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Hueter der Daemmerung

Hueter der Daemmerung

Titel: Hueter der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. A. Weatherly
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berührten. Und obwohl mir das bei Alex nie auffiel, außer wenn ich mich darauf konzentrierte, war es mit Seb so, als hätte sich mein Wahrnehmungsvermögen um einen zusätzlichen Sinn erweitert – einen, der in meinem Inneren vibrierte, als wäre er elektrisch geladen. Seine Aura war so lebendig, so heiter. Ich konnte spüren, wie sie durch meine hindurchdriftete, genau so, wie meine durch seine. Wie sie sich mischten. Erforschten.
    Meine Wangen fingen an zu glühen. Abrupt versuchte ich, meine Aura wieder an mich zu ziehen, aber wir konnten uns nicht ausweichen – wir saßen zu dicht nebeneinander. Ich merkte, dass Seb versuchte und es nicht schaffte, seine Aura zurückzunehmen. Wenn seine Aura sich jetzt mit meiner vermengte, dann schien sie sich leicht spöttisch bei mir dafür zu entschuldigen und ich biss die Zähne zusammen. Wundervoll. Völlig unbeabsichtigt spielte ich Aura-Füßeln mit ihm.
    Und das allgemeine Schweigen war noch genauso ohrenbetäubend wie zuvor.
    »Okay, alle mal herhören. Das hier ist doch völlig bescheuert«, sagte Alex irgendwann. »Er gehört zum Team. Wir können ihm vertrauen. Also benehmt euch einfach … normal, alles klar? Bitte, tut mir den Gefallen, bevor mich noch der Schlag trifft.«
    Eine Weile sagte niemand einen Ton, bis Kara schließlich das Wort ergriff: »Also Willow, vielleicht könntest du uns etwas mehr darüber erzählen, was du heute gesehen hast, als das Konzil eingetroffen ist.«
    Erleichtert wollte ich antworten, als Sam sich einmischte. »Nein, Augenblick mal«, knurrte er und warf scheppernd seine Gabel hin. »Alex, ich wüsste gerne, warum du dir so sicher bist, dass wir dem Typ vertrauen können. Bei Willow haben wir wenigstens alle gesehen, wie ihr Engel Liz verteidigt hat. Wer ist der überhaupt? Er kreuzt hier einfach so auf, wie aus dem Nichts, und schwupps, schon ist er Mitglied im Team?«
    Seb warf ihm einen Blick zu. »Ich bin Sebastian Carrera«, sagte er und schnitt ein Stück von seinem Schweinekotelett ab. »Ich komm nicht aus dem Nichts, sondern ich komme aus dieser Stadt, Mexico City. Und wenn ich sage, dass ich euren Kampf unterstütze, dann unterstütze ich euren Kampf.«
    »Willow hat aus seiner Hand gelesen«, fügte Alex hinzu, als Sam den Mund zu einer Antwort öffnete. »Wir können ihm vertrauen.«
    »Ich hab’s geschnallt«, sagte Sam und bedachte mich mit einem Blick, der nicht gerade umwerfend freundlich war. »Deshalb hat sie wohl Händchen mit ihm gehalten, als sie heute Nachmittag zusammen weggerannt sind, was? Weil sie ihm aus der Pfote gelesen hat?«
    Ich wurde feuerrot, als alle mich anstarrten. »Oh, wie lauschig«, grummelte Liz. Trish blickte starr auf ihren Teller, offenkundig litt sie unter der angespannten Stimmung.
    Ich merkte, dass sowohl Alex als auch Seb neben mir die Stacheln aufstellten. »Das war meine Schuld«, sagte Seb mit einer Stimme, die zwar ruhig war, aber einen herausfordernden Unterton hatte. »Ich habe sie an die Hand genommen, als wir die Engel entdeckten. Wir mussten schnell losrennen, versteht ihr?«
    Sam schnaubte. »Ja, das kann man wohl sagen«, sagte er zu mir. »Du hattest es wirklich eilig, dich mit dieser Type aus dem Staub zu machen, oder? Wie du versucht hast, uns zu sagen, was los ist, haben wir wohl überhört.«
    »Ich habe es ja versucht!«, sagte ich getroffen. »Ich habe Alex’ Namen gerufen, aber …«
    »Stopp – du musst hier nichts erklären«, unterbrach mich Alex und nahm meine Hand. »Schluss damit, Sam. Willow hat uns schon erzählt, was passiert ist.«
    Sam machte den Mund auf.
    »Schluss damit«, wiederholte Alex.
    Wieder wurde es still. Und ich weiß nicht, ob diese Stille nun besser war als die vorhergehende. Wenn überhaupt, dann war sie noch geladener als vorher.
    »Tja«, sagte Brendan schließlich. »Hat wirklich Spaß gemacht, sich normal zu benehmen.« Ich konnte immer noch spüren, wie sich Sebs Aura mit meiner vermischte, fürsorglich, tröstlich. Auf der anderen Seite fühlte sich Alex’ Hand so warm an, so zuverlässig. Ich hielt sie fest umschlossen. Ich sehnte mich danach, irgendwo mit ihm allein zu sein – richtig allein, so wie früher. Alles war so einfach gewesen, als es nur uns beide gegeben hatte. Jetzt fühlte sich überhaupt nichts mehr einfach an.
    Nach einer Pause drückte Alex meine Hand und ließ sie wieder los. Mit fester Stimme wandte er sich an das Team. »Hört mal zu, Leute, bald geht es dem Konzil an den Kragen. Wenn sie an ihrem

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