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Hueter der Daemmerung

Hueter der Daemmerung

Titel: Hueter der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. A. Weatherly
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dass er mich verstand, auch wenn es ihm nicht behagte. »Ja, schon gut«, sagte er schließlich. »Ich muss aber sicherstellen, dass im Team alles glattläuft. Sollte es irgendwann so weit kommen, dass es Auswirkungen auf den Zusammenhalt des Teams hat, muss ich das wissen, okay?«
    »Abgemacht«, sagte ich leise. Sein Blick war warm, aber gleichzeitig besorgt. Ich verlangsamte meine Bewegungen, als ich die vertrauten, markanten Linien seines Gesichts und den aufgeschürften Bluterguss auf seiner Wange betrachtete, wo Sams Faust ihn getroffen hatte. Mein Blick blieb an dem Bluterguss hängen. Ich wollte ihn wegstreicheln, federleichte Küsse darauf hauchen. Nein, eigentlich wollte ich Alex küssen. Und zwar so sehr, dass es wehtat.
    Plötzlich grinste er und mein Herz schlug einen Purzelbaum.
    »Oh Mann, guck mich nicht so an. Sonst verursachen wir noch einen Skandal im Engeljäger-Haus.«
    Einen Moment lang fühlte ich mich besser, weil ich dicht neben ihm stand und sein Lächeln sah. »So? Wie guck ich denn?«, fragte ich unschuldig, während ich das Magazin fertig lud und es auf den Tisch legte.
    »Du weißt ganz genau, wie. Als würde dir der Besenschrank im Kopf herumspuken.« Unauffällig legte er seine Hand über meine und strich mir leicht über den Zeigefinger. Wir lächelten uns an, dann warf er einen Blick über die Schulter und sein Lächeln erlosch. Seine Miene wurde ernst, entschlossen. »Ich sollte besser mal rübergehen und mir angucken, wie sie sich so machen. Willst du das hier eine Weile üben? Ich bin gleich wieder da und dann bringe ich dir bei, wie man schießt.«
    Er zeigte mir noch, wie man das Magazin leert, und ging dann zu den anderen hinüber. Meine Blicke folgten ihm ohne mein Zutun und ich nahm alles in mich auf: seine kräftigen Schultern unter dem T-Shirt; seine zerzausten dunklen Haare; seinen lässigen, entspannten Gang, in dem sich bereits das ganze Selbstvertrauen ausdrückte, das er ausstrahlte, ohne sich dessen überhaupt bewusst zu sein.
    Und dann fiel mir etwas auf, und ich hatte keine Ahnung, was ich davon halten sollte.
    Kara sah ihn genauso an wie ich.
    Die Tage vergingen und es stellte sich eine gewisse Routine ein.
    Ich lernte schießen. Fing an, am Übungsschießen teilzunehmen. Schaute so häufig Nachrichten wie die anderen, um zu erfahren, was gerade in der Welt passierte. Und die ganze Zeit über versuchten wir alle, uns so weit wie möglich aus dem Weg zu gehen. So viele waren wir ja gar nicht, aber irgendwie fühlte sich das Haus immer überfüllt an – abgesehen von den Schlafräumen gab es nur noch den Schießstand, die Küche, den Fernsehraum und ein paar Lagerräume, die aber so voller Kartons standen, dass man kaum noch über die Schwelle kam. Im Keller befand sich ein winziger Fitnessraum, der mit ein paar Kraftmaschinen und Hanteln ausgestattet war. Jeder trainierte dort. Ich auch, da mir die Decke auf den Kopf fiel – Alex wollte nicht, dass ich allein nach draußen ging, solange er nicht davon überzeugt war, dass ich mich selbst verteidigen konnte. Mit besonderer Fürsorge, die er mir als seiner Freundin zukommen ließ, hatte das aber nichts zu tun, denn das galt, mit Ausnahme von Kara, auch für die anderen AKs.
    Die anderen AKs. Es war sonderbar, sich klarzumachen, dass ich jetzt ebenfalls eine Engeljägerin war.
    Alex war außerordentlich unzufrieden mit dem ersten Schießtraining gewesen. Im Anschluss daran hatte er der Gruppe mitgeteilt, dass sie viel zu hölzern agierte. Sie wären super Schützen, solange sich ihre Ziele nicht vom Fleck rührten. Unglücklicherweise jedoch hätten Engel die wunderliche Eigenart, nicht einfach stocksteif stehen zu bleiben, wenn es Kugeln hagelte. Er bastelte ein paar Schießscheiben zusammen, die wie wild von der Decke baumelten, und ließ sie stattdessen damit üben. Es dauerte nicht lange, bis die Wand hinter den Scheiben mit Einschusslöchern gespickt war.
    »Mann, das nervt«, beschwerte sich Sam ein paar Tage später. Vor lauter Enttäuschung war er ganz rot im Gesicht, als er erneut danebenschoss. Die Zielscheibe schwankte wie ein wild gewordenes Pendel spöttisch an ihrer Kette hin und her. »Jeden Tag derselbe Mist! Wann dürfen wir endlich raus und ein paar echte Engel jagen, damit wir uns auf das Konzil vorbereiten können?«
    »Wenn eure Trefferquote bei den beweglichen Zielen über neunzig Prozent erreicht«, sagte Alex kurz angebunden. Er nahm Sam die Pistole ab und feuerte auf die Scheibe, die immer

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