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Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)

Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)

Titel: Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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Tobias war wütend. Sehr wütend sogar. Auf seine Schwester, diese hirnlose Gans, auf Wolfgang, der dieser hirnlosen Gans so imponierte mit seinen Einladungen zum Squashspielen, zum Wasserskilaufen und zum Fruitcocktail an der Strandbar, vor allem aber war er wütend auf sich selbst. Es war ihm doch bisher auch gleichgültig gewesen, mit welchen Knilchen Julia herumzog, weshalb nur regte ihn dieser Angeber aus Uelzen so auf? Gleich beim ersten Schnuppertauchen im Pool war er Tobias aufgefallen. War blubbernd aus dem Wasser hochgekommen und hatte angewidert sein Mundstück ausgespuckt. »Gibt es dieses Taucherteil auch mit Erdbeergeschmack?« Alles hatte gelacht, seinen Spitznamen hatte er weggehabt, aber sympathischer war er Tobias trotzdem nicht geworden.
    Es war Karsten, der das Faß schließlich zum Überlaufen brachte. »Ich schlafe zwar ungern im Freien, aber wir werden wenigstens nicht frieren, und Regen kriegen wir auch nicht«, stellte er mit einem Blick zum sternenübersäten Himmel fest. »Zwei von diesen Palmwedeln da drüben reichen zum Zudecken.«
    »Deinetwegen und wegen dieser blöden Viecher stehen wir doch hier!« Aufgebracht verpaßte Tobias dem hölzernen Rhinozeros einen Fußtritt. »Und wegen deiner vorzüglichen Ortskenntnis! Kennt sich aus in Mombasa und findet den Bahnhof nicht! Hätten wir einen früheren Bus nehmen können, dann säßen wir jetzt im Hotel beim Abendessen. Wozu brauchst du diesen Krempel überhaupt?« wollte er wissen, nachdem Karsten sein mißhandeltes Holztier wieder aus dem Gras geklaubt hatte. »Zum Feueranmachen?«
    »Nee, als Dekoration für den Laden.«
    »Ach ja, das sieht bestimmt sehr originell aus.« Frau Antonie konnte sich das schon bildlich vorstellen. Den Löwen oben auf die Kasse, den Elefanten auf die Vitrine mit den Goldketten, da paßte er auch farblich recht gut hin, und das Rhino an eine Ecke vom Ladentisch. »Vielleicht könntest du einige Ringe über sein Horn hängen?«
    »Er soll sich lieber einen durch die Nase ziehen!« Tobias hatte genug. Er wollte weg hier, wenn es sein mußte, zu Fuß. Die vor ihm liegende Strecke schreckte ihn nicht, beim letzten Schulwandertag waren sie fünfzehn Kilometer durchs Bergische Land gelatscht, und höchstwahrscheinlich würde er unterwegs Hilfe finden. »Ich gehe jetzt los, kommt jemand mit?«
    Alle wollten mit. Sogar Julia. Sie hatte drei Papiertaschentücher zusammengefaltet und hinten in ihren Schuh gestopft. Auf diese Weise kam die aufgeriebene Stelle nicht mehr mit dem Leder in Berührung. Sehr bequem war das nicht, aber es ging.
    Zweimal schon hatte Florian versucht, ein vorüberfahrendes Auto anzuhalten, aber die Insassen hatten nur lachend zurückgewinkt. Anscheinend kam niemand auf den Gedanken, die freundlichen Touristen könnten eventuell gar keine Naturliebhaber sein. Es gab ja immer welche, die stundenlang spazierengingen oder in der Mittagshitze am Strand entlangliefen. Ohne zwingenden Grund würde das kein Eingeborener tun. So dumm waren nur Ausländer.
    In der Ferne blitzten wieder Scheinwerfer auf, und bald schon hörte man ein unverkennbares Röhren. »Das ist ein Bus. Na endlich!« Karsten winkte, Tobias schrie, Florian fuchtelte mit einem Palmenzweig in der Luft herum – ein kurzes Hupen, und dann sahen sie nur noch die Schlußlichter.
    »Der ist absichtlich vorbeigefahren«, sagte Tinchen erbittert.
    »Glaube ich nicht. Der hat uns einfach nicht gesehen.« Florian suchte bereits nach einem größeren Wedel.
    »Warum hat er dann gehupt?«
    »Vielleicht hat er gedacht, wir wollen in die andere Richtung. Wir laufen nämlich mal wieder auf der verkehrten Straßenseite.«
    »Jule, du hast ja doch noch ein bißchen Hirn übrigbehalten. An den blöden Linksverkehr werde ich mich nie gewöhnen.«
    Sie überquerten die Straße und liefen im Gänsemarsch weiter. Sie hatten es aufgegeben, die vorbeirasenden Privatautos zu stoppen, es hielt ja doch keins an.
    »Sollten wir nicht lieber eins dieser europäischen Hotels zu erreichen suchen?« Frau Antonie erinnerte sich, bereits an zwei Wegweisern vorbeigekommen zu sein, die bessere Trampelpfade markiert hatten. An sich war dieser Vorschlag vernünftig, nur weigerte sich Julia, die verhältnismäßig sichere Asphaltstraße zu verlassen. »Keine zehn Pferde kriegen mich in den Dschungel. Da gibt es Skorpione und Schlangen und Riesenspinnen, und wir haben nicht mal eine Taschenlampe dabei.« Nun wollte auch Frau Antonie nicht mehr. Also marschierten sie so

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