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Hueter der Daemmerung

Hueter der Daemmerung

Titel: Hueter der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. A. Weatherly
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heraus. Und irgendwie kam es mir unausweichlich vor, dass Seb dort sein würde. Aber, mein Gott, wie schrecklich – die zwei Menschen, die mir auf der Welt am meisten bedeuteten, würden zur selben Zeit ihr Leben aufs Spiel setzen.
    Während unserer Unterhaltung hatte ich meine Aura ganz vergessen. Jetzt ließ ich sie wieder vor meinen Augen Gestalt annehmen. Sie sah noch exakt so aus, wie ich sie mir zuletzt vorgestellt hatte: grau und abstoßend. Lila, dachte ich und sah zu, wie sie die Farbe reifer Pflaumen annahm. »Dann habe ich den Kniff jetzt wohl raus«, sagte ich irgendwann.
    Seb musterte meine Aura ebenfalls. »Ja, aber vielleicht solltest du noch ein, zwei Tage länger üben, nur um ganz sicherzugehen.«
    Ich nickte, obwohl ich glaubte, dass wir beide wussten, dass ich es diesmal endgültig geschafft hatte. Aber Alex würde mit Sicherheit ebenfalls darauf bestehen. Ich seufzte, weil ich mich plötzlich unglaublich danach sehnte, ihn hier bei mir zu haben. Nein, eigentlich wollte ich viel lieber, dass wir beide woanders wären. Oben in der Blockhütte vielleicht, unterwegs in den Bergen – in der Gewissheit, dass wir alle Zeit der Welt zusammen hatten.
    Wie auf Kommando piepte mein Handy. Ich zog es aus der Hosentasche und fand eine SMS von Alex: Kommen bald nach Hause. Sind OK. Liebe dich.
    Ich lächelte und schickte schnell eine Antwort, dann steckte ich das Telefon wieder weg. »Sie kommen später.«
    Als ich wieder zu Seb hinüberschaute, sah ich, wie er mich anschaute – die Tiefe seiner Gefühle spiegelte sich in seinen Augen wider. Aber plötzlich riss die Verbindung zwischen uns ab, als hätte er hastig versucht, seine Emotionen zu unterdrücken. Trotzdem verschlug es mir den Atem. Ich sah weg und tat so, als hätte ich nichts bemerkt, obgleich mir das Herz bis zum Hals schlug.
    »Ja, ähm … uns bleibt also noch ein wenig Zeit zum Weiterüben«, sagte ich. Durch meinen zusammengeschnürten Hals schienen sich die Worte nur mit Mühe einen Weg nach draußen zu bahnen.
    »Ja, gut«, entgegnete Seb. Er setzte sich auf und griff, ohne mich anzusehen, nach einem weiteren Keks. »Lass uns mal sehen, wie schnell du sie verändern kannst.«
    Ich schluckte und registrierte die leichte Röte auf seinen Wangen. »Ich, also … ich bin gleich wieder da«, stotterte ich und sprang auf. »Möchtest du eine Cola oder so?«
    Ohne Sebs Antwort abzuwarten, lief ich hinaus in die Küche, wo ich den Kühlschrank öffnete und die kühle Luft ein paar Minuten lang über mein Gesicht streichen ließ. Endlich nahm ich zwei Colas heraus und stieß die Tür mit meiner Hüfte wieder zu. Dann stellte ich fest, dass ich die Coladosen auf die Arbeitsfläche stellte und Alex noch eine SMS schickte, um ihm zu sagen, dass ich ihn liebte.
    Als ich in den Fernsehraum zurückkam, war der peinliche Moment zum Glück vorbei und ich konnte mir einreden, dass Seb wieder nur mein Bruder war.

19
     
     
    »Okay«, sagte Kara, sowie sich die AKs in einem Cafe mit Blick auf aztekische Ruinen und die Kathedrale im Hintergrund niedergelassen hatten. Sie pustete auf ihren Kaffee. »Diese Bande von Engeln da hinten in den Büros ist vor ein paar Tagen aufgetaucht.« Sie warf Alex einen entschuldigenden Blick zu. »Ich wollte erst mehr Informationen haben, bevor ich etwas gesagt habe. Ist ja gerade sowieso schon alles stressig genug.«
    Er nickte. Er konnte ihr nicht wirklich einen Vorwurf machen, obwohl er gerne eher davon erfahren hätte. »Und?«
    Kara seufzte. »Nach dem, was ich herausbekommen konnte, ist es der Engel, der auserwählt wurde, die Kathedrale zu leiten. Zusammen mit seinen Groupies. Und ich glaube nicht, dass sie wieder verschwinden werden. Keine Ahnung, ob sie irgendwelche Einzelheiten besprechen oder sonst was, aber sie scheinen überwiegend im Empfangsbereich rumzuhängen. Das heißt jeder, der das Hauptbüro betritt, muss direkt an ihnen vorbei.«
    »Und sind sie nachts immer noch da?«, fragte Trish und spielte nervös mit einem Zuckertütchen.
    »Keinen blassen Schimmer«, sagte Kara. »Ist auch egal, denn nach dem Abendgottesdienst schmeißen sie sowieso jeden raus und schließen die Kirche ab – und ihr Sicherheitssystem ist eine Nummer zu groß für uns. Hier, guckt mal.« Sie zeigte dem Team eine Reihe von Fotos, die sie heimlich mit ihrem Handy aufgenommen hatte: Topmoderne Bewegungsmelder und Stahltüren, die über den antiken Holztüren installiert worden waren und so aussahen, als würden sie automatisch

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