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Hueter der Daemmerung

Hueter der Daemmerung

Titel: Hueter der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. A. Weatherly
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Perücke oder so was besorgen, nur für alle Fälle? Falls die Engel ihn geschnappt haben, werden sie dich in seinen Erinnerungen sehen. Und du bist ziemlich unverwechselbar.«
    Zu jeder anderen Zeit hätte Kara daraufhin eine spöttische Bemerkung losgelassen, doch jetzt nickte sie nur. »Ich beschaffe mir morgen eine. Und ein bisschen Schminke kann wohl auch nicht schaden.«
    »Gut«, sagte Alex. »Ich werde selbst etwas herumschnüffeln. Und diesen Haufen hier weiter trainieren – vielleicht nehme ich sie noch mal mit zu einer Übungsjagd.«
    Sam schüttelte den Kopf. »Ja aber, was ist mit –«
    Er brach ab, als Seb in die Küche kam, der aussah, als hätte er gerade geduscht. Seine braunen Locken waren feucht und wirkten, als hätte er sie sich mit den Händen aus dem Gesicht gekämmt. Bei seinem Anblick zog sich etwas in mir zusammen … weil mir klar wurde, dass ein Teil von mir die ganze Zeit, während wir redeten, an ihn gedacht und überlegt hatte, wo er wohl steckte.
    Lähmende Stille senkte sich über den Raum, was Seb durchaus auffiel. Er wusste, dass er der Grund dafür war. Seine Augen suchten meinen Blick und er lächelte leicht. Trotz meines Unbehagens lächelte ich kläglich zurück. Ich wusste haargenau, wie er sich fühlen musste. Die versteinerten Mienen des Teams riefen in mir einige nicht besonders angenehme Dejà-vu-Gefühle hervor. Auch wenn sich das Verhältnis zwischen uns eindeutig verbessert hatte (obwohl ich mir dessen nicht so bewusst gewesen war), machte Sebs Ankunft alles wieder zunichte. Noch etwas, bei dem wir wieder bei Null anfangen mussten.
    Alex seufzte. »Hi, Seb«, sagte er. Und allein dafür, dass er es fertigbrachte, ganz normal zu klingen, hätte ich ihn knuddeln können. »Wir haben gerade ein paar Neuigkeiten besprochen. Ich bringe dich nach dem Abendessen auf den neuesten Stand. Hast du alles gefunden?«
    Bei dem Wörtchen »Neuigkeiten« wanderten Sebs Augenbrauen in die Höhe, aber er sagte nichts dazu. »Ja, danke.«
    Als wir uns alle zum Essen niederließen, setzte Seb sich neben mich – auf den Platz, auf dem Alex sonst immer saß. Natürlich wusste er das nicht. Aber ich merkte, dass alle Alex irgendwie verstohlene Blicke zuwarfen, um festzustellen, wie er reagieren würde. Als würde hier so eine Art Machtkampf ausgetragen.
    Mein Gesicht wurde heiß und ich räusperte mich. »Ahm, Seb, das ist …«
    »Ist schon okay«, sagte Alex kurz. Er belegte den anderen freien Platz neben mir, wo Trish für gewöhnlich saß, und Trish quetschte sich neben Wesley auf den extra Stuhl, den ich dort hingestellt hatte. Ich sah, wie Seb daraufhin ein Licht aufging. Es schien, als verkniffe er sich unwillkürlich das Grinsen.
    Kaum jemand sprach. Das Geklapper der Messer und Gabeln auf den Tellern klang ohrenbetäubend laut. Um der Wahrheit die Ehre zu geben: Meine eigene Unbeholfenheit in Sebs Gegenwart machte die Sache nicht gerade besser … und ich fühlte mich wirklich ziemlich verlegen.
    Als Seb und ich uns auf dem Balkon unterhalten hatten, gab es so viel zu bereden, dass wir alles nur angerissen hatten. Wir hatten stillschweigend vorausgesetzt, dass wir uns so bald wie möglich zu einem ausgedehnten Gespräch zusammensetzen würden, was ich mir verzweifelt wünschte. Es gab so vieles, was ich wissen musste: Ich musste fragen, ob das, was ich mit meinem Engel erlebt hatte, normal war. Ich musste mehr über sein Leben herausfinden. Und tausendundeine Erfahrung vergleichen, um zu ergründen, ob es für ihn so gewesen war wie für mich.
    Aber während wir miteinander geredet hatten, war ich mir Sebs Gegenwart so bewusst gewesen, dass meine Kopfhaut kribbelte, obwohl er über einen Meter von mir entfernt gestanden hatte. Was nicht daran lag, dass er so attraktiv war – und er sah wirklich umwerfend aus, man hätte schon bewusstlos sein müssen, um das nicht mitzubekommen – nein, es lag einfach an … ihm. An seiner Energie, die der meinen so ähnlich war. An der Erinnerung, wie unsere Hände sich berührt und wie sich das angefühlt hatte. Es war eine Riesenerleichterung gewesen, als Alex aufgetaucht war und ich die Flucht ergreifen konnte.
    Du kennst ihn noch nicht einmal, sagte ich mir.
    Nur stimmte das nicht. Ich kannte Seb. Vielleicht nicht sein Leben bis ins Detail, aber seine Persönlichkeit, ja, die kannte ich. Und jetzt konnte ich ihn neben mir spüren. Nicht allein seine physische Präsenz, sondern seine Energie. Wir waren uns so nahe, dass unsere Auren sich

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