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Hueter der Daemmerung

Hueter der Daemmerung

Titel: Hueter der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. A. Weatherly
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wie ein lebendiger Herzschlag. »Nein«, stellte Alex dann fest. »Ich sage exakt das, was ich meine.« Er öffnete die Tür, um wieder nach drinnen zu gehen und warf ihr einen Blick zu. Sie stand vor dem Hintergrund der Straße und war so schön, dass es ihm schier das Herz zerriss. Selbst jetzt.
    »Genieß deine Freundschaft mit Seb, Willow«, sagte er ruhig.

20
     
     
    Ich weiß nicht wirklich, wie man sich von einem solchen Streit wieder erholt.
    An jenem Abend ließ ich das Abendessen ausfallen. Ich hätte eh keinen Bissen herunterwürgen können. Stattdessen ging ich in den Mädchenschlafraum. Dort blieb ich, lag auf meinem Bett und dachte nach. Haben Alex und ich uns gerade getrennt? Die Worte riefen mir meine düstere Vorahnung wieder ins Gedächtnis. Schaudernd erinnerte ich mich daran, wie ich dieses Haus zum ersten Mal gesehen und gewusst hatte, dass es Kummer für mich bereithielt.
    Oh Gott, manchmal hasste ich meine übernatürlichen Fähigkeiten. Ich lag zusammengerollt auf der verblichenen blauen Tagesdecke und lauschte auf den Verkehr. Irgendwo in der Ferne spielte Rockmusik. Und ich wünschte, ich hätte Seb niemals getroffen. Dann seufzte ich. Nein, das stimmte nicht. Das konnte ich mir nicht wünschen, niemals.
    Hatten Alex und ich wirklich Schluss gemacht?
    Immer wieder kam ich darauf zurück, wie eine gesprungene Schallplatte. Das konnte doch nicht sein, oder? Denn er liebte mich doch immer noch, das wusste ich – und ich liebte ihn so sehr, dass die Vorstellung, ohne ihn zu sein, war, als fehlte mir die Luft zum Atmen. Sicher hätte er sich bis morgen wieder beruhigt und würde erkennen, wie ungerecht er war. Oder nicht? Ich würde nach unten gehen, unsere Blicke würden sich treffen … und ich würde die Entschuldigung in seinen Augen lesen, und wir würden uns irgendwohin davonstehlen, und dann würde er mich in den Arm nehmen und sagen: Es tut mir leid, selbstverständlich vertraue ich dir. Vergiss, was ich gesagt habe.
    Ich starrte nach oben und betrachtete die Schatten auf der unregelmäßig verputzten Zimmerdecke. Eine schöne Vorstellung, ja, aber mehr wohl nicht. Ich hatte Alex noch nie so wütend gesehen. Es war ja nicht so, dass ich kein Verständnis dafür hatte. Ich wäre auch nicht begeistert, wenn er mir sagen würde, dass zwischen ihm und Kara eine mentale Verbindung bestünde. Untertreibung. Der Gedanke würde wahrscheinlich Tag und Nacht an mir nagen und dabei kann ich Gedanken lesen und Gefühle erspüren, sodass ich herausfinden könnte, ob sonst noch etwas liefe. Alex konnte das nicht – ich konnte es ihm kaum zum Vorwurf machen, dass er wütend war.
    Nein … aber sein mangelndes Vertrauen in mich, das konnte ich ihm vorwerfen. Dass er so offensichtlich glaubte, dass ich auf Seb stand und nur der Umstand, dass ich mit ihm, Alex, zusammen war, mich davon abhielt, mit Seb in den Sonnenuntergang zu ziehen.
    Seb. Ich schluckte. Irgendwo in meinem Hinterkopf merkte ich, wie wahnsinnig gerne ich mental Kontakt zu ihm aufgenommen hätte. Er musste mitbekommen haben, dass Alex und ich uns gestritten hatten, und ich wusste, wie besorgt er sein würde. Er würde wissen wollen, dass es mir gut ging. Nahezu unbewusst fing ich an, nach ihm zu suchen und – hielt inne. Meine Wangen fingen an zu glühen, als ich Alex’ Stimme hörte: Wenn du also jetzt an Seb denkst, der gerade duscht … Oh Gott. Was mir bis dahin so normal vorgekommen war – und nach allem was ich wusste, zwischen Halbengeln auch ganz natürlich war, nämlich schlicht und ergreifend eine Erweiterung unserer Freundschaft – würde mich jetzt auf ewig in Verlegenheit bringen. Ich fühlte mich erbärmlich einsam und mutterseelenallein.
    Es klopfte leise an der Tür.
    Mit wild schlagendem Herzen setzte ich mich auf. Ich wusste auf der Stelle, dass es Seb war und war wütend auf die Erleichterung, die mich überkam. Sie schien jede einzelne Anschuldigung, die Alex mir an den Kopf geworfen hatte, zu bestätigen. Aber ich konnte nicht anders – in diesem Moment brauchte ich jemanden, und ich hätte wissen müssen, dass Seb das spüren und zur Stelle sein würde. Dass nichts ihn von mir fernhalten könnte.
    Ich hatte gar nicht richtig gemerkt, dass ich weinte, aber meine Wangen waren feucht. Ich wischte mir das Gesicht ab und schwang die Beine über die Bettkante. Während ich den Raum durchquerte, strich ich mir die Haare mit beiden Händen nach hinten. Wahrscheinlich standen die feuerroten Stacheln wild in die Höhe,

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