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Hüter der Flamme 02 - Das Schwert des Befreiers

Hüter der Flamme 02 - Das Schwert des Befreiers

Titel: Hüter der Flamme 02 - Das Schwert des Befreiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Rosenberg
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Der Armbruster stützte den Schaft der Armbrust auf eine Kerbe im Sattel, legte die Klaue auf die Bogensehne, spannte und stellte die Sehne fest. Die Klaue fiel ihm aus den Fingern.
    Zwanzig Yards. Mit zitternden Händen zog der Schütze einen langen, gefiederten Bolzen aus dem Köcher, legte ihn ein und spannte mit geübten Handgriffen.
    Zehn. Er hob die Armbrust an die Schulter, zielte und legte vier Finger um den langen Abzug der Armbrust.
    Mit einem Schlag nach oben lenkte Karl die Armbrust ab, so daß der Bolzen harmlos durch die Luft flog. Als der andere nach dem Degen in seinem Gürtel griff, rannte Karl ihm das Schwert durch die Brust.
    Das Schwert blieb stecken.
    Verdammt. Karl hatte zu hastig zugestoßen. Er hatte nicht darauf geachtet, daß die Klinge parallel zum Boden war: das verdammte Ding hatte sich jetzt zwischen zwei Rippen verklemmt. Als Karl versuchte, es herauszuzerren, glitt ihm das glatte, blutverschmierte Heft zwischen den Fingern weg.
    Der schlaffe Körper rutschte aus dem Sattel und nahm Karls Schwert mit. Er fluchte und - ein schrecklicher Schmerz erblühte wie eine feurige Blüte mitten auf Karls Rücken. Seine Beine wurden gefühllos. Als er ins Rutschen kam, versuchte er sich an der Mähne seiner Stute festzuhalten; aber ein Krampf riß ihm die struppigen Haare aus den Händen.
    Er landete auf dem harten Boden und lag verkrümmt auf der Seite da. Aus dem Augenwinkel konnte er den Bolzen der Armbrust in seinem Rücken sehen.
    Von der Mitte an abwärts spürte er gar nichts.
    Mein Rückenmark. Ellegon, bitte, hilf mir!
    Keine Antwort.
    Nichts.
    Durch einen roten Schmerzensschleier sah er, wie der andere Schütze auf dem immer noch tänzelnden Pferd nachlud und in aller Ruhe zielte. Es war der blonde junge Mann, den er zuvor bedroht hatte. Hinter ihm rannten Ahira, Walter und Riccetti mit hocherhobenen Waffen über die sonnenverbrannte Ebene. Aber es war unmöglich, daß sie den Armbruster noch rechtzeitig erreichten.
    Die Bolzenspitze hielt seine Augen gefangen. Im rötlichen Abendsonnenschein blitzte sie trotz der Rostflecke. Sie zeigte direkt auf ihn. Die Sehne surrte und schickte den Bolzen in weitem Bogen in die stille Luft. Ein langer roter Striemen zeichnete sich auf dem Bein des blonden Jungen ab. Als er die Hände senkte, um sich gegen den unsichtbaren Angreifer zu schützen, wurde er aus dem Sattel gerissen.
    Er sank auf dem Boden in sich zusammen. Walter Slowotski rannte zu ihm und stellte sich mit einem gezückten Messer in jeder Hand über ihn.
    »Kümmere dich um Karl«, forderte er die leere Luft auf. »Ich erledige diesen ... Abfall.«
    Staubwölkchen kamen über den Boden auf die Stelle zu, wo Karl lag. »Ganz ruhig«, murmelte Andy-Andys Stimme. »Lou hat die Flasche mit dem Heiltrank. Bald wird es nicht mehr weh tun.« Liebevoll umfingen unsichtbare Finger seinen Kopf.
    Leise sprach sie fremdartig klingende Silben, die man hörte und sofort wieder vergaß. Karl schaute zu, wie Lou Riccetti prustend und schnaufend über die Ebene rannte. In den Armen hielt er eine prachtvoll verzierte Messingflasche.
    Allmählich begann der Zauber zu wirken, mit dem sie die Unsichtbarkeit aufhob. Die Umrisse ihres Kopfes erschienen und legten sich über das Bild von Riccetti.
    Der Schemen materialisierte sich: Zuerst die braunen Augen, ein bißchen tränenfeucht; dann die etwas zu lange und leicht gekrümmte Nase, danach die hohen Wangenknochen und der volle Mund, alles eingerahmt von ihrem langen braunen Haar, das jetzt in der Abendsonne rötlich aufleuchtete. Karl hatte Andy-Andy immer schon wunderschön gefunden; aber noch nie so sehr wie in diesem Augenblick.
    »Andy, meine Beine ...«
    »Du hirnverbrannter Idiot!« Sie schob einen Arm unter seine Schultern und drehte ihn mühsam auf den Bauch. »Schnell, gib her!« Ein Korken ploppte.
    Grauenvoller Schmerz durchzuckte ihn, so daß er laut aufschrie, als der Bolzen aus seinem Rücken gezogen wurde. Noch grauenvoller war, daß der Schmerz in der Mitte des Rückens schlagartig aufhörte. Er war gelähmt.
    Nein! Bitte, lieber Gott! Nein! Er versuchte zu sprechen; aber sein Mund war so trocken wie die Wüste.
    Ein kühles Naß spülte die Schmerzen weg, als habe er sie nie gehabt.
    »Wackele mit den Zehen, Karl!« befahl sie ihm.
    Er versuchte es.
    Und sie bewegten sich.
    Er war wieder ganz da. Er spürte alles, alles vom schmerzenden Scheitel bis hinunter dorthin, wo sein rechter großer Zeh pochte. Wahrscheinlich habe ich mir den beim

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