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Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)

Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)

Titel: Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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verdient.«
    »Die kriegen sie ja auch, Mutti. Das sind ganz ausgebuffte Gauner, die für ihren Kram das Dreifache von dem verlangen, was du in einem seriösen Laden bezahlst.«
    »Weshalb kaufst du deine Andenken dann nicht dort?«
    Er lachte. »Die nehmen keine used clothes in Zahlung. Außerdem macht mir diese Feilscherei einen Heidenspaß. Die gehört einfach dazu.«
    Frau Antonie ließ sich nicht überzeugen. Deshalb zahlte sie auch zur großen Verblüffung des Straßenhändlers achtzig Shilling für den aus Kupfer und Messing gedrehten Armreif. Für ihre Putzfrau. Die trug immer falsche Goldarmbänder, da war das hier mal etwas anderes. Ein bißchen pikiert war sie dann aber doch, als Julia mit genau den gleichen Armreifen ankam. »Vier Stück für hundert Shilling, ist das in Ordnung?«
    »Dagegen kann man nichts sagen«, bestätigte Karsten. »Um wieviel hast du sie denn heruntergehandelt?«
    »Angefangen haben wir bei achtzig pro Stück.«
    Nun sagte Frau Antonie gar nichts mehr.
    »Ich glaube, wir sollten jetzt wirklich zurückfahren.« Tinchen war müde, die Füße taten ihr weh, Geld hatte sie sowieso keins mehr, und was diese Händler zu bieten hatten, ließ ihr – objektiv betrachtet – nur die Wahl zwischen Trödel und Krempel. »Es ist gleich halb sechs.«
    Nicht einmal Tobias protestierte, obwohl er von allen noch am muntersten war. »Wann geht der nächste Hühnerbus?«
    »Um diese Zeit alle paar Minuten, wir müssen bloß erst den Busbahnhof finden. Laßt mich mal ’n Moment überlegen.«
    Für seine so häufig propagierte Ortskenntnis überlegte Karsten ziemlich lange, und noch länger dauerte es, bis er eine bestimmte Richtung einschlug. »Da geht’s lang, das Haus da drüben kenne ich wieder.«
    Es mußte aber doch das falsche gewesen sein, denn zwei Ecken weiter erkannte er nichts mehr. »Auf jeden Fall müssen wir uns links halten.« Sie hielten sich links, und dann standen sie – zum viertenmal am heutigen Tag – vor der Hauptpost.
    »Ich frage lieber mal.« Der Eingeborene, auf den Tobias zugegangen war, verstand ihn nicht, und der nächste deutete lebhaft auf einen vorbeifahrenden Linienbus. »Das Kenya-Bus.«
    »Himmel, ja, aber wo hält er? Where stops it?«
    »Yes, bus-stop.«
    So ging das nicht. Diesmal nahm Tobias einen Inder aufs Korn, von dem er sich profundere Sprachkenntnisse erhoffte. Leider beherrschte dieser Mensch ein so hervorragendes und vor allem schnelles Englisch, das wiederum Tobias nicht verstand. Er hatte nur mitbekommen, daß sich der Busbahnhof irgendwo in der Nähe des Gemüsemarkts befinden mußte. Nach dieser Auskunft setzte Karstens Erinnerungsvermögen wieder ein. »Na klar, daran hätte ich auch selber denken können.«
    Trotzdem dauerte es noch eine halbe Stunde, bis sie endlich ihr Ziel erreicht hatten. Viele Busse standen da, nach Ukunda fuhren sie, nach Mazeras und sogar nach Nairobi, bloß nach Malindi fuhr keiner. Der sei gerade weg, wurde ihnen mitgeteilt. Der nächste? In einer halben Stunde – vielleicht. Aber da seien doch noch die Matatas, die führen dauernd.
    Nur einen einzigen Blick hatte Frau Antonie in einen dieser vergitterten Kleinbusse geworfen, dann hatte sie abgewinkt. »Wir nehmen ein Taxi.«
    Als sie den Preis auf eine vertretbare Summe heruntergehandelt hatten, lehnte der Fahrer plötzlich ab. »Six persons? No! You must take a second taxi.«
    Zugegeben, sechs Personen waren entschieden zuviel, Ölsardinen in der Dose hatten mehr Bewegungsfreiheit, aber ein zweites Taxi? Das überstieg sogar Frau Antonies freigiebigkeit. »Dann warten wir eben auf den Bus.«
    »Das Abendessen heute können wir uns abschminken, bis dahin sind wir nie im Hotel.« Tobias zeigte auf seine Uhr. »Bin mal neugierig, ob wir’s bis zum early piece schaffen.«
    »Was?«
    »Na, bis zum Frühstück.«

    Es dämmerte schon, als der Bus endlich kam, und es war bereits dunkel, als er abfuhr. Halbvoll nur, obwohl der Schaffner aus der Tür gehangen und jeden Herumstehenden zum Einsteigen animiert hatte, wobei es offenbar ziemlich gleichgültig war, wohin der überhaupt wollte. Für zwei, drei Haltestellen stimmte die Fahrtrichtung immer.
    Der Bender-Clan hatte die Plätze gleich hinter dem Fahrer belegt und sofort die Fenster geschlossen. Nun zog es bloß von der Tür her und nicht auch noch von vorne und hinten. Schon gleich nach der Mautstation beobachtete Florian ein merkwürdiges Ritual: Jedesmal, bevor der Fahrer in den dritten Gang schalten wollte,

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