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Hueter der Daemmerung

Hueter der Daemmerung

Titel: Hueter der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. A. Weatherly
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flackern an und verloschen. Der Computermonitor wurde schwarz. Verständnislos starrte Seb ihn an. Neben dem Aktenschrank stieß Willow einen überraschten Schrei aus. Dann erschien ihr Engel über ihrem Kopf und warf Licht auf die Akten.
    Irgendwo hatte ein lautes gleichmäßiges Hämmern eingesetzt.
    Seb schaute auf, seine Haut kribbelte. Er nahm Kontakt zu seinem eigenen Engel auf und ließ ihn durch den Korridor fliegen. Als er in das Kirchenschiff der Kathedrale segelte, sah er, dass der größte Teil der Gemeinde inzwischen geflohen war. Dafür wimmelte es von Randalierern, die Bänke umstürzten und Fenster einschlugen. Eine ganze Anzahl von ihnen versuchte, mit einer Engelsstatue die abgeschlossene Bürotür einzurammen. Ihre Auren waren blutrot, während sie Obszönitäten brüllten. Seb stellte einen Flügel schräg und schoss herum. Er sah, dass die hölzerne Tür anfing nachzugeben. Ein Mann kam angerannt und schrie den anderen zu, zurückzutreten. Er zog eine Waffe und fing an, auf die Tür zu feuern.
    Seb raste zurück ins Büro. Als er wieder mit seinem menschlichen Körper verschmolz, war der schon dabei, auf den Aktenschrank zuzustürmen. »Willow! Wir müssen hier weg!«
    Angstvoll schüttelte sie den Kopf. »Warte, in dieser Akte könnte etwas sein … sie fühlt sich wichtig an …«
    Seb hörte, wie die Tür zum Korridor gegen die Wand schlug, den Widerhall von Schreien. »SOFORT!« Er zerrte Willow vom Aktenschrank weg. Eine Sekunde lang widersetzte sie sich, um schnell noch den Ordner herauszureißen. Dann liefen sie los und Willow presste den Ordner fest an ihre Brust.
    Sie rasten hinaus in den engen Flur. Es klang, als würden die Randalierer hinter der nächsten Biegung die Gemälde von den Wänden fetzen und zertrümmern. Im nächsten Augenblick waren Schritte zu hören, die auf sie zurannten. Seb und Willow hetzten in die entgegengesetzte Richtung davon. Willows Engel flog über ihnen und beleuchtete ihren Weg durch den dunklen fensterlosen Gang.
    Als sie um eine Ecke bogen, sah Seb, dass der Notausgang, an den er sich erinnert hatte, noch da war. Das Schild, das ihnen entgegenblinkte, sah wohltuend normal aus. Er warf sich gegen den Metallriegel der Tür und sie stolperten hinaus auf eine kühle, dämmerige, von parkenden Autos gesäumte Straße hinter der Kathedrale.
    Für Erleichterung blieb keine Zeit – sie waren mitten in einem weiteren Kampf gelandet. Aktivisten und Gläubige lieferten sich eine Straßenschlacht. Die tobende Masse bestand aus wenigstens hundert Menschen: Sie ließen ihre Fäuste fliegen und setzten die Latten der Plakate als Waffen ein. Obendrüber flogen Engel mit wutverzerrten Gesichtern. Gelegentlich tauchten sie ab, um einem Aktivisten die Lebensenergie zu entreißen. Ein Mann schrie auf und krallte die Finger in seine Brust, als er zu Boden ging. Der unvermindert anhaltende Kampf wogte einfach über ihn hinweg.
    Seb und Willow rannten seitlich an der Kathedrale entlang. Willows Engel war in ihren Köper zurückgekehrt, sodass sie von der Dunkelheit verschluckt wurden. Auf einmal blieb Seb unvermittelt stehen. Er fühlte die plötzliche Angst, die Willow packte und einen gewaltigen Luftzug, wie Wind, der durch einen Tunnel strömte: ein riesiger Engelschwarm kam direkt auf sie zu. Oh Gott, ihre Halbengel-Energie – Seb wusste nicht, ob die Engel lang genug anhalten würden, um sie zu erspüren, doch das Risiko konnte er nicht eingehen. Zu hektisch, um behutsam zu sein, stieß er Willow gegen die raue Steinmauer der Kathedrale. Sein Körper verdeckte den ihren, während er allein durch die Kraft seiner Gedanken versuchte, ihre beiden Auren so dicht an ihre Körper zu ziehen, dass sie nicht einmal mehr zu sehen waren. Er und Willow sollten zu zwei Schatten im Dunkeln werden.
    Die Auren schienen protestierend aufzukreischen. Sebs Muskeln zitterten vor lauter Anstrengung, die es kostete, sie in dieser unnatürlichen Position zu halten. Brüllende Energie überflutete seine Sinne, als mehr als fünfzig Engel, kaum eine Flügelbreite weit entfernt, an ihnen vorüberschossen und über der Kathedrale in die Höhe stiegen.
    Der Luftzug verebbte. Der Lärm in seinem Inneren legte sich, nur die Geräusche des Kampfes, der weitertobte, waren zu hören. Jäh wurde sich Seb bewusst, wie eng er sich an Willow drückte, bemerkte die Wärme ihres Körpers an seinem. Er ließ ihre Auren los. Zitternd und erschöpft löste er sich von ihr.
    Sie starrten einander an, Willows

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