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Huete dich vor deinem Naechsten

Titel: Huete dich vor deinem Naechsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Unger
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hätte sie sich nicht verdächtig gemacht. Hat sie etwas mitgenommen?«
    »Erik sagt nein.« Grady war skeptisch. Er hatte das Gefühl, Book verschweige ihm etwas, um seine Schwägerin zu schützen. Oder sich selbst. Auf einmal waren aus den Opfern von gestern die Verdächtigen von heute geworden.
    »Wo ist Novaks Handtasche? Der Mantel liegt auf dem Sofa, so als hätte sie ausgehen wollen«, sagte Jez.
    Grady schüttelte nachdenklich den Kopf. »Keine Handtasche, kein Handy, keine Schlüssel, keine Brieftasche, im ganzen Apartment nicht.«
    »Irgendjemand hat ihre Tasche mitgenommen.«
    »Sieht ganz danach aus«, sagte er. »Hast du den Stempel auf ihrer Hand gesehen?«
    »Sie ist eine scharfe New Yorker Braut, natürlich hat sie einen Klubstempel auf dem Handrücken.«
    »Ja, aber der Klub ist in Queens.«
    Jez rümpfte die Nase. »Queens? Seltsam. Niemand, der in Manhattan wohnt und über ein bisschen Selbstachtung verfügt, fährt zum Feiern nach Queens.«
    Aus dem Apartment drang lautes Gelächter, und in Grady stieg erneut Ärger auf. Er versuchte, sich zusammenzureißen, wollte auf keinen Fall die Beherrschung verlieren. Er war inzwischen berüchtigt dafür.
    »Ich kann diese Frau nicht leiden«, sagte er.
    »Du kannst niemanden leiden«, entgegnete Jez mit einem nachsichtigen Lächeln.
    »Dich!«
    »Dann gehöre ich zu den wenigen Auserkorenen, die Gnade finden. Meinst du nicht, du bist ein bisschen zu kritisch?«
    »Ich bin Polizist.«
    »Genau das meinte ich. Du solltest offen für alles sein, statt diesem Schubladendenken zu frönen.«
    »Meine Kollegin beschimpft mich!«
    Jez zog eine gespielt mitfühlende Grimasse. »Ich habe einfach eine raue Art, meine Liebe zu zeigen.«
    Er schmunzelte und wollte einen Witz über seine Exfrau machen, als ihm Jez’ Vortrag wieder einfiel.
    »Frauen schneiden einander nicht die Kehle durch«, sagte er nach einer Weile. »Das ist viel zu intim. Außerdem erfordert es große Kraft. Mit dem einen Arm muss man das Opfer festhalten, mit der freien Hand das Messer führen.« Er demonstrierte den Ablauf.
    »Es sei denn, das Opfer vertraut einem«, erklärte Jez. Sie beugte sich schnell vor, legte Grady eine Hand an den Hals und zog den Zeigefinger über seine Kehle. Dann lehnte sie sich wieder an die Wand. »Einen Fremden würde man für so einen Angriff nicht nahe genug heranlassen, er müsste Gewalt anwenden. Camilla Novak hat ihrem Mörder die Tür geöffnet und ihn nah an sich herangelassen.«
    Grady erinnerte sich an Isabel Raines Aussage im Krankenhaus. »Isabel Raine hat mir erzählt, ihr Mann habe eine Affäre gehabt. Vor ein paar Jahren. Angeblich kannte sie die Frau nicht.«
    »Vielleicht Camilla Novak?«
    »Damit hätten sowohl der Ehemann als auch die Ehefrau ein Motiv.«
    »Und wir hätten eine weitere Verbindung zum vermissten Marcus Raine.«
    »Und jetzt? Unsere wichtigsten Zeugen sind tot oder verschwunden.«
    »Wir müssen herausfinden, wo das viele Geld geblieben ist. Dem sollten wir nachgehen. Menschen können problemlos abtauchen, aber Geld hinterlässt immer eine Spur.«
    »Schon dabei«, sagte Jez. »Durchsuchungsbefehl beantragt, Akten angefordert. Sollte alles morgen früh vorliegen.«
    »Wie sieht es mit den Handygesprächen der beiden aus?«
    Jez verdrehte die Augen. »Hältst du mich für eine Anfängerin? Übrigens könntest du dich gelegentlich selbst um die Formalitäten kümmern, anstatt mit gequälter Miene durch die Gegend zu laufen und herumzujammern, weil du nicht denken und dich in den Tatort einfühlen kannst.« Sie hob den Zeigefinger. »Du bist ein Charakterdarsteller. Du hast ein verzerrtes Selbstbild.«
    »Noch weitere Beschimpfungen für heute? Nur immer raus damit, dann hab ich es hinter mir.«
    »Ich beschimpfe dich nicht, Crowe. Ich beobachte dich. Sei nicht so empfindlich.« Sie lächelte ihn vielsagend an. Sie wusste, wie sie ihn treffen konnte, und es bereitete ihr höllisches Vergnügen. »Ich will nur, dass du auf dem Boden bleibst.«
    »Du gibst mir keine Chance«, sagte er und klang unabsichtlich gereizt. »Du reißt immer alles an dich. Außerdem bekommst du solche Dinge viel besser geregelt als ich. Die Leute hören auf dich.«
    »Klar«, sagte sie und ging in das Apartment zurück.
    »Wir sollten uns ein Foto vom zweiten Marcus Raine besorgen und Red Gravity einen Besuch abstatten. Vielleicht kennt ihn dort jemand.«
    »Falls der Laden das Platzen der Internetblase überlebt hat. Damals haben viele kleine Computerfirmen

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