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Hueter der Daemmerung

Hueter der Daemmerung

Titel: Hueter der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. A. Weatherly
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Wir müssen reden.«
    Pause. »Ja«, sagte er.
    Ich öffnete die Tür und legte mir zurecht, was ich sagen wollte. Aber sowie ich ihn sah, war alles wie weggeblasen. Alex hockte mit hängenden Schultern auf der Bettkante. Er stützte die Ellenbogen auf die Knie und massierte sich mit beiden Daumen die Schläfen. Seine Augen waren geschlossen.
    Hastig machte ich die Tür zu und setzte mich neben ihn. »Alles in Ordnung mit dir?«
    »Ja.« Seine Stimme klang distanziert. Seine Finger waren weiß, so fest drückte er sie an die Stirn.
    Ich berührte seinen Arm und mich durchzuckte ein so rasender, stechender Schmerz, dass ich nach Luft schnappte. »Oh Gott, das stimmt nicht! Dein Kopf …«
    »Das sind nur Kopfschmerzen. Mir geht’s gut.«
    Gut schien es nun ganz und gar nicht zu sein. Ich stand auf, meine Worte überschlugen sich: »Ich hole dir ein paar Tabletten … im Mädchenzimmer gibt es welche …«
    Ohne aufzusehen griff Alex nach meiner Hand und drückte sie fest. »Nein. Bleib … einfach bei mir. Bitte.«
    Ich biss mir auf die Lippe und wusste nicht, was ich tun sollte. Ich sank wieder aufs Bett und wir saßen schweigend nebeneinander. Alex rieb sich noch immer die Schläfen. Schließlich stieß er die Luft aus und ließ die Hände sinken. Er war blass, auf seiner Stirn standen winzige Schweißperlen. Er warf mir einen reumütigen Blick zu. »Hey, du.«
    »Hey«, echote ich. Ich konnte seine Anspannung spüren und den hämmernden Schmerz, der immer noch in ihm wütete.
    Er legte den Arm um mich. »Entschuldige«, sagte er. »Ich war ein Arsch. Ich hätte nicht …« Er zuckte zusammen, unterbrach sich und griff sich wieder an die Stirn.
    »Alex, ich hole jetzt die Tabletten …«
    Sein Arm spannte sich und hielt mich zurück. »Ist schon gut. Die würden eh nicht helfen.« Nach einer Weile seufzte er und nahm die Hand von seinem Kopf. Er setzte sich anders hin, lehnte sich an seine Kissen. Er sah erschöpft aus. »Shit, ich dachte, das hätte ich hinter mir.«
    »Was hättest du hinter dir?« Ich strich ihm sanft über die Stirn.
    »Das fühlt sich schön an«, murmelte er und schloss erneut die Augen. Ich lehnte mich an die Wand, bettete seinen Kopf in meinen Schoß und streichelte ihn weiter, streichelte den Schmerz weg. Sein Atem wurde langsamer, ruhiger.
    »Hättest was hinter dir?«, wiederholte ich sanft.
    »Migräne«, sagte er. »Ich habe sie bekommen, nachdem mein Dad gestorben war. Und nach Jakes Tod. Nach einer Weile war sie wieder weg, jetzt habe ich schon über ein Jahr keinen Anfall mehr gehabt. Dieser hier hat mich total überrumpelt.«
    »Davon hast du mir nie erzählt«, sagte ich.
    »Nein. Es kam mir so jämmerlich vor.«
    Mein Herz zog sich zusammen. Ich glaube, ich wäre durchgedreht, wenn ich das hätte durchmachen müssen, was Alex durchgemacht hatte: So gut wie alle Menschen, die er liebte, waren gestorben. Unter diesen Umständen wirkte Migräne geradezu normal, und nicht jämmerlich.
    Dann wurde mein Mund trocken. Meine Hand verharrte auf seiner Stirn. »Alex, du glaubst doch nicht …«
    »Was?«, fragte er und öffnete die Augen. Als er meinen Gesichtsausdruck sah, zeichnete sich Verständnis auf seinen Zügen ab. »Willow, nein – das darfst du nicht einmal denken. Das hat nichts mit dir zu tun. Migräne habe ich schon seit Jahren.«
    Ich schluckte. Erst an jenem Morgen war es Alex und mir geglückt, hier in diesem Raum eine halbe gemeinsame Stunde miteinander zu verbringen. Fast hatten wir vergessen, dass es im Haus noch andere Menschen gab. »Aber dass du gerade jetzt eine Attacke bekommst, nach über einem Jahr …«
    »Tja, das könnte etwas mehr damit zu tun haben, dass ich für diese Mission und das Leben von allen hier verantwortlich bin. Und nicht damit, dass ich mit meiner Freundin rummache.« Er griff nach meiner Hand. »Willow, du verletzt mich nicht. Versprachen. Das sind einfach nur ganz gewöhnliche, blöde Kopfschmerzen …« Er zuckte abermals zusammen und verstummte. Durch die plötzliche Blässe seines Gesichts wirkten seine kurzen Bartstoppeln beinahe so schwarz wie Tinte.
    »Ist es immer noch nicht vorbei?« Angst stieg in mir auf.
    »Nein, das dauert noch Stunden.« Er zog ein bisschen an meiner Hand und versuchte zu lächeln. »Hey, das war schön, was du da gerade gemacht hast.«
    Ich fing wieder an, seinen Kopf zu streicheln und bemühte mich sehr, an einen Zufall zu glauben. Nach ein paar Minuten drehte Alex den Kopf in meinem Schoß und küsste mein

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