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Hüter der Flamme 02 - Das Schwert des Befreiers

Hüter der Flamme 02 - Das Schwert des Befreiers

Titel: Hüter der Flamme 02 - Das Schwert des Befreiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Rosenberg
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war keine Feuerstelle, da der kleinste Funke sie bereits in Brand gesetzt hätte. Ihr Abendessen aus gegrilltem Plattfisch und in schwimmendem Fett gebackenen Kokosbällchen war auf einem offenen Feuer, zwanzig Schritt von der Hütte entfernt zubereitet worden. Die Speisen wurden auf Bananenblättern serviert.
    Die Köchin - eine ausgezeichnete - war Estalli, die jüngere Frau Seigar Wohtansens. Sie war ein schlankes, attraktives Mädchen, etwa sechzehn Jahre alt. Jetzt kniete sie dienstbereit neben Wohtansen. Den Sarong hatte sie sittsam über die Knie gezogen, während ihre nackten Brüste wippten, wenn sie seinen Becher mit fermentiertem Kokossaft füllte. Wohtansens sieben Söhne und Töchter bedienten die übrigen Gäste.
    Wohtansens andere Frau, Olyla, eine hochschwangere Frau Ende dreißig, thronte am Ende der Tafel auf dem einzigen Möbelstück der Hütte, einem Armsessel aus Rohr.
    Beleuchtung kam aus sieben kopfgroßen Glühsteinen, die in Netzen von der Mittelstange hingen. Das Licht von drei Steinen wurde schon schwächer. Wohtansen hatte Olyla schon mehrmals während des Essens versichert, daß er gleich morgen den Zauberspruch erneuern würde. An ihrer Miene konnte man ablesen, daß er ihr dies nicht zum erstenmal versprach.
    Verständlich. Das Leben in Melawei war einfach und faul. Da war die Versuchung groß, die Arbeit auf morgen zu verschieben.
    Karl nahm noch einen Schluck Kokossaft. Er schmeckte trocken und frisch, wie leichter italienischer Weißwein. Aber wie hielten sie ihn so kühl?
    Er zuckte mit den Schultern. Ach was, wenn die Römer Eis in der Wüste machen konnten, konnten die Mel auch eine Flasche Wein kühlen.
    Er schaute zu Aeia hinüber, die nach dem reichlichen Essen halb eingeschlafen auf ihrer Matte lag. »Na, bist du froh, zu Hause zu sein, Kleines?«
    Sie verzog das Gesicht. »Noch bin ich nicht zu Hause.«
    Wohtansen lächelte ihr beruhigend zu. »Es ist nicht weit zum Erik-Clan, kleine Kusine. Höchstens zwei Tage auf dem See.« Er schloß fest die Augen. Nach einer Minute meinte er: »Wenn eure Pferde nicht wasserscheu sind, könnten wir in kürzerer Zeit hinüberreiten. Wir können morgen früh aufbrechen. Ich muß auch hin und für Ganness die Kopraladungen bestellen und die Höhle besuchen.«
    Auf die letzten Worte reagierte Estalli, als hätte er sie geschlagen. »Seigar ...«
    »Ssscht. Erinnere dich an Arta Myrdhyns Worte. ›Er wird ein Fremder sein aus einem fernen Land.‹ Ich muß Karl Cullinane dort hinbringen. Wenn er nicht der Richtige ist, kann sich das Schwert selbst schützen. Es hat es schon bewiesen.«
    Das war das zweite Mal, daß Wohtansen dieses Schwert erwähnt hatte. Karl überlegte kurz, ob eine Frage den Mel beleidigen könnte, sagte dann aber: »Was für ein Schwert ist das?«
    Wohtansen zuckte mit den Schultern. »Ich wünschte, Svenna — er war der Sprecher des Clans — wäre nicht von Sklavenhändlern geraubt worden. Er hätte dir die Geschichte wortwörtlich berichten können. Aber der Erik-Clan hat einen Sprecher. Willst du warten, bis du es genau hören kannst?«
    »Ehrlich gesagt, drückt mich die Neugier zu sehr.«
    Eigentlich nicht besonders wegen dieses Schwerts. Aber wie kam eine Gruppe Mel-Männer zu skandinavischen Namen und einem skandinavischen Akzent?
    Und mehr noch.
    Die Bugfiguren an ihren Booten sahen wie die Drachen an den Langschiffen der Wikinger aus. Sie waren stilisiert, beinahe rechteckig, nicht wie ein Saurier wie Ellegon:
    Die Hütten waren eine Bambusversion von Wikingerhäusern.
    Es ergab keinen Sinn. Ein Klima und eine Umgebung, sehr ähnlich wie Polynesien konnte eine Kultur hervorbringen, die mit der polynesischen Ähnlichkeit hatte, lose, gewickelte Kleidung, Auslegerkanus und eine leichte Lebensart. Aber woher kamen die skandinavischen Einflüsse?
    Es war möglich, daß die Kanus mit den Drachenköpfen oder der Akzent oder die Ähnlichkeit einiger Namen zufällig war, aber nicht alle drei Dinge.
    Seigar Wohtansen ließ sich von Estalli nachschenken.
    »Also gut. Meines Vaters Vaters Vaters ...« Er runzelte die Brauen, als er die Generationen an den Fingern abzählte. »... Vaters Vater, Wohtan Rotbart wurde ein Pirat genannt, obwohl das nicht ganz stimmte. Er segelte mit seinem Boot auf einem Salzsee, überfiel die Dörfer der bösen Landbewohner und nahm ihnen das unverdiente Getreide und Gold ab.«
    Die Kinder lauschten aufmerksam, als würde Seigar ihnen eine altvertraute Gute-Nacht-Geschichte erzählen.
    »Wie

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