Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Hüter der Flamme 01 - Die Welt des Meisters

Titel: Hüter der Flamme 01 - Die Welt des Meisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Rosenberg
Vom Netzwerk:
stotterte, seine Finger verkrampften sich. »Ich hatte nie die Absicht, Euren edlen Vater zu beleidigen. Möge er ewig leben.«
    »Oh? Dann hältst du mich also für unfähig, über Lun deyll zu herrschen?«
    »Nein, nein, keineswegs … ich … ich meine … Was darf ich Euch bringen?« Der Wirt hatte sich glimpflich, wenn auch ungeschickt, aus der Klemme gezogen. Es lag auf der Hand, daß der Lordling alles, was Frann auch sagen mochte, als Beleidigung auffassen wollte. Frann verscheuchte die vier Männer vom nächsten Tisch, wischte dann die Tischplatte und auch sein Gesicht ab. »Bier? Wein?« Er schob dem Knaben einen Stuhl hin.
    Lund stand einen Augenblick schweigend, dann zuckte er mit den Achseln. »Wir wollen's gut sein lassen, dies eine Mal.« Er setzte sich. »Und du, Wirt, bringst uns gar nichts.« Er deutete mit dem Finger auf das am wenigsten schmuddelige Schankmädchen. »Wein. Und zwar vom Besten! Der wird allerdings, wie ich vermute, nicht besonders sein. Ach ja, – und saubere Gläser, wenn ich bitten darf!«
    Die Kellnerin eilte nach hinten.
    Flinkfinger verzog keine Miene, als er seinen Humpen füllte und zum Tisch zurückging. Langsam schlürfte er sein Bier, während der Lärmpegel allmählich wieder anstieg, allerdings nur zu einem Bruchteil der vorherigen Lautstärke. Offensichtlich waren alle im Raum von der Anwesenheit des Lordlings auf Sauftour durch die Kaschemmen verängstigt. Das war in gewisser Hinsicht ein Vorteil. Es könnte die Sache …
    »Denke nicht einmal daran!« zischte Hakim.
    Flinkfinger lächelte und nahm einen tiefen Schluck von dem sauren Bier. Nach einer Weile schien es tatsächlich besser zu schmecken. »Nur ruhig, mein Freund. Würde ich doch nie.« Es sei denn, daß sich die Gelegenheit bietet. Dann würde ich mir nicht mehr die Mühe machen, mit dir auf den Berg zurückzukehren. Ich würde für mich eine Überfahrt nach Pandathaway buchen und mir dort die Zeit vertreiben, indem ich Diamanten so groß wie der Daumennagel des Wirts einsammle. »Käme mir nie in den Sinn.«
    »Gut.« Hakim lehnte sich zurück. »Ich würde es für eine gute Idee halten, wenn wir uns hier leise davonmachen würden und unser Zimmer aufsuchten. Es ist ein bißchen stickig dort, aber mir gefällt nicht … «
    »Du da.« Der kleinere der beiden Soldaten stand vor ihnen und schaute Flinkfinger finster an. »Hast du nicht gesehen, daß ich dir gewunken habe?«
    »Nein, ich … «
    »Na schön.« Der Soldat berührte die Stirn und machte eine zynische Kniebeugung. »Lordling Lund bittet um die Ehre Eurer Gesellschaft an seinem Tisch. Er trinkt gerade mal mit dem gewöhnlichen Volk. Wenn Ihr hier entlang kommen wollt?«
    Flinkfinger gab seinem Gesicht sogleich einen verschreckten Ausdruck. Die Gelegenheit .. »M-m-it V-vergnü-gen, S-sir.« Langsam stand er auf und stapfte schwankend hinüber, wo der Knabe saß. Um seine schmalen Lippen zuckte ein grausames Lächeln.
    »Nimm Platz.« Er deutete auf einen Stuhl. »Und du bist … ?«
    »Einar. Einar Einhand, Lordling.« Flinkfinger war ein zu offensichtlicher Diebesname.
    Eine Tonflasche mit Wein und vier Gläser kamen. Das Schankmädchen stellte sie vor dem Knaben ab und lief dann schnell wieder weg. Ihr Lächeln war so starr, als wäre es aufgemalt.
    »Gestatte mir«, sagte der Knabe, zog den Korken heraus und goß den Wein in zwei der fleckigen Gläser. »Meine … Freunde trinken nichts, wenn sie arbeiten.« Dann hob er ein Glas an den Mund und kostete. Lund verzog das Gesicht. »Zu viel Gerbsäure!« Er senkte das Glas und lächelte. »Ich hoffe, ihre Enthaltsamkeit beleidigt dich nicht.«
    »O nein, Lordling. Ich pflege es ebenso zu halten.«
    Lund nahm sein Glas wieder auf und trank kräftig, wobei ihm die purpurne Flüssigkeit über Kinn und Tunika herunterflossen. Das war gut. Entweder war der Knabe so ein Ferkel, oder er war schon mehr als nur angeheitert. »Bitte, trink, Einar Einhand! Schließlich bezahlst du doch für den Wein, oder etwa nicht?« Die beiden Soldaten sahen sich an und lächelten wissend. Offensichtlich war das nicht Lunds erster Besuch in einer Kneipe auf der heutigen Sauftour, wo er mit dem gewöhnlichen Volk trank und die Leute zwang, für seinen Wein zu bezahlen.
    »Aber natürlich, es ist mir eine Ehre.« Flinkfinger leerte sein Glas und ließ dann die Hand in den Schoß sinken. Eigentlich müßte es leicht sein. Der Beutel baumelte auf Flinkfingers Seite von Lunds Gürtel, als wäre er eine reife Frucht, die nur

Weitere Kostenlose Bücher