Hueter der Daemmerung
Erdboden versunken.
»Gut«, sagte Alex. »Dann los. Kara, kannst du dich darum kümmern, dass alle mit den Schießübungen beginnen? Willow kann noch nicht schießen. Ich muss ihr erst ein paar Grundlagen beibringen.«
Oh. Mein Versprechen, schießen zu lernen, hatte ich ganz vergessen. Und trotz meiner lebenslangen Abneigung gegen Schusswaffen war das immer noch besser, als einfach nur rumzustehen, während jeder im Raum versuchte, mich nicht anzusehen.
Alex nahm mich mit zu einem Tisch im rückwärtigen Teil der Schießanlage, um mir zu zeigen, wie man ein Magazin mit Patronen bestückte.
»Du machst das großartig«, flüsterte ich ihm zu. »Ehrlich.«
Er schnitt eine Grimasse, als er auf die Pistole in seiner Hand hinuntersah. »Ja … wir werden sehen, wie’s so läuft.« Mit einem Klick zog er das Magazin heraus, entlud es und fing an, die Patronen mit flüssigen Handbewegungen wieder hineinzupressen. »Okay, guck mal, das ist wirklich ganz leicht – schau einfach zu, wie ich es mache.«
Ich zögerte und fragte mich, was ihm auf der Seele lag. Ich wusste, dass er sich wegen des Konzils noch viel größere Sorgen machen musste als ich. Schließlich war er für die Ausbildung des Teams verantwortlich. Doch hier schien es um etwas anderes zu gehen.
Er warf mir einen flüchtigen Blick zu und lächelte. »Also weißt du, du musst schon aufpassen, wenn du das hier lernen willst. Ich zeig’s dir noch mal.«
Dieses Mal erfasste ich den gleichförmigen Rhythmus, mit dem sein Daumen die Patronen in das Magazin drückte. »Wie bei einem PEZ-Spender«, stellte ich fest. Um uns herum erklangen die gedämpften Einschläge schallgedämpfter Kugeln. Sie waren nicht laut, aber irgendwie intensiv. Der ganze Raum erzitterte unter ihrer Wucht.
»Ja, genau.« Alex nahm ein weiteres Mal die Patronen heraus und reichte mir das leere Magazin. »Und hör mal, das mit der Gruppe eben tut mir leid«, fügte er leise hinzu. »Ich hoffe, ich habe dich nicht in Verlegenheit gebracht.«
»Ist schon in Ordnung«, sagte ich und fand es seltsam, dass wir so weit voneinander entfernt standen. Ich hatte mich daran gewöhnt, Alex jederzeit berühren zu können, wenn mir danach war. Es erschien mir genauso natürlich wie Atmen und ich wusste, dass es ihm ebenso ging. Heute, am frühen Morgen, hatte er mich, als ich in einem geliehenen Bademantel aus der Dusche gekommen war, in einen der Lagerräume gezogen. Er hatte beide Hände in meinem feuchten Haar vergraben und mich wild geküsst. Eng aneinandergepresst hatten wir in dem schummrigen Licht an der Wand gelehnt.
»Du hast mir gefehlt, letzte Nacht«, hatte er zwischen den Küssen geflüstert.
»Du mir auch … du mir auch«, hatte ich gemurmelt. In seiner Umarmung hatte ich mich so geborgen gefühlt, als hätten diese sonderbaren Empfindungen der letzten Nacht mich nie heimsuchen können, wenn ich nicht ohne ihn geschlafen hätte. Als wären sie nicht mehr wichtig.
Ich schluckte und sah auf das Magazin, meine Finger kämpften mit einer Patrone. Ich hatte versucht, nicht darauf zu achten, aber die Ruhelosigkeit meines Engels hatte sich immer noch nicht wieder gelegt. Beinahe hatte ich den Eindruck, als rumore ein eigenständiges Wesen in meinem Inneren herum. Ich musste an Peter Pan denken, der versucht hatte, seinen Schatten wieder anzunähen. Gott, wie ich das hasste – nicht zu wissen, was mit meinem eigenen Körper passierte.
»Hey, was ist denn los?«, fragte Alex.
Energisch verbannte ich meine Ängste. Auf gar keinen Fall würde ich Alex davon erzählen. Es war viel zu nicht-menschlich, als dass ich überhaupt darüber nachdenken wollte. »Nichts. Alles in Ordnung.«
Er lehnte sich mit einer Hüfte an den Tisch und betrachtete mich prüfend. »Die Mädchen haben dir doch nicht das Leben schwer gemacht, oder?«
»Nein. Na ja, ein bisschen. War aber keine große Sache.« Ich bugsierte eine weitere Patrone ins Magazin. Es war nicht annähernd so einfach, wie es aussah. »Wie hast du das nur so schnell hinbekommen?«
Er sah auf meine Hände. »Übung. Was soll das heißen, keine große Sache?«
Ich schüttelte den Kopf- Liz und Trish, die mich anstarrten, während ich mir meinen Schlafanzug anzog, waren momentan nun wirklich meine geringste Sorge. »Alex, im Ernst, es ist schon okay. Ich muss selber mit ihnen klarkommen, weißt du. Es bringt nichts, wenn mein Freund, der große Engeljäger-Chef, jedes Mal dazwischen geht, sobald mich jemand schief anguckt.«
Ich merkte,
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