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Hüter der Flamme 01 - Die Welt des Meisters

Titel: Hüter der Flamme 01 - Die Welt des Meisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Rosenberg
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anderen.«
    »Morgen? Dann ist es egal.« Er rieb sich die Augen. »Also schön. Setzt euch alle mal her, damit wir die Sache hinter uns bringen.«
    Hakim setzte sich neben Doria, dann Karl, dann Aristobulus und schließlich Andrea. Ahira konnte die Spannung, die zwischen ihr und Karl in der Luft lag, beinahe sehen. Es war so offensichtlich, wie er krampfhaft vermied, sie anzuschauen, und wie merkwürdig sie die Lippen spitzte und den Kopf nach hinten warf, wenn sie ihn ansah. Intelligenterweise sollte man die beiden dazu bringen, den kalten Krieg einzustellen.
    Das Problem ist nur, daß ich nicht weiß, wie man das intelligenterweise macht. Na ja – , was man nicht heilen kann, muß man erdulden. »Zuerst ich«, sagte er. »Ich weiß, wo das Tor ist. Ich habe es hier drin« – er tippte sich mit dem Finger an die Schläfe – , »und ich werde morgen eine Karte zeichnen. Irgend jemand muß Bleistift und Papier aus seinem Rucksack holen, ich habe so etwas nicht.«
    »Mach' ich«, sagte Andrea. »Aber wie weit ist es?«
    »Sieht wie ein ziemlich langer Marsch aus, von hier – einen Monat leicht.«
    Karl legte den Kopf schief und lächelte etwas. »Und wenn wir erst in Bremon sind, wird er noch schwieriger. Bestimmt.«
    »Was hast du gesagt?« Ahira hatte Bremon nicht erwähnt. Er hatte gar nichts über den Weg gesagt, seit sie sich alle am Brunnen getroffen hatten.
    Karl rieb sich mit der Hand über das Gesicht. »Ich … habe mit einem Freund gesprochen. Er sagt, daß dort ein riesiger Mutterdrache unter dem Berg liegt und das Tor bewacht, im Schlaf.«
    »Ein Freund?« fuhr Andrea ihn an. »Was für ein Freund?«
    Hakim hob die Hand. »Besser, wenn wir nicht darüber reden – er meint einen Babydrachen, der – , der früher einmal Teil der Kanalisation von Pandathaway gewesen ist. Aber es ist besser, darüber den Mund zu halten. Wir sollten lieber unsere Sachen nehmen und von hier abhauen. Könnte sein, daß man schon jetzt nach uns sucht.«
    Karl schüttelte den Kopf. »Glaube ich nicht. Wir waren unten in den Slums. Die Leute, die da wohnen, sind bestimmt nicht darauf erpicht, mit den … Bullen zu reden, selbst wenn sie uns gesehen haben.«
    Walter meinte spöttisch: »Hast du je in den Slums gelebt, Genie? Manchmal mußt du mit den Bullen reden, auch wenn du nicht willst.«
    Aristobulus nickte zustimmend. »Und wenn der Dreck ihnen bis an die Knöchel geht? Du weißt, wer sich darum kümmern muß. Und denen wird das gar nicht passen. Ganz und gar nicht.«
    Ahira wußte nicht, worüber sie redeten; aber die Tatsache, daß Karl über Bremon Bescheid wußte – offensichtlich mehr darüber wußte als er – , verlangte eine Erklärung. Am besten würde es wohl sein zu warten, bis sie sich keine Sorgen mehr machen mußten, belauscht zu werden oder sich verdächtig zu machen, weil sie nicht in Erendra, sondern in einer unbekannten Sprache wie Englisch redeten. Aber zu viele Vorsichtsmaßnahmen, zu viel Verfolgungs wahn bedeuteten auch wieder ein Risiko. »Rede nur, Karl. Aber, um Himmels willen, leise! Ich will endlich wissen, wovon, zum Teufel, ihr redet!«
    Karl nickte langsam. »Na schön. Sie haben hier ein komisches Kanalisationssystem. Alles fließt in eine Grube, wo das Zeug früher von einem Drachen, der noch ziemlich jung ist, zu Asche verbrannt wurde.«
    »Früher?« Andrea zog eine Braue hoch. »Ich nehme an … «
    » … daß das jetzt nicht mehr so ist.« Karl lächelte. »Sie hatten den Drachen dort angekettet. Das hat mir nicht gefallen, da habe ich ihn losgemacht. Ende der Geschichte.« Er zuckte mit den Achseln. »Keine große Sache. Sie müssen bloß ab und zu irgendeinen hochkarätigen Magier da unten hinsetzen, der den Dreck zu Asche verbrennt.«
    Ahira schüttelte den Kopf. Dieser hirnlose … »Wie lange ist das her?«
    »Eine Stunde oder so, ehe wir euch am Brunnen getroffen haben. Warum?«
    Andrea ergriff das Wort. »Weil die Neuigkeiten sich inzwischen bestimmt schon in ganz Pandathaway verbreitet haben und jemand nach dem suchen wird, der es getan hat, Schwachkopf! Ich dachte, Walter hätte vorhin bloß Spaß gemacht. Sag mal, Karl, hast du jemals über die Konsequenzen nachgedacht, die … «
    »Halt die Klappe!« Merkwürdig, daß Doria Karl verteidigte. Das ergab keinen Sinn. »Sag, Karl, hast du dir die Konsequenzen überlegt?«
    Karl antwortete nicht gleich. Er saß im Schneidersitz ganz entspannt da; seine Augen waren so verklärt wie die eines lächerlich muskulösen Buddhas.

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