Hüter der Flamme 02 - Das Schwert des Befreiers
Sturz verstaucht. »Danke!« Er versuchte sich aufzustützen, um wieder auf die Beine zu kommen.
»Das reicht jetzt aber!« sagte Andy-Andy. »Uns geht der Heiltrunk aus. Ich mußte dir das meiste geben, um das Loch im Rücken zu verarzten. Mehr können wir dir nicht zu schlucken geben. Deinen Schock mußt du schon allein überwinden. Bleib also still liegen! Ich muß nach dem Mann sehen, der vom Pferd gestürzt ist.«
»Vergebliche Mühe!« sagte Ahira. »Der muß sich beim Sturz das Genick gebrochen haben. Er ist tot. Verdammt!«
*Aber er ist als freier Mann gestorben*, ertönte Ellegons Stimme in Karls Kopf.* Du hast ihm dieses Geschenk gemacht.*
Großartig. Tränen stiegen in ihm auf. Er hatte alles falsch gemacht. Er hätte auf Andy-Andy hören sollen: Wenn er nur ein paar Minuten gewartet hätte, wäre er durch ihren Zauberspruch unsichtbar geworden. Der entlaufene Sklave wäre nie aus Angst seitlich abgebogen. Die Bola hätte ihn verfehlt. Karl wäre nie angeschossen worden, wenn er unsichtbar gewesen wäre. Alles hätte so leicht erledigt werden können, wenn er nur gewartet hätte.
Und jetzt war alles vergeblich.
*Nein, war es nicht.*
Du kannst das leicht behaupten, Feigling.
*Hör mir zu, Karl. Er war zu weit weg. Ich konnte seine Gedanken nicht gut lesen, als er zu fliehen versuchte. Ich weiß nicht einmal seinen Namen. Aber etwas habe ich deutlich gehört, als er dich sah und für einen Verfolger hielt. Ich hörte ihn ganz deutlich denken: ›Nein - lieber sterbe ich, als daß ich zurückgehe‹*
Und wenn ich gewartet hätte ...
*Wäre er trotzdem gestorben, ziemlich bald. Vielleicht in zehn Jahren, vielleicht später. In ganz kurzer Zeit. Ihr Menschen seid solche ... Eintagsfliegen. Aber dann wäre er nicht frei gestorben. Denk immer daran, daß er als freier Mann gestorben ist.*
Und war das schon etwas Besonderes?
*Er hat so gedacht. Mit welchem Recht machst du es ihm streitig?* Die mentale Stimme des Drachen wurde weich. *Du hast einiges hinter dir. Schlaf jetzt. Lou wird aus zwei Stangen und einer Decke eine Bahre machen. Damit ziehen wir dich zurück ins Lager.*
Aber ...
*Schlaf!*
Müdigkeit stieg in Karl auf und schwemmte ihn in einer dunklen, kühlen Woge hinweg.
Ahira schaute auf die gefesselte Gestalt des blonden Armbrustschützen hinunter und fluchte leise vor sich hin. »Was, zum Teufel, machen wir mit dem da?«
Der Junge antwortete nicht, sondern sah nur unwillig zu Boden.
Der Zwerg legte die Hände auf den Griff seiner Doppelaxt. Die Streitaxt war eine einfache Antwort und wahrscheinlich die beste. Vielleicht aber auch nicht. Auf alle Fälle hatten sie genug Zeit zu entscheiden, ob sie den Armbruster töten sollten oder nicht. Seine Hände waren an die Wurzeln einer alten Eiche gebunden. Er konnte nirgendwohin fliehen.
Walter beugte sich herab, um die Knoten zu überprüfen. »Das hält ihn! Soll ich Ellegon sagen, daß er ihn im Auge behält?«
Ellegon. Das war auch so eine Sache! Wenn Karls verdammter Drache nicht plötzlich zu einem Feigling geworden wäre ...
*Zwei Punkte: Ich gehöre mir, nicht Karl Cullinane oder irgend jemand anderem. Zweitens bin ich nicht ›plötzlich zu einem Feigling geworden‹, Zwerg! Ich bin ein Feigling, James Michael Finnegan. Das bin ich schon seit über dreihundert Jahren.*
Nenne mich nicht so! Ich heiße Ahira.
*Ja jetzt! Und wovor hast du am meisten Angst?*
Was soll denn die blöde Frage?
*Wenn du darauf bestehst, mache ich dir das gern klar. Aber ich schlage vor, daß du dir das für später aufhebst, Ahira. Jetzt möchte ich nur mal festhalten, daß es etwas gibt, das mich ebenso ängstigt wie dich der Gedanke, der Krüppel James Michael Finnegan zu sein ...*
Slowotski lachte leise. »Wenn ich du wäre, kleiner Freund, würde ich keine Beweise verlangen. Du warst nicht dabei, als er Karl einen Vorgeschmack von dem gab, was es heißt, in Pandathaways Kloake angekettet zu liegen. Rede erst mal mit Karl, ehe du dir irgend etwas klarmachen läßt.« Er hob den Kopf und rief in die Luft: »Ellegon? Tu mir den Gefallen und blende uns aus. Ich möchte mich mit dem Zwerg gern allein unterhalten.«
*Na schön!* Die mentale Stimme des Drachen verstummte.
Slowotski schüttelte den Kopf. »Ich traue ihm zwar nicht, daß er sich aus unseren Köpfen raushält; aber nachdem er zugestimmt hat, wird er Karl nicht alles gleich verraten. Cullinane wird ein großes Problem.«
Ahira schaute zur anderen Seite der Wiese hinüber. Unter einem
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