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Hüter der Flamme 02 - Das Schwert des Befreiers

Hüter der Flamme 02 - Das Schwert des Befreiers

Titel: Hüter der Flamme 02 - Das Schwert des Befreiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Rosenberg
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ein Einheimischer gesehen hat. Und das ist erst unsere erste richtige Ernte. Warte bis nächstes Jahr.«
    »Und das könnte unseren Untergang bedeuten?«
    »Allerdings. Freie Gesellschaften ...« Walter unterbrach sich, um den letzten Wein zu leeren. Er wirbelte die Flasche herum, fing sie am Hals wieder auf und stellte sie ab. »Freie Gesellschaften produzieren. Du müßtest mal sehen, wie hart diese armen Schweine arbeiten, sobald sie kapiert haben, daß das, was sie anbauen oder anfertigen, ihnen gehört.«
    »Hat Riccetti nicht etwas von Steuern gesagt?«
    »Na sicher.« Slowotski zuckte mit den Achseln. »Zwei Prozent des Einkommens oder der Produktion ist an den Stadtkämmerer zu bezahlen — das bin im Augenblick ich. Wir haben es dafür benutzt, um öffentliche Einrichtungen zu fördern, die Mühle zum Beispiel, das Gehalt für Riccetti und deine Frau, weil sie die Schule führen, und um Neuankömmlingen den Start zu ermöglichen. Ach ja, ich muß noch den Wert von dem festsetzen, was du zurückgebracht hast. Eine ganze Menge Gold und Platin, oder?«
    »Ein bißchen. Nur Nettogewinn, richtig?« Er überlegte, welche Steuer wohl für Arta Myrdhyns Schwert fällig gewesen wäre.
    »Netto. Keine Steuern auf das, was du einnimmst und draußen ausgibst. Es zählt nur, was du zurückbringst oder hier verdienst. Das vereinfacht die Sache. Aber können wir das nicht auf morgen verschieben?«
    »Sicher. Aber würdest du jetzt endlich damit herausrücken und mir sagen, was dir so verdammt große Angst einjagt?«
    »Angst einjagt? Das stimmt.« Slowotski holte tief Luft.
    »Du hast es immer noch nicht kapiert. Freie Gesellschaften produzieren mehr als solche, die Sklaven halten. Das war immer so und wird auch immer so bleiben. Hab ich recht?«
    »Du hast recht. Na und?«
    »Na und? Das heißt, daß wir auch weiterhin blühen und gedeihen. Damit werden wir zwangsläufig Aufmerksamkeit erregen. Und dann wird irgendein heller Baron oder Prinz oder Lord auf den Gedanken kommen, daß wir dieses Tal überfluten, uns ausbreiten und schließlich seine Macht anzweifeln könnten.« Er schüttelte den Kopf. »Na? Wie lange werden uns die Sklavenhaltergesellschaften ungeschoren lassen? Was meinst du? Sicher ein Jahr. Vielleicht auch fünf oder zehn Jahre, möglicherweise sogar zwanzig. Aber nicht für immer, Karl. Nicht für immer.«
    Verdammt, das ergab einen Sinn. Der einzige Grund, warum sie bisher ungestört geblieben waren, beruhte auf der abgeschiedenen Lage und der geringen Größe ihrer Kolonie.
    »Also«, fuhr Walter fort, »befinden wir uns in einem Wettlauf. Wir müssen groß genug, stark genug, schnell genug werden, damit wir uns gegen alles Kommende wehren können. Oder ...«
    »Oder? Hast du eine Alternative?«
    »Oder dein und mein Kind wachsen als Waisen auf - wenn sie Glück haben. Wir müssen dafür sorgen, daß unsere Frauen ständig schwanger sind. Wir müssen möglichst viele Sklaven befreien und bewaffnen und uns halbtot schuften, um eine Chance zu haben, das Rennen zu gewinnen. Nur eine Chance - nicht mehr.« Slowotski lächelte in der Dunkelheit. »Und nun frage ich dich noch einmal: Wie bald willst du wieder losziehen?«
    Karl seufzte. »Gib mir zehn Tage Zeit.« Verdammt! »Ich muß etwas Zeit mit Andy verbringen.«
    Slowotski seufzte auch tief. »Bleibe zwanzig Tage. Ich muß einen neuen Kämmerer einweisen und noch ein paar Schmiedearbeiten erledigen, ehe wir aufbrechen können.«
    »Wir?«
    »Wir. Slowotskis Gesetz Nummer Dreiundvierzig: ›Du sollst dein Geld dorthin tun, wo dein Maul ist.‹« Er stand auf und streckte Karl die Hand hin. »Du kannst auf mich zählen.«
    Karl ergriff die Hand und ließ sich von Walter auf die Beine ziehen.
    »So - und was machen wir jetzt, Karl?«
    »Wir?« Karl zuckte mit den Schultern. »Wir machen jetzt gar nichts. Ich werde mich von meinem liebenden Weib ins Schlafzimmer zerren lassen. Du kannst dich heute nacht noch mal abschließend besaufen; denn ab morgen nimmst du wieder am Training teil.« Er legte einen Arm um Slowotskis Schultern. »Und danach ...« Er sprach den Satz nicht zu Ende. Die Worte entfielen ihm. Ellegon? Kannst du mich hören?
    *Nein. Überhaupt nicht. Kein ...*
    Bitte, gib mir die Worte ein.
    *Nein, Karl. Dazu brauchst du mich nicht. Du kennst die Worte bereits.*
    Nein, tue ich nicht.
    *Versuch's!*
    »Wir ... wir werden überleben, Walter. Wir ...«
    Sanfte Finger streichelten Karls Verstand.
    »... wir beschützen uns, unsere Familien, unsere

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