Hüter der Flamme 01 - Die Welt des Meisters
und Unsichtbarkeitssprüche, mit denen wir dich gefangen haben, und noch mehr für die, damit wir deine Spur nicht verloren haben. Aber ich streiche immer noch einen ganz schönen Gewinn ein.« Er spuckte Karl ins Gesicht. »Ich komme mit Gewinn raus.«
Karl konnte mit der Hand sein Gesicht nicht erreichen. Der Speichel rann ihm langsam über die Wange.
Ohlmin seufzte. »Aber genug davon. Ich kümmere mich jetzt lieber um die Weiber. Die dunkelhaarige war ziemlich gut. Ich glaube, ich probiere jetzt die andere mal. Außerdem muß ich aufpassen, daß Hyrus sie nicht beschädigt. Muß sie für den Richtblock in Form halten.« Er runzelte die Stirn. »Nein, noch eine Sache.« Ohlmin ging auf die andere Seite des Wagens und wühlte in einem Haufen Schwerter, Messer und Armbrüste herum.
Unsere Waffen. Und nur drei Yards außerhalb meiner Reichweite. Ebensogut könnten sie Lichtjahre entfernt liegen. Es würde auch mehr als ein Schwert nötig sein, um die Ketten zu sprengen. Er befühlte die Handschellen. Verdammt. Selbst wenn Walter noch einen Dietrich bei sich hätte, würde das nichts nützen. Die Handschellen waren angenietet.
Ohlmin holte eine lange, schwarze Scheide aus dem Stapel. »Wenn ich mich nicht irre, ist das dein Schwert?« Er zog es heraus und prüfte im schwachen Schein der Laterne die Klinge. »Sehr schöne Arbeit. Ich glaube nicht, daß ich je eine schärfere Schneide gesehen habe. Du schätzt das Schwert zweifellos hoch?«
Karl richtete sich kerzengerade auf. Ich werde nicht um mein Leben betteln. Es würde auch nichts helfen.
»Aber nein.« Ohlmin grinste. »Es hat gar keinen Zweck, den Tapferen zu spielen.« Er stellte einen Fuß auf eine Kiste, nahm die Klinge vorsichtig in die Hand und bog sie über das Knie.
Die Klinge brach.
»Du stirbst nicht so leicht.« Die beiden Teile fielen klappernd zu Boden. »Öffentliche Hinrichtungen in Pandathaway dauern immer ziemlich lange.« Ohlmin öffnete die Tür. »Darüber kannst du eine Weile nachdenken.«
Die Tür fiel hinter ihm zu.
»Verdammt noch mal, wacht endlich auf!« zischte Karl. Er konnte Walter nicht erreichen, und der Zwerg war hinter dem Dieb angekettet. Wenn er lauter sprach, würde das mit Sicherheit Aufmerksamkeit auf sie lenken. Er konnte nur flüstern.
Klappernd und schwankend setzte sich der Wagen in Bewegung.
Walter öffnete langsam ein Auge. »Würdest du bitte die Klappe halten?« Seine Stimme war ruhig und beherrscht. Wie immer. »Wir sind schon vor dir aufgewacht«, sagte er kaum hörbar bei dem Rumpeln des Wagens.
»Aber wir haben wenigstens etwas Sinnvolles gehört«, sagte der Dieb. »Wir fahren nicht direkt zurück nach Pandathaway. Einer der Männer sagte, daß Ohlmin sich mehr Gewinn ausgerechnet hat, mit … « Er schluckte. Sein Gesicht blieb immer noch völlig ausdruckslos. » … mit den Frauen in Metreyll als in Pandathaway. Deshalb werden wir um die Wüste herumfahren.«
Ahira nickte. »Von Metreyll geht eine direkte Straße zum Hand-Tabernakel, dem in der Wüste. Die Gesellschaft bezahlt vielleicht für Doria eine Menge Lösegeld.«
»Falls sie noch lebt, wenn sie ankommen.« Das galt auch für Andy-Andy.
»Sei nicht albern«, schimpfte der Zwerg. »Die Leute sind Profis, denk dran. Die erhalten die Frauen am Leben. Und nur ganz theoretisch soll die Matriarchin von der Heilenden Hand sogar die Toten erwecken können. Das alles nützt uns hier nur überhaupt nichts.«
Karl spuckte aus. »Und was weißt du sonst noch, das uns hier nichts nützt?«
Ahira schüttelte den Kopf. »Nicht viel. Es sind ungefähr fünfzehn, Ohlmin und seinen gemieteten Magier mitgezählt. Außerdem weiß ich, daß diese verdammten Ketten zu dick sind und daß Hakim und ich uns auf den Richtblock in Pandathaway zubewegen. Ferner weiß ich … « Er brach ab und schüttelte den Kopf. »Ich weiß außerdem noch, daß Doria oder Andreas Knebel eine Zeitlang nicht ganz fest saß.«
»Hm?«
»Ich weiß nicht, bei wem«, sagte Ahira mit weißen Lippen. »Weil ich Dorias Schreie nicht von Andreas unterscheiden kann.« Er hob eine Augenbraue. »Soll ich dir eine kleine Zeichnung machen? Na schön. Aufgrund der Schreie haben sie sich offensichtlich abgewechselt, ehe sie dann schließlich … «
»Sei ruhig!« Karls Finger verkrampften sich um die Ketten und zogen.
Nichts.
Er versuchte es nochmals, hielt den Atem an und zerrte an den Ketten. Auf der Stirn stand ihm der Schweiß, vor seinen Augen flimmerten Lichter auf. Die Haut an
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