ausgerechnet ihre Familie mit so besonderer Aufmerksamkeit bedient wurde.
    Auch jetzt stürzte Moses sofort herbei, als sie sich dem Tisch näherte, an dem Tobias schon emsig spachtelte. »Wo bleibst du denn, der Krabbensalat ist gleich alle, und von dieser phantastischen Kräutersoße ist auch nicht mehr viel da. Der Sailfisch ist übrigens sehr zu empfehlen, hier, probier mal!« Er spießte ein Stück auf die Gabel und reichte es Tinchen.
    »Hm, sehr gut, aber Räucherfisch mit Joghurtsoße ist eine kulinarische Vergewaltigung. Kannst du das nicht nacheinander essen?«
    »Nee, so viele Teller auf einmal kann ich nicht tragen.« Er schluckte den letzten Bissen hinunter und verschwand wieder, Nachschub

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