Hüter der Flamme 02 - Das Schwert des Befreiers
Stute heran. »Der Sklave ist das Eigentum von Lord Mehlen von Metreyll. Wir sind seine Bewaffneten - Gesetze über aufgegebenes Eigentum treffen also hier nicht zu.«
Karl konnte Ellegon gerade noch hören. *Zeit schinden, Zeit schinden!*
Lange konnte er sie nicht aufhalten. Der jüngere der beiden Schützen hatte seine Armbrust schon losgemacht und griff nach einem Bolzen in dem hölzernen Köcher, der hinter seinem Sattel befestigt war.
Einen Versuch sollte er aber machen. »He, du!« rief er auf erendra. »Wenn du die Bogensehne anfaßt, nehme ich sie dir weg und dreh dir damit den Hals um.« Der Größte von ihnen war beinahe einen Kopf kürzer als Karl. Vielleicht konnte er sie einschüchtern, bis seine Chancen besser standen.
Der Schütze, ein blonder junger Mann, der wohl noch keine zwanzig war, verzog spöttisch den Mund. »Das bezweifle ich stark«, meinte er, nahm aber die Hand vom Köcher.
Gut. Nur noch ein paar Minuten! »Gut, dann können wir ja reden«, sagte Karl und senkte die Schwertspitze.
Er lauschte auf Geräusche von hinten. Verdammt! Nur das Klappern der Hufe, als das Pferd des Sklaven wieder aufstand. Der entlaufene Sklave schien sich ohnmächtig zu stellen; es sei denn ...
Ach was, zum Teufel! »Er ist kein Sklave. Nicht mehr. Er steht unter meinem Schutz.« Es war nur fair, ihnen eine Chance zu geben. Karl hatte der Matriarchin ein Versprechen gegeben; aber das konnte er wohl kaum damit erfüllen, daß er alle umbrachte, die den Besitz anderer Menschen duldeten - oder sogar unterstützten. Es würde nie gelingen; selbst wenn Karl bereit war, durch ein Meer von Blut zu waten.
Verdammt! Es hatte eine Zeit gegeben, in der die gewalttätigste Handlung, die Karl sich vorstellen konnte, ein harter Verteidigungsschlag im Karate-Training gewesen war.
Aber vieles hatte sich verändert. »Ihr werdet ihn nicht mitnehmen!«
Der Anführer hob eine Augenbraue. »Wer bist du? Du siehst nicht aus wie eine Tochter der Heilenden Hand. Du bist zwar so häßlich wie die meisten von denen, aber ...« Er brach mit einem Achselzucken ab. »Was sollen wir denn deiner Meinung nach tun? Wir haben ihn den langen, weiten Weg gejagt und ...«
»... jetzt könnt ihr umdrehen und nach Hause reiten«, sagte Karl. »Damit wäre die Sache erledigt.«
Der Anführer lächelte. Seine rechte Hand tastete sich langsam zum Schwertgriff vor. »Ich glaube kaum ...«
Die Worte gingen in ein ersticktes Gurgeln über, als Karls Schwertspitze seine Kehle durchbohrte.
Einer weniger. Karl gab seiner Stute die Fersen und ritt zu dem nächsten Schwertträger hinüber, einem bartlosen, pockennarbigen Kerl, der bereits seine Waffe gezogen hatte.
Jetzt galt es, keine Zeit zu verlieren. Er mußte diesen schnell ausschalten und sich dann um die Armbrustschützen kümmern. Als der andere ihm einen Hieb versetzen wollte, parierte Karl und stieß dann auf den Schwertarm des Mannes zu.
Der Bartlose war darauf vorbereitet. Mit einer schnellen Armdrehung schlug er Karls Säbel beiseite und versuchte dann, mit der Rückhand dessen Hals aufzuschlitzen.
Karl wich dem Schlag geschickt aus und benutzte dann die Lücke in der Abwehr seines Gegners, um ihm die Klinge in die Brust zu stoßen. Die Klinge schnitt durch die Ledertunika, als wäre es eine Mullgardine.
Karl zog sein Schwert zurück. Weinrotes Blut schoß heraus und bedeckte die gesamte Waffe, von der Spitze bis zum Heft, und darüber hinaus noch Karls Hand und Handgelenk. Er hatte entweder die Aorta oder das Herz getroffen. Es spielte aber keine Rolle, welches von beiden: Der Bartlose würde in wenigen Sekunden tot sein.
Karl wendete seine Stute und wollte sich den anderen beiden stellen. Doch wie auf ein Kommando hatten die beiden Armbrustschützen umgedreht und galoppierten in entgegengesetzten Richtungen davon.
Er zögerte einen Augenblick. Im Handgemenge konnte er es mit beiden gleichzeitig aufnehmen. Waren sie aber etwas auseinander, konnte der eine ihn leicht durchbohren, während er den anderen umbrachte.
Es blieb ihm keine Wahl. Er mußte sich erst einen vornehmen und sich um den anderen später kümmern.
Der Schütze links von ihm machte mit dem Pferd eine schnelle Wendung. Zwei Handgriffe genügten, und seine Armbrust war aus den Lederschlingen am Sattel befreit. Er griff an den Gürtel und holte eine Klaue mit drei Spitzen heraus.
Vierzig Yards holprigen Geländes trennten Karl von ihm. Karl galoppierte an. Wenn er ihn schnell genug erwischte ...
Dreißig Yards.
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