Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hueter der Daemmerung

Hueter der Daemmerung

Titel: Hueter der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. A. Weatherly
Vom Netzwerk:
machte mich auf den Rückstoß gefasst – und dann spürte ich wieder dieses seltsame Kribbeln im Nacken. Ich wusste, dass niemand da sein würde, trotzdem musste ich mich umdrehen und nachsehen. Nur die Wand des Schießstandes. Ich atmete aus und wünschte, ich würde endlich meine Befangenheit in dieser Umgebung ablegen.
    Während das Schießtraining im Gange war, fragte sich ein Teil von mir, weshalb ich mir jetzt, außer zu meiner eigenen Sicherheit, überhaupt noch die Mühe machte, schießen zu lernen. Alex und ich hatten noch etwas mehr über den Angriff auf das Konzil gesprochen und er hatte mich davon überzeugt, dass es keine gute Idee war, dass ich daran teilnahm. Das Risiko, dass meine Aura Aufmerksamkeit erregte und das Team zusätzlich gefährdete, war einfach zu groß. Ich hasste es, hasste es. Das hier war auch mein Kampf. Ich konnte den Gedanken, zurückzubleiben, während Alex und die anderen ihr Leben aufs Spiel setzten, nicht ertragen. Nicht dabei zu sein und alles zu tun, was in meiner Macht stand, um ihnen zu helfen. Aber ich wusste, dass er recht hatte. Niemand hatte eine Ahnung, was Paschars Vision zu bedeuten hatte, ich eingeschlossen … und mit meiner auffälligen Aura hätte ich mir auch gleich ein Schild umhängen können. Dies war unsere einzige Chance. Meine persönlichen Befindlichkeiten, weil ich ausgeschlossen wurde, waren nicht mal ansatzweise relevant.
    Ich seufzte, drückte ab und spürte, wie mir der Knall durch Mark und Bein fuhr. Ein Loch erschien am äußersten Rand des schwarzen Mittelpunkts der Schießscheibe. »Hey, das ist doch schon viel besser«, lobte Alex und hielt inne, um mir zuzusehen. Sein Mund verzog sich zu einem gleichermaßen belustigten wie mitleidigen Lächeln. »Dir ist das immer noch total zuwider, oder?«
    »Was, mir? Nicht die Spur, ich bin die geborene Gangsterbraut.« Ich biss die Zähne zusammen und zielte erneut.
    Er streckte die Hand aus und korrigierte meinen Griff um die Waffe, warm lagen seine Finger über meinen. Eine Sekunde lang war er beinahe wieder der Alte. »Eine echt süße Gangsterbraut, weißt du das?«, sagte er halblaut. »Alles, was noch fehlt, ist so ein schicker Gangster-Anzug aus den Dreißigern.«
    »Ho, ho, ho.«
    Ich sah in seinen Augen, dass er mich gerne geküsst hätte. Dann war er schon wieder weg und ging auf Brendan zu. Ich sah ihm hinterher und wünschte mir wie üblich, wir hätten mehr Zeit zum Reden. Ich wandte mich wieder meiner Zielscheibe zu und straffte die Schultern – und irgendwo in meinem Inneren flatterte mein Engel auf, bedrohlich unruhig. Es war furchtbar, aber irgendwie hatte ich mich mittlerweile daran gewöhnt. Nur halb bei der Sache, verdrängte ich sie aus meinen Gedanken.
    Doch dieses Mal funktionierte es nicht.
    Mein Engel riss sich los und brach strahlend hell aus mir hervor. Ich schnappte erschrocken nach Luft, stand da und starrte mit offenem Mund zu ihr hinauf, während sie in der Luft schwebte. Ich konnte nicht mehr fühlen, was sie fühlte. Oh mein Gott, was ging hier vor? Wer war dieses Wesen mit meinem Gesicht? Etwas verspätet riss ich mich mit klopfendem Herzen von ihrem Anblick los. Ich durfte nicht zulassen, dass mich jemand dabei erwischte, wie ich nach oben starrte. Durfte nicht riskieren, dass jemand herausbekam, was los war.
    Bevor mein Engel etwas tun konnte, verlagerte ich schnell mein Bewusstsein in ihres. Und plötzlich war ich diejenige, die dort oben schwebte und die Willow dort unten, die noch immer ihre Waffe im Anschlag hatte, als wäre nichts passiert, aus der Vogelperspektive betrachtete. Mein Engel wusste, was ich vorhatte. Es entspann sich ein wütender, mentaler Schlagabtausch, als sie gegen mich ankämpfte. Doch ich knirschte mit den Zähnen, beachtete sie gar nicht und schoss zurück in meinen menschlichen Körper. Sie wehrte sich mit wildem Geflatter und versuchte, sich loszumachen; beinahe hätte sie vor lauter Enttäuschung laut aufgeschrien – doch vorerst wenigstens war ich stärker und zwang sie zurück in mein Inneres.
    Der ganze Vorfall hatte nur wenige Sekunden gedauert. Ich atmete ein paarmal tief durch und vergewisserte mich, dass ich sie tatsächlich unter Kontrolle hatte. Ich konnte ihre Frustration spüren, und diese merkwürdige Eigenständigkeit … aber sie gab Ruhe. Mit zitternden Fingern sicherte ich die Waffe und legte sie auf den Boden. Alex sah herüber und ich versuchte zu lächeln.
    »Toilette«, sagte ich tonlos und er nickte.
    Oben spritzte

Weitere Kostenlose Bücher