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Hüter der Flamme 01 - Die Welt des Meisters

Titel: Hüter der Flamme 01 - Die Welt des Meisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Rosenberg
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einen herrlichen Braten in der Backgrube. Hinterkeule einer jungfräulichen Färse, in Wein und Kräutern seit einer Woche mariniert, dann in einem Bottich gesotten mit … «
    »Aufhören!« Aristobulus hielt die Hand hoch. »Nichts wie ran! Oder?«
    Andrea und Doria nickten.
    Ahira schüttelte den Kopf. »Ihr könnt ja gehen – ich gehe in die Suite hinauf und bade und mache ein Nickerchen.«
    Tommallo schnippte mit den Fingern. Eine üppige Blondine führte den Zwerg hinauf. »Und Ihr – möchtet Ihr im allgemeinen Speisesaal speisen oder … «
    Walter schüttelte den Kopf. »Wir wollen ungestört sein.«
    Der Wirt hielt den Kopf schief und lächelte verstehend. »Aha – wünscht Ihr noch eine zusätzliche Maid oder … «
    »Alles bestens, wie es ist.«
    Tommallo nickte und fü hrte die fünf durch einen Korri dor zu einer Treppe, dann zwei Stockwerke hinauf und durch einen weiteren Korridor zu einem Raum in der Ecke des Gebäudes. Zwei Wände bestanden hauptsächlich aus offenen Fenstern und durch Perlenschnüre geschützten Durchgängen zur Veranda draußen. Er verbeugte sich und wartete, bis alle auf der Bank vor einem massiven Eichentisch Platz genommen hatte. Dann klatschte er in die Hände. »Wein für meine Gäste!« rief er in die Luft.
    Als hätten sie hinter dem Vorhang gewartet, traten drei Frauen mit Flaschen und schwer beladenen Tabletts hervor. Teller und kleine scharfe Messer wurden auf den Tisch gelegt, dazu noch Schüsseln mit Buttermaiskolben und scharfer brauner Sauce, kleines Geflügel – Küken vielleicht – , bei dem die Haut wunderbar golden und knusprig gebacken war, dann ein purpurroter Brei, der sauer und süß und scharf war, alles gleichzeitig, und der ausgezeichnet schmeckte.
    Tommallo verbeugte sich. »Liebe Gäste, genießt alles. Falls Ihr noch irgendeinen Wunsch habt, braucht Ihr lediglich mit den Fingern zu schnippen oder auf den Zimmern am Glockenstrang zu ziehen.« Er verließ sie, aber die dienstbaren Geister trugen immer neue Platten mit Speisen herein, stellten sie auf den Tisch und gingen wieder.
    Walter probierte das Fladenbrot mit den Höckern. Die Höcker entpuppten sich als Käse-Orangen-Füllung. Eine merkwürdige Zusammenstellung, aber durchaus köstlich. Er überlegte, ob er sich noch einmal davon nehmen oder die dampfenden Lamm- und Rinderbratenscheiben probieren oder die klare Brühe mit Lauchringen in der Silberterrine kosten sollte. Dann entschied er sich für alle drei und das Brot.
    Minutenlang hörte man nichts außer den Kaugeräuschen und häufigen Ahs und Ohs, als alle die Köstlichkeiten probierten. Reden wir gleich hier oder – Idiot!
    »Hört mal«, sagte er auf englisch. »Kein Erendra – nur Unterhaltung auf englisch, verstanden?«
    Aristobulus schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte er mit dem Mund voll mit Geflügel. »Kapier ich nicht – wir haben doch nichts zu verbergen.«
    »Doch, das haben wir!« Walter zeigte mit dem Daumen auf Karl, der schweigend auf einem Maiskolben herumkaute, ohne darauf zu achten, daß die Sauce auf den Tisch tropfte. »Unser Genie hier hat sich in den Kopf gesetzt, die Kanalisation der Stadt außer Betrieb zu setzen.« Er schaute zu Andrea hinüber. »Außerdem wollen wir nicht, daß das Personal hört, wie wir zu diesem Vorzugspreis für unsere Zimmer gekommen sind, oder?«
    Andrea schüttelte den Kopf. »Darüber würde ich mir keine Sorgen machen. Wie schon gesagt, Tommallo ist nicht der Typ, der mit seinen Angestellten über solche Sachen redet, und … «
    » … auch nicht mit Nicht-Angestellten«, brummte Karl. »Wir wollen das Kind doch beim richtigen Namen nennen.«
    »Das sind Angestellte, Blödmann. Slephmelrad, um es genau zu sagen.«
    Slephmelrad. Lehensdiener. Walter zuckte mit den Achseln. Er hatte eine Weile gebraucht, um sich an die Merkwürdigkeiten der Erendra-Sprache zu gewöhnen, die ein Wissen wachrief, von dem er nicht gewußt hatte, daß er es besaß. Aber es war zu einem immer häufiger auftretenden Phänomen geworden. Wenn ich es mir recht überlege, wäre es der Mühe wert, in meiner Freizeit, alle Erendra-Worte durchzugehen, die ich kenne, und dann zu versuchen, das alles auszuwerten.
    »Na?« Karl lächelte verlegen einem schlanken Mädchen zu, das etwa wie dreizehn aussah. Es stellte noch eine Tonflasche mit Wein auf den Tisch, ehe es ging. »Nur Frauen?«
    »Nein.« Andrea grinste. »Auch männliche Bedienung. Und einer davon … «
    »Es reicht.« Walter rieb sich die Schläfen.

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