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Hueter der Daemmerung

Hueter der Daemmerung

Titel: Hueter der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. A. Weatherly
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du was? Das habe ich irgendwie geahnt. Dann trifft es sich ja gut, dass das hier gerade meine letzte Zigarette war, oder?«
    Alex konnte erkennen, dass es ihm ernst war. »Weil du ja nicht im Entferntesten hinter ihr her bist.«
    Seb lehnte sich gleichmütig wieder an den Türrahmen. »Nein, weil ich gerade das Mädchen gefunden habe, nach dem ich mein Leben lang gesucht habe, und sie Zigarettenrauch nicht ausstehen kann. Keine besonders komplizierte Entscheidung.«
    Das Mädchen, nach dem ich mein Leben lang gesucht habe. Alex widerstand dem Drang, Seb vom Balkon zu schmeißen, um festzustellen, ob er fliegen konnte. »Ich habe einen heißen Tipp für dich: Rauch ruhig weiter. Quarz vier Schachteln am Tag, bis dir der Qualm zu den Ohren wieder rauskommt. Denn zwischen dir und Willow wird nichts laufen, oder hast du das immer noch nicht kapiert?«
    Seb hatte die Hände in die Hosentaschen gesteckt, eine leichte Brise spielte mit einer seiner braunen Locken. Er zuckte mit den Schultern. »Klar, das muss der einzige Grund sein, warum ich hier noch weiter rumhängen will – weil ich glaube, dass sie mir morgen in die Arme sinken wird. Du hast ja so recht. Warum haue ich nicht einfach wieder ab, jetzt wo ich einen anderen Halbengel gefunden habe? Willow ist das doch schnurzpiepegal. Und mir auch.«
    Alex hatte das Gefühl, dass es Willow nicht schnurzpiepegal sein würde – ganz und gar nicht. Gott, warum hatte er überhaupt vorgeschlagen, den Typen aufzunehmen? Aber er wusste, warum, und das war immer noch das Wichtigste.
    »Bleib hier, bis du ihr beigebracht hast, wie sie ihre Aura verändern kann«, sagte er. »Danach helfe ich dir gern beim Packen. Aber zurück zur Tagesordnung. Haben die Jungs sich schon überlegt, wo du schlafen sollst?«
    Seb schien der Themenwechsel nicht zu überraschen. »Ja, sie haben gesagt, sie könnten im Schlafraum noch ein Campingbett für mich aufstellen. Dort sieht’s aber auch so schon ziemlich überfüllt aus. Außerdem glaube ich, dass die Idee niemandem so richtig behagt.«
    Alex behagte die Idee ebenfalls nicht. Willow war schon befangen genug, wenn es darum ging, bei ihm im Zimmer zu sein, da wollte er nicht auch noch Seb nebenan im Schlafraum haben. »Du kannst einen der Lagerräume nehmen«, sagte er. »Es wird zwar ziemlich eng, aber wenn wir ein paar Kisten stapeln, können wir wahrscheinlich ein Campingbett reinquetschen.«
    »Klingt gut. Das würde mir sowieso besser gefallen«, sagte Seb. Und damit war für ihn das Gespräch augenscheinlich beendet. Er beugte sich zu seinem Rucksack auf dem Fußboden hinunter, den er sich mit einer lässigen Bewegung über die Schulter warf.
    Der Anblick von Sebs Rucksack erinnerte Alex an etwas. »He, hast du Willows Bild noch?«, fragte er. »Das von ihr als kleines Mädchen? Ich glaube nämlich, sie hätte es gern zurück. Es bedeutet ihr eine Menge.«
    Seb betrachtete ihn. Plötzlich stand in seinen Augen ein beinahe spitzbübisches Funkeln. »Keine Sorge – ich passe gut darauf auf. Ich gebe es ihr bald zurück. Aber vorerst …« Er hob die Schultern, grinste. »Hey, du hast das Mädchen und ich das Bild. Das ist nur fair, oder?«
    Als Seb davonging, war Alex versucht, ihn am zerschlissenen Riemen seines Rucksacks zurückzureißen und Willows Bild eigenhändig herauszuholen. Er dachte daran, was er Kara gesagt hatte – dass er sich sicher war, dass das Team Seb vertrauen konnte. Willows hellsichtige Menschenkenntnis hatte sie in dieser Hinsicht noch nie getrogen.
    Doch ob er selbst den Typen überhaupt mochte, das stand auf einem ganz anderen Blatt.
    An jenem Abend ging ich Liz bei der Vorbereitung des Abendessens zur Hand, obwohl sich die Stimmung zwischen uns gewaltig verschlechtert hatte. Nicht, dass wir jemals Busenfreundinnen hätten werden können, aber wenigstens hatten wir angefangen, uns ein klein wenig zu unterhalten, wenn wir gemeinsam kochten. Aber jetzt war ihr Mund zu einem dünnen Strich zusammengekniffen, während sie den Salat machte. Und ich wusste, dass Seb der Grund dafür war. Als wir zum Haus zurückgekommen waren, hatte Alex allen erzählt, was passiert war. Und das in einem so nüchternen, sachlichen Tonfall, als handelte es sich dabei um ein ganz alltägliches Vorkommnis. Trotzdem hatte es das Team überrascht, dass plötzlich ein weiterer Halbengel auf der Bildfläche erschienen war. Milde ausgedrückt. Das und das verfrühte Eintreffen des Konzils hatte alle hochgradig nervös gemacht.
    Schweigend

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