Hueter der Daemmerung
glatter Selbstmord, wenn dort hinten jemand postiert war. Höchstwahrscheinlich würde Seb allein zurechtkommen müssen.
»Jesus, das wird verdammt heikel«, brummte er. Kurz fühlte er eine wilde Erleichterung, dass Willow es noch nicht geschafft hatte, ihre Aura zu tarnen.
»Na ja … wir könnten noch etwas anderes versuchen, ich weiß aber nicht, wie gut das funktionieren würde«, sagte Kara langsam. »In zwei Tagen wird ein besonderer Abendgottesdienst stattfinden, um die Ernennung des neuen Engeloberhaupts zu feiern – und der Prediger wird die Gläubigen im Namen der Engel segnen.«
Ihr Blick traf den von Alex, als er begriff, was das bedeutete.
Liz blinzelte. »Ja und?«
»Eine Segnung wird als eine ernste Angelegenheit gesehen, deshalb werden wohl nicht viele Leute darum bitten«, erläuterte Alex. »Aber diejenigen, die es tun, gehen vor zum Altar und der Prediger wird ihre Hände halten, vielleicht sogar eine Minute lang. Also könnte Seb zunächst versuchen, auf diesem Weg an Informationen zu gelangen.« Obwohl Seb erklärt hatte, dass er nicht immer konkrete Einzelheiten erkannte, war es auf jeden Fall einen Versuch wert. Nicht dass diese Methode ohne Risiko war. Schließlich war es durchaus möglich, dass die Engel sich zu einem Auftritt entschlossen und spürten, dass etwas nicht stimmte. Doch im Hauptraum der Kathedrale konnte das Team Seb zumindest Rückendeckung geben.
»Werden wir denn überhaupt einen Platz bekommen?«, fragte er Kara. »Sämtliche Gläubigen in der Stadt werden sich um diesen Gottesdienstbesuch reißen.«
Sie nickte. »Es wird Eintrittskarten dafür geben, morgen startet der Vorverkauf. Ich werde mich gleich in der Frühe auf den Weg machen.«
»Hört mal, seid ihr sicher, dass wir dem Kerl trauen können?«, warf Sam ein und stützte sich auf seine Unterarme. »Was, wenn er da drin anfangt zu reden, oder so?«
»Das wird er nicht«, sagte Alex. Dessen zumindest war er sich gewiss. Seb wäre für sie gestorben, wenn er sie alle verriete. Er trank sein Bier aus. »Kommt, wir sollten jetzt nach Hause gehen, damit ich mit ihm reden kann.«
Sie verließen das Cafe und schlugen den Weg zur Metrostation ein. Es war kurz vor der Hauptverkehrszeit und immer mehr Menschen strömten in dieselbe Richtung wie sie. Weit hinten, über der anderen Seite des Platzes, kreisten zwei Engel. Obwohl die AKs sie am helllichten Tag und umgeben von einer solchen Menschenmenge nicht abschießen konnten, sah Alex doch, dass einige aus dem Team sie abwägend musterten. Gut - mittlerweile scannten sie ihre Umgebung ab, ohne dass man es ihnen extra sagen musste.
Er ließ sich ein wenig zurückfallen und ging neben Kara her. »Kann ich dich um einen Gefallen bitten?«, fragte er.
Überrascht schaute sie ihn an. »Klar.«
Alex räusperte sich und überlegte, wie er es am besten formulieren sollte. »Na ja … du weißt ja, dass Willow und ich nicht viel Zeit allein miteinander verbringen können. Also habe ich mir gedacht, dass ich sie am Freitagabend ausführe. Würdest du das Kommando übernehmen, solange ich weg bin? Es wäre ja nur für eine Nacht und wir sind in dem Hotel gleich an der Alfredo Chavero. Falls nötig, könnte ich in fünf Minuten zu Hause sein.«
Obwohl Kara, wie er wusste, immer noch Bedenken wegen ihm und Willow hatte, lächelte sie. »Kein Problem – ich spiele den Babysitter für die Truppe.« Sie warf ihm einen nachdenklichen Blick zu. »Hast wohl einen romantischen Abend geplant, hm?«
Alex’ Ohren wurden rot. Er rammte die Hände in seine Gesäßtaschen, als sie begannen, die Stufen zur Metro hinunterzugehen. »Ja, so was in der Art.« Er hatte eines der hübschesten Zimmer im Hotel gebucht und dafür gesorgt, dass Pralinen und Blumen hineingestellt wurden. Zusätzlich hatte er ein besonderes Abendessen bestellt, das auf dem Zimmer serviert werden sollte. Das alles hatte ihn beinahe seine sämtlichen restlichen Ersparnisse gekostet, aber er wollte so gern, dass alles absolut perfekt war.
»Klingt nett«, sagte Kara mit neutraler Stimme. »Ich hoffe, du hast eine richtig schöne Zeit.« Sie kauften ihre Fahrkarten, und Alex war froh, dass sie ihre Gedanken für sich behielt – und noch mehr freute er sich, dass alles abgemacht war. Denn mit Willow allein zu sein, wirklich allein, eine ganze Nacht lang … oh Gott, gerade jetzt gab es nichts auf der Welt, was er sich sehnlicher wünschte.
Als sie nach Hause kamen, waren Willow und Seb beide in der Küche und
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