Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hueter der Daemmerung

Hueter der Daemmerung

Titel: Hueter der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. A. Weatherly
Vom Netzwerk:
mit zu uns nach Hause kam.
    Von Alex’ gemischten Gefühlen in Bezug auf Seb war jetzt nichts mehr zu erkennen, obwohl ich wusste, dass sie sich nicht geändert haben konnten. »Gut«, sagte er und klang so, als spräche er mit irgendeinem x-beliebigen Teammitglied. »Du weißt, was wir tun, oder?«
    Seb bückte sich nach seiner Tasche. »Nein. Was macht ihr?«
    »Wir sind Engelkiller«, entgegnete Alex. »AKs. Diese Engel, die du gesehen hast …«, er deutete mit dem Kopf auf den Torre Mayor, »wenn wir die loswerden, können wir sämtliche Engel auf der Welt vernichten. Das ist unser Ziel.«
    Seb sah aus, als hätte Alex ihm einen Schlag versetzt. Er richtete sich langsam auf und starrte ihn an. »Du … das ist doch ein Witz«, sagte er. »Ihr werdet alle Engel töten?«
    »Nein«, sagte Alex. »Kein Witz. Wir sind eine ganze Gruppe, und das ist es, was wir versuchen. Wenn du mit uns kommst, dann hilfst du uns, sie zu bekämpfen. Das ist der Deal, okay?«
    Seb stand da und beäugte den Turm. Aus heiterem Himmel sah ich das Bild eines kleinen Mädchens mit großen Augen und einem schmutzigen Gesicht vor mir. Seb wäre auf jeden Fall mit uns mitgekommen, ganz gleich was wir taten, das wusste ich – aber etwas im Gesicht dieses kleinen Mädchens brachte ihn dazu, die Schultern ein wenig zu straffen.
    »In Ordnung«, sagte er. »Ich helfe euch.«
    Wir machten uns auf den Weg zurück durch den Park, ich ging zwischen den beiden. Ich merkte, wie gern Seb immer noch mit mir reden wollte. Aber er blieb still und machte lange schnelle Schritte. Alex nahm meine Hand. Er verschränkte seine Finger mit meinen und ließ Seb ein Stückchen vorausgehen.
    »Also, was ist passiert?«, fragte er mit gedämpfter Stimme.
    Ich erklärte es ihm, so gut ich konnte. Von dem Zeitpunkt an, als Seb mich entdeckt hatte, bis hin zu der Situation, in der Alex uns gefunden hatte. Mit Unbehagen realisierte ich, wie viel ich auslassen musste – etwa wie Seb den Arm um mich gelegt hatte und ich zu Anfang gar nichts dagegen gehabt hatte, weil es sich so natürlich anfühlte.
    »Aber Alex, ist das wirklich okay für dich?«, schloss ich. »Ich meine – Seb muss nicht mit uns nach Hause kommen.« Obwohl ich in diesem Fall die Sekunden zählen würde, bis ich ihn wiedersähe. Es gab so viel, was ich ihn unbedingt fragen wollte. So viel, was ich herausfinden musste.
    Alex bedachte Seb mit einem resignierten Blick, in dem ich auch einen Anflug von Abneigung erkannte, der aber gleich wieder verschwand. Anscheinend gelang es ihm, seine eignen Gefühle zu überwinden. »Ja, ist es«, sagte er ruhig. »Falls er dir wirklich beibringen kann, deine Aura zu verändern, damit du geschützt bist … dann ist alles andere unerheblich, Willow.«
    Ich zögerte, denn ich war nicht restlos überzeugt. Aber bevor ich etwas sagen konnte, schaute Alex wieder zu mir herunter. »Hey, was wolltest du mir eigentlich sagen, bevor Sam und Trish davongerannt sind? Du hast so besorgt gewirkt. Ich habe fast einen Herzinfarkt gekriegt, als wir zurückkamen und du nicht mehr da warst.«
    Mein Engel. Ich schluckte schwer. Ein Stück weiter vorne lehnte Seb an einem Baum und wartete darauf, dass wir ihn einholten. Bitte Seb, ich brauche ein paar Antworten von dir, dachte ich. Die brauche ich wirklich ganz dringend.
    »Ach, nichts«, sagte ich zu Alex. »Tut mir leid, ich war etwas durch den Wind wegen der Jagd. Also, wegen des Gedankens, tatsächlich einen Engel erschießen zu müssen, meine ich.« Ich zwang mich zu einem Lächeln. »Vermutlich bin ich doch keine geborene Gangsterbraut.«
    Er schaute mir forschend in die Augen. Ich fühlte mich gleichzeitig schuldig und erleichtert, als er mir glaubte. »Ja, ich weiß, wie sehr dir das gegen den Strich geht«, sagte er und drückte meine Hand. »Versprich mir nur, dass du wenigstens versuchen wirst zu schießen, sollte dich ein Engel angreifen, okay?«
    »Versprochen«, sagte ich. Und zusätzlich schwor ich mir, Alex sofort alles zu erzählen, falls Seb keine Antworten auf meine Fragen haben würde.
    Wir holten Seb ein, der sich vom Baum löste und wieder zu uns gesellte. Als wir an die Metrostation kamen und die Betonstufen hinunterliefen, betrachtete ich ihn. Er war in einen leichten Trab verfallen, sein Lockenkopf war gesenkt, sein Rucksack hüpfte auf seiner Schulter auf und ab. Er sah so normal aus – so total menschlich. Ich konnte erkennen, warum das Team mir immer noch mit Misstrauen begegnete. Wenn man Seb so

Weitere Kostenlose Bücher