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Hueter der Daemmerung

Hueter der Daemmerung

Titel: Hueter der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. A. Weatherly
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und hob mich ein Stück in die Luft. Zunächst glaubte ich ebenfalls zu lachen, aber dann wurde mir klar, dass die Tränen doch noch gekommen waren – dass jetzt, wo alles gut war, etwas in mir gerissen war, wie ein altes, mürbes Gummiband und dass ich weinte, als könnte ich nie wieder aufhören.
    Alex’ Arme schlossen sich enger um mich. »Schon gut«, flüsterte er, die Lippen in meinem Haar, während er mich hin- und herwiegte. »Schsch, es ist alles in Ordnung, alles ist gut …«
    Ich versuchte zu antworten, doch ich konnte nicht. Ich hatte gedacht, sie wäre tot. Oh Gott, ich hatte wirklich geglaubt, meine Mutter wäre tot. Vage spürte ich, wie Alex mich hochhob und dann mit mir auf die gesprungenen Bodenfliesen sank. Wortlos hielt er mich im Arm. Hielt mich einfach fest, streichelte mir den Rücken, küsste mich ab und zu auf den Kopf und ließ mich weinen.
    Schließlich beruhigte ich mich wieder etwas. Ich machte mich los und wischte mir über die feuchten Wangen. »Woher wusstest du das?«, fragte ich mit zittriger Stimme. »Woher?«
    Er strich mir eine Haarsträhne aus der Stirn. Ich konnte sehen, wie unglaublich erleichtert er war. »Ich habe es nicht gewusst – ich habe nur mit aller Kraft gehofft, dass ich richtiglag. Ist mit deiner Tante Jo auch alles in Ordnung?«
    Schamesröte stieg mir ins Gesicht. Tante Jo hatte ich vollkommen vergessen. Aber als ich sie überprüfte, ging es ihr gut. Genau genommen mehr als gut – sie schien glücklicher zu sein, als ich sie je erlebt hatte. Ich atmete auf. Tante Jo und ich hatten jahrelang zusammen in demselben heruntergekommenen, mit Gerümpel vollgestopften alten Haus gewohnt, ohne uns jemals wirklich nahezukommen – zeitweise hatte ich sie sogar regelrecht gehasst. Aber jetzt, nachdem ich wusste, dass mit ihr alles in Ordnung war, bekam ich erneut weiche Knie.
    Als wir aufstanden, fühlte ich mich wie zerschlagen. Ich griff nach dem Toilettenpapier in einer der Kabinen, um mir das Gesicht zu trocknen. »Das Feuer war also nur ein Ablenkungsmanöver? Dann muss irgendwem aber mächtig daran gelegen sein, der Welt weiszumachen, dass Mom und Tante Jo tot sind.«
    Alex nickte, lehnte sich mit einer Schulter an die Wand. »Ich denke, es könnte die CIA gewesen sein.«
    Ich hielt inne und blickte auf. »Du meinst Sophie?«
    »Ja, vielleicht. Nate hat dir doch erzählt, dass eine andere Abteilung die Operation Angel unter ihre Fittiche genommen hat, jetzt, wo sie infiltriert worden ist. Sie könnte sich von ihnen Unterstützung geholt haben, um das Feuer zu legen und deine Mutter und deine Tante in Sicherheit zu bringen, damit die Engel nicht durch sie an dich herankommen können.«
    Ich verstummte und warf das feuchte Klopapier in den überquellenden Abfalleimer. Operation Angel war die geheime CIA-Abteilung gewesen, für die Alex gearbeitet hatte. Nach ihrer Übernahme durch die Engel waren nur zwei Agenten übrig geblieben: Sophie und Nate. Inzwischen war Nate, ein abtrünniger Engel, der versucht hatte, der Menschheit zu helfen, tot. Und obwohl ich annahm, dass Sophie noch am Leben war, hatte ich keine Ahnung, wo sie sich aufhielt. Sie hatte mich an der Kathedrale der Church of Angels zurückgelassen, ohne mir zu sagen, wie ich sie erreichen konnte – weil sie davon überzeugt gewesen war, dass ich sterben würde. Genau wie Nate.
    Und ja, ich hatte mich aus freien Stücken an dem Plan beteiligt, trotzdem fiel es mir schwer, Sophie hinterher noch zu mögen. Wenn Alex allerdings recht hatte und sie Mom tatsächlich in ihre Obhut genommen hatte, würde ich sie offiziell zu meiner neuen allerbesten Freundin erklären.
    Dann kam mir ein schauriger Gedanke. »Moment mal -wenn mit Mom und Tante Jo alles in Ordnung ist, wer war dann in den Leichensäcken?«
    Alex zuckte mit den Schultern. »Zwei Frauen im ungefähr passenden Alter? Es dürfte kein Problem für die CIA sein, ein paar herrenlose Leichen aufzutreiben. Die Leichenhäuser in New York müssen voll davon sein.«
    Vor meinem inneren Auge zog erneut das Bild des Leichensacks vorbei, der auf der Bahre ins Rutschen kam, als der Feuerwehrmann stolperte. Oh mein Gott. Wer war da drin gewesen?
    »Oder vielleicht steckten ja auch lebendige Menschen in den Säcken, damit sie für die Kameras ein realistisches Bild abgaben«, fügte Alex hinzu. »Das hängt davon ab, ob die CIA vor Ort war oder nicht.«
    »Diese Version gefallt mir besser«, sagte ich leise.
    »Okay, dann geben wir der den Vorzug.« Er schlang

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