Hüter der Flamme 01 - Die Welt des Meisters
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»Gehört zum Beruf«, sagte Slowotski. »Sieht so aus, als wären Magier da unten nicht sehr populär. Wahrscheinlich kostet es die Leute zuviel, einen anzustellen, um die Arbeit zu machen.« Er lächelte. »Sieht aber so aus, als ob auf dem Boden dieses Kübels mit Scheiße doch ein Geldstück liegen würde. Willst du mal die Kisten nach Glyphen absuchen?«
Karl verzog das Gesicht. »Hast du nicht gesagt, daß Ahira warten will?«
»Ich kläre das zuerst mit ihm. Aber … «, er klopfte Andy-Andy auf die Schulter – »es sieht so aus, als hättest du alles, was nötig ist.«
Karl unterdrückte den Wunsch, Slowotski Hand von ihrer Schulter wegzufegen. »Warum gehst du dann nicht und klärst die Sache mit ihm?«
»Darüber wollte ich sowieso mit euch reden. Hast du irgend etwas dagegen, daß er das Kommando führt? Irgend jemand muß es ja machen.« Slowotskis Gesicht war peinlich ausdruckslos.
Karl dachte einen Augenblick lang nach. Im Spiel hatte er es immer genossen, ab und zu die Gelegenheit zu haben, Mannschaftsführer zu sein. Aber das hier war echt. Ich mag ja im Spiel ganz gut sein, aber das hier ist echt. »Nein. Keine Einwände. Solange es hier keine LMAs oder Ähnliches gibt.«
»LMAs?« fragte Andrea. »Was ist das?«
Slowotski grinste über das ganze Gesicht. »Ist die Abkürzung für Lebende Minen-Anzeiger.« Er bedeckte mit den Händen die Ohren und stampfte ängstlich auf den Boden. »Bumm! Ehrlich, das ist eine Methode, nach Fallen zu suchen. Man schickt die Figur, die auf der niedrigsten Stufe steht, voraus. Wenn es keine Falle gibt, schadet das auch nicht. Wenn eine da ist, bringt man den Spieler mit einer neuen Figur zurück ins Spiel. Für die alte Figur ist es schon unangenehm, aber … «
Andrea schaute ihn an. »Du meinst, es bringt ihn oder sie um?«
»Stimmt, aber … «
»Aber wir werden so etwas nicht machen«, sagte Karl. »Nicht, solange ich da bin.«
»Ich kann für mich selbst reden, Karl.« Sie war auf beide wütend. »Und ich werde mich jedenfalls nicht als Versuchskaninchen hergeben.«
»Alles klar, Andrea.« Slowotski nickte und ging weg.
»Karl, er wirkt so … so selbstsicher.«
»Das ist Walter. Möglicherweise auch Hakim.« Gerade deswegen hatte er Slowotski immer beneidet. Immer so selbstsicher, ganz gleich, worum es ging. Um so locker in der Anwesenheit von Frauen.
Karl schüttelte den Kopf. Selbst in Andy-Andys Nähe fühlte er sich unsicher, tölpelhaft. Und sie war eine Freundin.
»Woran denkst du?«
Er lächelte ihr zu, widmete ihr wieder seine Aufmerksamkeit. »An nichts Bestimmtes.« Es war albern. Er war hier, Gott weiß wo, und hatte mehr Angst, als er zugeben wollte, nicht einmal sich selbst, und dachte an das herrliche Gefühl, als er sie in den Armen gehalten hatte. »Außerdem würdest du mir doch nicht glauben.«
»Wetten daß?«
»Also, wie lautet die Diagnose?« fragte Ahira.
»Ich glaube, er ist im Schock.« Doria kniete über dem schlaffen Körper von Aristobulus und schaute zu Ahira auf. »Flacher Atem und schwacher Puls.« Sie fuhr mit den Fingern in das kurze graue Haar des Magiers. »Vielleicht hat er sich auch den Kopf an einer der Kisten angeschlagen. Hier ist eine kleine Beule.« Sie beugte sich herunter und untersuchte den Kopf genauer. »Allerdings ist die Kopfhaut nicht geplatzt. Glaubst du, daß in den Kisten Decken sind? Wir sollten ihn warmhalten.«
»Nein.«
»Was heißt hier nein? Er könnte sterben.«
Ahira unterdrückte ein Lächeln. Sie hätte ihn nie verstanden. Aber er genoß das. Doria würde niemals James Michael Finnegan widersprochen haben, nie mit einem kleinen Krüppel gestritten haben.
Aber ich bin kein Krüppel mehr. Er wippte auf den Fußballen und schwelgte in dem Gefühl, wie angenehm und natürlich das war. Ich bin Ahira Säbelbein und ich bin stark. Mehr als normal. »Nein. Er stirbt nicht. Versuche es mit deinem Heilzauber, dem für leichtere Verletzungen. Ich glaube, das hier zählt als leichtere Verletzung.«
»Aber James … «
»Kein Aber! Du bist Klerikerin, Heilerin. Du hast dich beschwert, daß Zaubersprüche in deinem Kopf herumschwirren. Jetzt hast du die Gelegenheit, einen loszuwerden. Du mußt zwar beten, um ihn zurückzubekommen – aber dafür haben wir später noch genug Zeit.«
Ihr Gesicht wurde blaß. »Ich – ich weiß nicht, ob … «
»Ich vertraue dir, Doria von der Heilenden Hand. Auch Aristobulus würde es tun. Tue es. Jetzt.«
Mit widerstrebender Zustimmung nickte sie
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