Hüte dich vor Dracula
einem genügend breiten Zwischenraum vor einem Regal ihren Platz gefunden hatte.
Ein Kunde schaute sich Pullover mit gruseligen Aufdrucken an. Er war ein Nightmare-Fan und legte alles nieder, was als Aufdruck den Kopf von Freddy Kruger zeigte.
Auch er war ›ready for Freddy‹ und freute sich diebisch, wenn er ein neues Motiv entdeckte.
»Hier muß es doch eine Tür in ein Büro oder so etwas geben«, sagte Suko.
»Das wird auch so sein.«
»Und wo, bitte?«
Ich fragte den Kunden. Es war ein Mädchen, wie ich an der Antwort hörte. Am Haarschnitt war es jedenfalls nicht zu erkennen gewesen. Die Kleine deutete über ihre Schulter. »Da müssen Sie rein.«
Sie meinte damit eine Stelle zwischen zwei Regalstücken. Die Tür war auch nur zu erkennen, wenn man es wußte.
Ich wollte hingehen, als ich Sukos Zischen hörte, drehte mich um, sah den Verkäufer, der mir von hinten her in den Arm fallen wollte. Ich erwischte ihn mit der flachen Hand an der Brust. Er fiel gegen ein Regal und heulte herum.
»Nicht schon wieder, nicht schon wieder…«
Daß Marek ihn zuvor etwas härter traktiert hatte, konnten wir nicht wissen.
Suko war es, der die Tür aufzog und kurz vor mir eine Welt betrat, in der sich auch Vampire wohl fühlen konnten…
***
Was sollte er tun?
Marek wußte es nicht. Was konnte er überhaupt gegen die beiden zu allem entschlossenen Blutsauger ausrichten, um sein eigenes Leben zu retten? Kaum etwas. Zudem lauerten im Hintergrund die anderen Vampire, die nur auf sein Blut warteten.
Marek dachte an seinen Pflock. Er hatte ihn verloren; der war weggerollt und unter einem der verdammten Vorhänge verschwunden, die diesen Raum zu einem gespenstischen Labyrinth machten.
Reva war näher an Marek herangekommen. Stolz hielt sie den Kopf erhoben, den Mund mit den breiten Lippen derart zu den Seiten verzogen, daß ihre Vampirzähne überhaupt nicht zu übersehen waren. Marek schaute hastig zurück.
Will Mallmann näherte sich ihm schleichend. Er hatte sich geduckt, den Kopf eingezogen und vorgeschoben. Seine Hände bewegten sich. Mal bildeten sie Fäuste, dann ließ er sie wieder offen. Wohin?
Der Weg zurück war ihm durch Mallmann versperrt. Es gab für Marek nur die eine Chance.
Hinter Reva rührte sich keiner der anderen Vampirdiener. Sie wirkten wie Steinfiguren, nur die großen Ds auf ihren Stirnen leuchteten in diesem blutigen Rot.
Mareks Pflock war nach links gerollt. Aus wie vielen Teilen sich der Vorhang zusammensetzte, wußte er nicht. Vielleicht bildete er eine gesamte Fläche, möglicherweise bestand er aus mehreren Stücken, bei denen die Lücken nicht zu sehen waren.
Der Pfähler versuchte es. Er schimpfte innerlich auf seine alten Knochen, für Aktionen dieser Art war er einfach zu steif geworden. Er konnte sich kaum abfedern, deshalb ächzte er auch, als er den Boden berührte, sich drehte, gegen den Vorhang schlug, der in die andere Richtung geweht wurde, dabei hochkippte und Marek seinen linken Arm unter den Saum schieben konnte.
Die Finger erwischten den Pfahl. Leider nur mit den Spitzen. Er konnte nicht um den Pflock herumgreifen, zudem griff Reva ein. Marek spürte es am Druck der Hand. Es mußte einfach eine Frauenhand sein, die seinen Knöchel umklammerte.
Sie riß ihn zurück. Marek stemmte sich dagegen, streckte den Körper noch einmal und bekam den Pfahl zu fassen.
Jetzt hatte er ihn!
Er ließ sich weiterziehen. Reva keuchte und fluchte. Sie spie die Worte förmlich aus und wollte Marek auf den Rücken drehen, was sie nicht schaffte. Er blieb auf der linken Seite liegen. Das mußte er einfach, um angreifen zu können.
Sie zog ihn unter dem Vorhang hervor.
Auch der Arm lag frei.
Im gleichen Augenblick bückte sich Mallmann. Er sah, wie Marek herumfuhr und den linken Arm hochschleuderte.
Wie ein Torpedo raste der Pfahl auf die Brust der dunkelhaarigen Blutusaugerin zu.
»Stirb, du Bestie!« brüllte Marek.
Sie wäre gestorben, hätte Mallmann nicht eingegriffen. Der ehemalige Kommissar kannte noch die Tricks. Arm und Pfahl befanden sich bereits auf dem Weg zum Ziel, als Mallmann zutrat.
Ein gezielter, ein sehr harter Tritt, der nicht das Gelenk des Pfählers erwischte, sondern den Pflock. Nichts anderes hatte der Untote gewollt. Durch den Aufprall geriet der Pfahl aus der Stoßrichtung. Er konnte nicht mehr die Brust der Untoten treffen, sondern jagte an ihrer Schulter vorbei.
Vor Schreck warf sie sich zurück, stieß gegen Mallmann, der fast bis hin zu seinem Sarg
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