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Hueter der Daemmerung

Hueter der Daemmerung

Titel: Hueter der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. A. Weatherly
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zu Kylar gehabt, oder?« In diesem Punkt war Raziel sich sicher. Willows Gedanken hatten sich letzthin primär mit dem Plan befasst, sich die Auskünfte durch die Kirche zu beschaffen. Damit, und mit ihrem Liebesleben, das eine makabere Faszination auf ihn ausübte.
    »Nein, noch nicht«, sagte Charmeine. »Ich hielt es für das Beste, wenn sie ihm möglichst auf eigene Faust auf die Spur kommt, damit es nicht so aussieht, als ob ich zu viel wüsste. Du hast gesagt, sie wollen zu dem Festgottesdienst. Erfreulicherweise ist ungefähr zur gleichen Zeit eine Massendemonstration auf dem Zöcalo geplant. Sie ist bereits zu dem Schluss gekommen, dass er höchstwahrscheinlich dort sein wird, da man davon ausgehen kann, dass sich dort auch viele Engel herumtreiben werden. Mit etwas Glück laufen sie sich über den Weg. Ansonsten werde ich ihr erzählen müssen, dass ich mithilfe meiner aufständischen übernatürlichen Engelskraft herausgefunden habe, wo sie wohnen.«
    Raziel runzelte die Stirn. »Hauptsache, du hältst dich von dem Team fern«, warnte er. »Meine … der Halbengel verfügt über extrem ausgeprägte übersinnliche Fähigkeiten.«
    Charmeines müde Stimme klirrte vor Ärger. »Raziel, sie ist wie alt? Siebzehn? Ich weiß, dass ich hier psychisch jeden Tag extrem unter Stress stehe, aber du glaubst doch wohl nicht im Ernst, dass ich mich von einer blutigen Anfängerin austricksen lasse?«
    Im Auto schüttelte Raziel immer noch den Kopf über seinen Beinahe-Versprecher. »Es ist unnötig, irgendwelche Risiken einzugehen, mehr wollte ich damit nicht sagen.«
    »Schön, ich habe ohnehin nicht vorgehabt, mich ihnen zu nähern. Leute, die auf Heiligenscheine ballern können, machen mich nervös. Apropos, du hättest sie wirklich auffordern können, sich ein wenig mehr zurückzuhalten. Hier hat es in zwei Wochen über zwanzig tote Engel gegeben – und das, obwohl sich alle wesentlich seltener nähren als sonst, jetzt wo die Wurzeln, die die Zwölf hier geschlagen haben, anfangen zu wirken.«
    »Ach?«, sagte Raziel besorgt. »Wird irgendetwas dagegen unternommen?«
    »Ich glaube nicht. Die Engel hier sind natürlich hellauf empört, aber so wie die Killer ihre Angriffe ausführen, gibt es nicht viel, was man tatsächlich dagegen tun kann – man weiß einfach nie, wo und wann sie zuschlagen werden.«
    Das überraschte Raziel nicht. Kylar war ein hervorragender Stratege. »Ich werde tun, was in meiner Macht steht, um sie ein wenig zu zügeln«, sagte er. »Aber weißt du, sie sind eben sehr eifrig bei der Sache.«
    Er hörte Charmeine schnauben. »Danke, zu gütig«, sagte sie. »Und vielleicht ist das in ein paar Tagen ja auch schon völlig unerheblich.«
    »Wie geht es dir eigentlich?« Ihr erschöpfter Tonfall beunruhigte ihn. Sie klang wie eine Frau am Ende ihrer Kräfte.
    Er konnte beinahe sehen, wie sie eine Grimasse schnitt. »Ganz gut, glaube ich. Aber ich bin froh, dass der Empfang bald stattfindet. Ich zähle schon die Stunden, bis ich endlich meine mentalen Schutzwälle wieder einreißen kann.«
    Ihn überkam ein unbehagliches Gefühl. »Es wird schwerer für dich, sie abzuwehren, oder?«
    Ihre Stimme wurde forsch. »Sei unbesorgt – ich halte durch bis zum bitteren Ende, darauf kannst du dich verlassen. Das von Tyrel hast du gehört, nehme ich an?«
    »Ja, habe ich«, erwiderte Raziel schroff. Unter den Engeln machte die Neuigkeit die Runde, dass das Konzil Tyrel zum Leiter der Church of Angels in Mexiko ernannt hatte, einen Engel, der seit Äonen Raziels verhasster Widersacher war. Was zweifellos exakt der Grund dafür war, dass sie ihn berufen hatten.
    »Tja, wer zuletzt lacht, lacht am besten«, stellte Charmeine fest. »Du kommst doch runter, um dir den Spaß anzusehen, oder?«
    Raziel blickte auf die Berge, die sich scharf vor dem blauen Himmel abzeichneten. Egal was für Folgen der Angriff sonst noch nach sich ziehen würde, das Konzil wäre schon bald tot -und wenn ihr Tod ihn ebenfalls umbrachte, dann wollte er wenigstens den Anblick ihrer zerborstenen Körper mit ins Grab nehmen. Als er an ihren Fernsehauftritt dachte, bei dem sie sein kaum verhohlenes Todesurteil verkündet hatten – Das versprechen wir erschien ein hartes Lächeln um seinen Mund.
    »Oh ja, ich werde da sein«, sagte er. »Ich buche noch heute Abend einen Flug.«
    »Gut. Ich glaube nämlich, wir haben tatsächlich eine Chance. Es fühlt sich in dieser Welt einfach nur anders an, stimmt’s? Wir könnten es wirklich

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