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Huete dich vor deinem Naechsten

Titel: Huete dich vor deinem Naechsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Unger
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Jack mir nur einen Gefallen tun wollte. Er hatte nie geglaubt, dass Marcus sich in Prag aufhielt, dass wir ihn finden würden und mein irrer Plan uns Antworten geben würde. Er war nur mitgekommen, weil er mich nicht allein fahren lassen wollte. Er war mitgekommen, um meine Hand zu halten und die Trümmer einzusammeln. Im selben Moment beschloss ich, ihn bei nächster Gelegenheit abzuschütteln.
    »Wir sollten etwas essen«, sagte er sanft in die Stille hinein. Irgendwo lachte ein kleines Mädchen, und aus dem Zimmer über uns drang leise Musik. Es roch ein bisschen zu blumig; irgendjemand hatte zuviel Raumspray versprüht. Ich ließ mich von Jack aus dem Bett zerren und zur Tür schleifen.
    »Und denk bloß nicht, du könntest mich abhängen, indem du mich in irgendeiner Bar oder einem Restaurant sitzenlässt oder dich nachts davonschleichst.«
    »Das würde ich niemals tun.«
    »Natürlich nicht.« Ich hörte eine Spur von Ärger heraus, bis mir klar wurde, dass wir nicht dasselbe meinten.
     
    Im Biergarten tranken wir süffiges, gold schimmerndes Bier aus riesigen Humpen. Man hatte uns eine riesige Gusseisenpfanne mit Schweinefleisch, Hühnchen und Kartoffeln gebracht, was mich an meine Prager Abende mit Marcus erinnerte. Ich fürchtete, wir würden mit diesem Berg aus Fleisch niemals fertig werden, selbst wenn wir den ganzen Abend hier verbrachten. Aber Jack kämpfte sich tapfer durch, während ich in meiner Portion herumstocherte. Obwohl ich nicht wusste, wann ich zum letzten Mal gegessen hatte, verspürte ich kaum Appetit.
    »Versuch es, Iz. Du weißt doch, was passiert, wenn dein Blutzuckerspiegel absinkt.«
    »Was denn?«, keifte ich zurück.
    Er zog die Augenbrauen hoch.
    Als wir uns erschöpft über die Karlsbrücke zum Hotel zurückschleppten, war es längst dunkel. Jack ging hinauf in unser Zimmer, während ich mich vor den einzigen Computer in der Lobby setzte, um meine E-Mails zu lesen. Ich hatte fast zwanzig Nachrichten in meinem Postfach, die meisten von Buchhändlern und Fans, die mich in den Nachrichten gesehen hatten. Meine Lektorin wollte wissen, ob alles in Ordnung sei, ebenso meine Schwester. Linda hatte nur in die Betreffzeile geschrieben. »Verdammt, du bockige Nervensäge … KOMM NACH HAUSE. Ich hab dich lieb.«
    Dann las ich die Mail von Detective Grady Crowe. In der Betreffzeile stand: »Was Sie wissen sollten«.
    »Zunächst einmal bin ich verpflichtet, Sie aufzufordern, sich umgehend zu stellen oder Ihren Anwalt einzuschalten. Sie werden als wichtige Zeugin gesucht, und sich mir zu entziehen, wird Ihnen möglicherweise schaden. Sie stecken in großen Schwierigkeiten.
Abgesehen davon möchte ich mich für die von Ihnen gelieferten Informationen bedanken, die sich als äußerst hilfreich erwiesen haben.«
    Er informierte mich über die Ereignisse im Topaz Room und über Charlie Shanes Verbindung zu Camilla Novak. Mein Mann habe Shane bestochen, damit er Stillschweigen bewahrte und Fremden Zutritt zu unserem Apartment verschaffte. Ich war von dem einen Menschen, dem ich am meisten vertraut hatte, so tief verletzt und verraten worden, dass ich kaum einen Gedanken an Shanes Verhalten verschwendete.
    »Wer immer Kristof Ragan ist - wir sind uns da noch nicht sicher -, hat weder hier noch im Ausland ein Vorstrafenregister. Aber er ist gefährlich. Ihrer eigenen Aussage zufolge hat er Camilla Novak ermordet. Meinen Sie, dass er zögern wird, dasselbe mit Ihnen zu tun, sobald ihm bewusst ist, dass Sie ihn nicht mit dem Geld davonkommen lassen?
Die Frau, die Sie auf der Webseite erkannt haben, konnten wir bislang nicht identifizieren. Der Fotoabgleich mit unseren Datenbanken ist erfolglos geblieben, Interpol arbeitet noch daran. Wir wissen hingegen, dass Ivan Ragan Verbindungen zur russischen und albanischen Mafia unterhält und erst vor Kurzem eine Haftstrafe wegen illegalen Waffenbesitzes abgesessen hat. Er war seinerzeit nach einem anonymen Hinweis verhaftet worden. Jede Wette, dass Kristof ihn verraten hat, um nach der Beseitigung von Marcus Raine - vermutlich Mord - nicht teilen zu müssen. Vermutlich ist der Verrat aufgeflogen und Kristof aus diesem Grund auf den Anleger verschleppt worden, wo man ihm ein Paar Zementstiefel verpassen wollte.
Eine Frage: Ich habe die Kontoauszüge von Razor Tech überprüft. Einmal pro Quartal ging eine Spende in Höhe von zehntausend Dollar an ein tschechisches Kinderheim. Was wissen Sie darüber?«
    Crowe hatte mir den Namen und die Anschrift eines

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