Hüter der Flamme 02 - Das Schwert des Befreiers
Kommt so schnell ihr könnt.«
Andrea packte ihn an der Hose. »Warte! Ich habe ...«
»Keine Zeit. Hast du nicht gehört? Ein entlaufener Sklave. Halt dich da raus! Ich will mich nicht auch noch um dich sorgen müssen.« Er riß ihr das Hosenbein aus der Hand.
Ohne auf Ahiras Rufe zu hören, sprengte er mit dem Pferd los. Er war versucht, den Abhang zum Rand der Wüste hinunterzugaloppieren, aber Karl war es nicht gewöhnt, ohne Sattel zu reiten. Es war wichtiger, dort anzukommen, als einen Sturz zu riskieren.
Er ritt auf eine Lücke zwischen den Bäumen zu. Dahinter lag im roten Schein der Abendsonne die Wüste von Elrood, weit und hell und flach. Vor langer Zeit war dieses Wüstengebiet von üppiger grüner Vegetation bedeckt, wie sie jetzt noch im heiligen Bezirk um den Tabernakel der Heilenden Hand vorhanden war. Vor tausend Jahren hatte ein tödliches Duell zwischen zwei Magiern dem ein Ende gesetzt. Jetzt breitete sich eine riesige Fläche sonnenverbrannter, brauner Erde bis zum Horizont.
Etwa eine Viertelmeile vor ihm erhob sich eine Staubwolke. An ihrer Spitze, kaum hundert Yard vor einer Gruppe von drei anderen, riß ein einzelner Reiter sein Pferd auf die Seite, um einem vierten Verfolger auszuweichen, der seitlich auf ihn zuritt.
Vier gegen einen. Ich hasse vier gegen einen. Aber so stand es nun mal. Walter, Ahira und Riccetti würden noch mindestens fünf Minuten brauchen, bis sie ihn eingeholt hatten. Karl hatte keine leichte Aufgabe vor sich, diese vier so lange aufzuhalten. Ein fünfminütiger Schwertkampf konnte eine Ewigkeit sein.
*Aber vielleicht könntest du einfach mit ihnen reden,* ertönte die Stimme des Drachen in Karls Kopf.
Wetten, daß nicht? Er grub seine Fersen in die Flanken der Stute.
Als er sich dem Opfer näherte, brach der Mann seitwärts aus. Das arme, halbnackte, magere Wesen mit übel zugerichtetem Gesicht, dem Schweißbäche über die staubverkrustete Brust liefen, riß die Zügel mit den gefesselten Händen herum. Die klirrenden Ketten klangen grotesk fröhlich.
»N'vär!« rief Karl auf erendra. Nicht weglaufen! »T'rar ammalli.« Ich bin ein Freund.
Sinnlos. Der Mann hielt Karl offensichtlich für einen seiner Verfolger, da seine Kleidung ähnlich war. Für ihn mußte es wie eine Falle aussehen, als wollte ihm ein weiterer Reiter ein paar hundert Yards vor dem Heiligtum den Weg abschneiden. Ein tiefes Stöhnen drang über seine Lippen, als er an Karl vorbeiritt.
Da ließ der vierte Verfolger - als hätte er nur auf diese Chance gewartet - einen Lederriemen mit Gewichten an beiden Enden durch die Luft surren, der sich blitzschnell um die Hinterbeine des flüchtenden Pferdes wickelte. Vor Schmerz und Angst laut aufwiehernd stürzte das Tier zu Boden. Sein Reiter wirbelte durch die Luft und fiel kopfüber zur Erde, wo er lautlos liegenblieb.
Es war keine Zeit, nach dem gestürzten Mann zu sehen. Wenn er tot war, konnte man sowieso nichts mehr tun. War er nur verletzt, konnte er warten, bis Ahira, Slowotski und Riccetti mit dem Heiltrank eintrafen.
Karl griff zum Schwert. »Ruhig, ruhig«, flüsterte er der Stute zu und nahm die Zügel in die linke Hand. »Bleib nur stehen!« Er wartete auf die vier Soldaten.
Als sie vor ihm ihre Pferde zügelten, warf Karl schnell einen Blick auf ihre Bewaffnung. Alle vier waren Schwertträger und hatten die breitklingigen Kurzschwerter, die in Erens Gebiet so beliebt waren. Karl konnte damit vom Pferd aus höchstwahrscheinlich fertig werden. Seine Stute war ein großes und kräftiges Tier. Mit ihr konnte er die müden, schaumbedeckten Wallache umkreisen und die größere Reichweite seines Schwertes nutzen.
Aber die beiden hinteren hatten quer über dem Sattel eine Armbrust festgebunden. Das war schon schlimmer.
Sehr schlimm.
Aber ... Armbrüste? Warum hatten sie sie nicht benutzt, wenn sie sie schon dabei hatten?
*Idiot. Tot ... nicht viel ... wert.* Ellegons Stimme war jetzt schwächer, da Karl sich fast aus seiner Reichweite entfernt hatte. Und noch schlimmer: Wenn Ellegon sich nicht konzentrierte, kam es zwischen den Wörtern zu langen Pausen.
Stimmt, dachte Karl und überlegte, ob der Drache ihn hören konnte. Dann wandte er sich den vier Männern zu. »Ryväth'ed«, sagte er, wobei er das gutturale »r« in Erendra von der Zuge rollte. Nicht weiter!
Der Anführer, ein stämmiger Schwertkämpfer mit Bart, antwortete ihm in derselben Sprache. »Das geht dich nichts an«, sagte er und kam mit dem Pferd näher an Karls
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