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Hueter der Daemmerung

Hueter der Daemmerung

Titel: Hueter der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. A. Weatherly
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eine panische Menge – Tausende kreischender Menschen kämpften blindlings um einen Weg ins Freie. Der Metalldetektor wurde krachend niedergetrampelt, Leute drängten sich ihm entgegen, schrien. Und die menschliche Flutwelle drückte ihn die Treppe wieder hinauf.
    »Lasst mich durch!«, brüllte er auf Spanisch. Er warf sich in die hysterischen Massen. »Lasst mich durch!« Drei weinende Mädchen, die etwas auf Französisch riefen, drängten nach vorne. Alex stürmte an ihnen vorbei und rang plötzlich mit einem Mann, der völlig außer sich war, Beschimpfungen heulte und ihm einen harten Kinnhaken versetzte. Ohne nachzudenken, schlug Alex zurück. Blitzschnell hatte er sich an dem Mann vorbeigeschoben und bahnte sich einen Weg durch die Menschenflut. Willow war dort drin, Willow …
    Auch andere kämpften darum, hineinzukommen – Schreie waren zu hören – »Tötet die Engel! Tötet die Engel!« –, als eine Gruppe von Aktivisten geschlossen durch die Menge brach. Eine dunkelhaarige Frau, die ein Baby an sich presste, weinte vor Angst, während sie von allen Seiten angerempelt wurde. Er sah, dass sie kurz davor war, umgerissen zu werden. Trotz seiner eigenen wütenden Bemühungen, in die Kathedrale zu kommen, konnte Alex sie nicht ignorieren – in wenigen Sekunden würden sie und ihr Kind zu Boden getrampelt werden.
    Er biss die Zähne zusammen, schob sich zu der Frau hinüber und legte einen Arm um sie. Dann boxte er sich mit ihr bis zur Wand durch, schirmte sie ab. Er konnte spüren, wie die Frau zitterte, während er in dem Gewühl grob hin und her gestoßen wurde. »Alles ist gut, Sie schaffen es«, wiederholte er immer wieder auf Spanisch und alles, was er denken konnte, war: Lieber Gott, bitte mach, dass Willow am Leben ist.
    Endlich lichtete sich die Menge, auf den Stufen hinter ihm öffnete sich ein Durchlass. »Es ist alles in Ordnung, Seitora«, sagte er hastig und trat zurück. Sie umarmte ihn stürmisch und küsste ihn auf die Wangen.
    »Gracias, Señor, gracias …« Dann drehte sie sich um und rannte los, die Arme fest um ihr Kind geschlungen. Sie hatte noch nicht einmal die erste Stufe erreicht, als Alex auch schon in die qualmende Kathedrale raste. Mehrere Kirchenbänke brannten lichterloh; Körper lagen herum, wie herrenloses Spielzeug, inmitten von Gesangbüchern und Trümmern. Die Randalierer waren überall, kippten Statuen um, zerschlugen Bilder, schossen auf die steinernen Säulen, die sich entlang des Mittelgangs bis zum Altar zogen. Unter lautem Jubel warf eine Horde eine Kirchenbank durch ein Buntglasfenster, das in leuchtend bunte Splitter zerbarst.
    Alex zog seine Waffe und suchte sich hustend einen Weg nach vorne, wobei er jeden Körper, an dem er vorbeikam, überprüfte. Voller Panik, dass einer davon Willow sein würde, die grünen Augen leer und blicklos. Oh Gott, Willow, es tut mir leid. Ich habe es nicht so gemeint – bitte, sei einfach am Leben, wir finden einen Weg, versprochen …
    Vor dem Altar, neben der verkohlten und zerbrochenen Balustrade, fand er Willows Handy auf dem Fußboden. Das Display hatte einen Sprung. Er umklammerte es fest, während er wild um sich blickte. Hatte sie das Telefon auf der Flucht fallen lassen? Oder war sie so nah an der Bombe gewesen, dass fast nichts mehr von ihr übrig war? Er wehrte den Gedanken ab. Das Büro, vielleicht hatten sie ja das Büro durchsucht. Er rannte darauf zu, im Zickzack umkurvte er die leblos hingestreckten Körper.
    Die Tür zum Büro war von Randalierern aufgeschossen worden. Unvermittelt fand er sich in einem rauchgefüllten Tunnel wieder. Kopfüber stürzte er sich hinein und hielt einen Arm vor sein Gesicht.
    »Willow!«, rief er mit erstickter Stimme. »Willow, bist du hier?« Ein Feuer knisterte auf halber Strecke im Gang: Ölgemälde rollten sich und schnurrten in den Flammen zusammen. Er nahm Anlauf und schaffte es irgendwie, daran vorbeizukommen. Als er nach seinem Sprung wieder aufkam, geriet er ins Stolpern, doch er lief einfach weiter. Er erreichte den Eingang zum Büro, aus dem noch mehr Rauch herausquoll – der Empfangsbereich und die inneren Büroräume brannten, umgestürzte Möbelstücke lagen herum, überall waren Akten verstreut.
    »Willow!«, rief er erneut. So gut es ging, durchsuchte er die verräucherte Höhle, indem er sich duckte und auf dem Fußboden vorwärtstastete. Die Hitze war wie eine massive Wand; der Rauch drang in seine Kehle, seine Nase – vernebelte ihm das Hirn, erschwerte ihm das

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